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Gemeinsame Zeitreise

Zum Karlsruher Tag des offenen Denkmals kommen sogar Besucher aus Ulm und Stuttgart

Jugendstilfassaden, das erste Mädchen-Gymnasium, offene Kirchen oder die Baischstraße im Herzen der Stadt: Der Aktionstag bietet unter dem Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ ein umfangreiches Programm.

Tag des offenen Denkmals im Fichte-Gymnasium, Führung mit Renate Straub und Geschichtslehrer Ludwig Köhler.
Auf dem Schulhof des Fichte-Gymnasiums können die Zuhörer in die Geschichte des ersten deutschen Mädchen-Gymnasiums eintauchen. Foto: Jörg Donecker

Für manche ist der Tag des offenen Denkmals eine Reise in die eigene Vergangenheit. Laura Oberacker-Hartig ist an einen bedeutsamen Ort ihrer Jugend zurückgekehrt: Mit rund 60 anderen Geschichtsinteressierten steht sie im Schulhof des Karlsruher Fichte-Gymnasiums. „Da ist meine alte Turnhalle“, sagt sie lächelnd.

„Tatort Geschichte: Der Schulhof des Fichte-Gymnasiums“ ist die Führung überschrieben, die Teil des Angebots am Tag des offenen Denkmals ist. Unter dem Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ bietet der Aktionstag Interessierten einen Blick hinter die Kulissen. Verschiedene Führungen und Veranstaltungen sollen Geschichte erlebbar machen.

Aktionen in mehreren Stadtteilen

In mehreren Karlsruher Stadtteilen locken Aktionen zum Tag des Denkmals. In Kirchen, Museen oder Schulen tauchen geschichts- und architekturinteressierte Menschen in Welten ein, die sonst zum Teil verborgen sind. Manche erkunden die Angebote auf eigene Faust, andere entscheiden sich für bereits geplante Routen. Wieder andere lauschen Orgelkonzerten – oder schließen sich einer Führung an wie die ehemalige Gymnasiastin Laura Oberacker-Hartig.

Gespannt lauscht Oberacker-Hartig auf dem Schulhof des Fichte-Gymnasiums dem Vortrag von Stadtführerin Renate Straub. Die gibt einen Einblick in die Geschichte des Gymnasiums in der Sophienstraße, in dessen Rückgebäude Ende des 19. Jahrhunderts das erste Mädchen-Gymnasium in Deutschland gegründet wurde. „Die Jungen kamen erst in den 70er Jahren dazu“, weiß Oberacker-Hartig, die selbst im Jahr 1967 Abitur am „Fichte“ machte.

Damals stand in der Turnhalle ein Flügel.
Laura Oberacker-Hartig, besucht den Schulhof des Fichte-Gymnasiums

„Mit dem Mädchen-Gymnasium war eine neue Ära angebrochen“, erklärt Stadtführerin Renate Straub. Viele hätten damals große Vorbehalte gehabt gegen gebildete junge Frauen.

Laura Oberacker-Hartig erinnert sich gern an ihre eigene Schulzeit zurück, der Sportunterricht ist ihr dabei besonders im Gedächtnis geblieben. „Damals stand in der Turnhalle ein Flügel“, erzählt sie. Wenn die Mädchen zum Unterricht in die Halle kamen, habe ihre Sportlehrerin immer daran gesessen und gespielt: „Das habe ich geliebt.“

Einblick in die Jugendstil-Siedlung in der Baischstraße

Eine architektonische Zeitreise können derweil die Besucher der Baischstraße im Herzen der Stadt unternehmen. Einblicke in die Jugendstil-Siedlung des Karlsruher Architekten Hermann Billing gibt an diesem Tag der Kunsthistoriker Gerhard Kabierske. „Es sind sogar Besucher aus Stuttgart und Ulm angereist“, freut sich Kabierske, der über den Architekten Billing promoviert hat. Mit Liebe zum Detail erläutert er seinen Zuhörern die Elemente des Jugendstils, die an den Häuserfassaden in der kleinen Stichstraße zu bewundern sind.

„Das ist eine eigene Welt für sich – und das mitten in der Innenstadt“, sagt der Kunsthistoriker, der verrät, dass in der Baischstraße um das Jahr 1900 Zimmereien ihr Holz lagerten. Später wurden hier die prachtvollen Häuser errichtet – versetzt, damit genug Platz für die Gärten blieb.

Heute haben bei genauem Hinsehen auch die Spuren moderner Zeiten in der Baischstraße Einzug gehalten: In einem Fenster ist ein Micky-Maus-Vorhang zu erkennen, in ein anderes hat ein stolzer Schulanfänger ein selbstgemaltes Kunstwerk geklebt.

„Ich bin schon öfter an der Baischstraße vorbeigefahren und habe mich immer gefragt, wie es hier wohl aussieht“, sagt Besucherin Carola Dornheim aus Stutensee. Die Straße gefällt ihr gut, den Vortrag findet sie „sehr informativ“.

Kirchen öffnen ihre Türen

Auch zahlreiche Kirchen öffnen zum Tag des offenen Denkmals ihre Türen. In der Daxlander Kirche St. Valentin etwa bekommen die Besucher am Nachmittag eine Einführung in den von der Künstlerin Barbara Jäger gestalteten Kreuzweg.

Die Maria-Hilf-Kapelle an der Alb ist für die Besucher ebenso geöffnet wie die Christuskirche und St. Bonifatius in der Weststadt.

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