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Ausstellung über die 80er

„Zurück in die Zukunft“: Sommer am Badischen Landesmuseum Karlsruhe wird schrill

Das große Hoffen: Das Museum im Karlsruher Schloss erwartet mit der 80er-Schau „Zurück in die Zukunft“ Besucherzahlen wie vor der Pandemie. Und muss sich schon mal auf den Abschied für mehrere Jahre vorbereiten.

PRODUKTION – 14.02.2023, Baden-Württemberg, Karlsruhe: Elinor Lou Harang posiert vor dem Karlsruher Schloss, in dem sich das Badische Landesmuseum befindet, in einem Aerobic Anzug sowie in den Händen haltend einen Ghettoblaster und einen Zauberwürfel, für die Ausstellung „Die 80er – Sie sind wieder da!“ , die ab dem 17. Juni 2023 von dem Museum im Schloss gezeigt wird. Am 28. Februar 2023 findet die Jahres-Pressevorschau des Museums statt. Foto: Uli Deck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Der Sommer wird schrill im Karlsruher Schloss: Die 1980er Jahre und ihre typischen Utensilien wie der Aerobic-Anzug, ein Ghettoblaster oder ein Zauberwürfel stehen ab dem 17. Juni 2023 im Fokus der Ausstellung „Zurück in die Zukunft“ im Badischen Landesmuseum. Foto: Uli Deck/dpa

Krasser Schnitt am Badischen Landesmuseum (BLM): Feen und Naturgöttinnen, anmutige Ornamente und zarte florale Motive prägten dort das Jahr 2022 bis September mit der erfolgreichen Sonderausstellung „Göttinnen des Jugendstils“.

Jetzt wirft die wohl markanteste Frisur des 20. Jahrhunderts ihre Schatten voraus: Vorne kurz, hinten lang – der Sommer steht ganz im Zeichen der „Vokuhila“. Er steht aber auch im Zeichen der Hoffnung nach und vor Phasen der Herausforderungen für das Haus.

Während das Museum im Karlsruher Schloss noch an den Folgen der Pandemie zu knabbern hat, muss es sich zugleich auf einen weiteren Schnitt vorbereiten: Im Jahr 2027 soll die Sanierung des Schlosses beginnen. Wie lange sie dauert, steht noch nicht fest.

Wir müssen alle nun in den sauren Apfel beißen.
Eckart Köhne, Direktor Badisches Landesmuseum

„Klar ist aber, dass das Museum dann komplett geschlossen werden muss“, sagt Eckart Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseums. „Das ist jetzt so notwendig“, sagt Köhne. „Deshalb müssen wir alle nun in den sauren Apfel beißen. Aber ich kann den Karlsruherinnen und Karlsruhern versprechen, dass es ein wunderbarer Ort wird, wenn die Sanierung fertig ist.“

Das Museum arbeitet seit vielen Jahren auf eine Generalsanierung hin. Heizung, Sanitäranlagen und Elektrik stammen größtenteils aus den 1960er Jahren, als der Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gebäudes abgeschlossen wurde.

In Darmstadt dauerte Sanierung sieben Jahre

Beim Hessischen Landesmuseum in Darmstadt habe die Komplettsanierung sieben Jahre gedauert, verweist Köhne auf einen vergleichbaren Fall in jüngerer Vergangenheit. In Karlsruhe könne es eventuell schneller gehen, hofft er.

Große Hoffnungen setzt Köhne jedoch zunächst in den Sommer: Mit „Zurück in die Zukunft“ will das Haus ab Juni 2023 ganz im Retro-Kult schwimmen, die 1980er-Jahre feiern und so die Besucherinnen und Besucher locken.

Denn nach der Pandemie geht es dem Museum noch nicht wieder so gut wie zuvor. „Wir haben die Folgen von Corona noch lange nicht bewältigt“, so Köhne. Man habe finanzielle Einbußen zu verkraften, die auch durch die Corona-Hilfen nicht auszugleichen seien.

Besucherzahlen im Badischen Landesmuseum steigen nach Corona wieder

Immerhin verzeichnet das Haus einen steigenden Trend bei den Besucherzahlen. So zählte das Museum im Jahr 2022 rund 118.000 Besucherinnen und Besucher. „Vor Corona hatten wir 40.000 Gäste mehr an den Standorten in Karlsruhe, aber im Vergleich zum direkten Vorjahr haben sich die Zahlen fast verdreifacht.“

Die ganz auf das persönliche Erlebnis ausgerichtete Schau zu den 80ern habe das Zeug dazu, diesen Trend fortzusetzen. „Sie trifft den Nerv der Zeit“, ist Köhne überzeugt. Entweder habe man also die 80er selbst mitbekommen oder die junge Generation feiere aktuell ein Revival. Er selbst hat das Abi 1986 gemacht und fühlt sich dem Jahrzehnt sehr verbunden. „Ich verspreche allen: Das wird Spaß machen.“

2024 wird die Reichenau zum Thema

Den nächsten Köder wirft er buchstäblich in den Bodensee: Für das nächste Jahr empfiehlt Köhne augenzwinkernd, schon mal einen Urlaub zu buchen.

Denn ans so genannte „Schwäbische Meer“ verführt die Große Landesausstellung „Klosterinsel Reichenau – Welterbe des Mittelalters“ ab Frühjahr 2024. Das Land Baden-Württemberg feiert in diesem Jahr die Gründung des Klosters Reichenau vor 1.300 Jahren.

Insel Reichenau
Peter und Paul, 12. Jh., Weltkulturerbe
Mit ihren drei mittelalterlichen Kirchen, dem Klostergarten sowie dem Museum Reichenau ist die Insel Reichenau selbst ein Schauplatz. Foto: Herr

Mit ihren drei mittelalterlichen Kirchen, dem Klostergarten sowie dem Museum Reichenau ist die Insel Reichenau selbst ein Schauplatz. Der zweite ist das nahe gelegene Archäologische Landesmuseum in Konstanz.

Dort sollen internationale Leihgaben vermitteln, wie eng das Inselkloster als kulturelles Zentrum in das Herrschaftssystem des Mittelalters eingebunden war.

Warten auf die „Attische Demokratie“ geht weiter in Karlsruhe

Auch am Karlsruher Standort ist nach der Schau „Zurück in die Zukunft“ noch ein Großprojekt zu erwarten bevor die Sanierung beginnt. Die für Herbst 2022 geplante Große Landesausstellung „Attische Demokratie“ konnte sich das BLM wegen der Einnahmeausfälle der beiden Corona-Jahre nicht leisten. Ein Grund, warum es seit Herbst 2022 im Schloss vergleichsweise still war.

Wir haben viel Geld verloren während Corona.
Eckart Köhne, Direktor Badisches Landesmuseum

Das Museum hatte umdisponiert und mit „Zurück in die Zukunft“ ein Projekt auf diesen Sommer vorgezogen, das laut Köhne einfacher zu realisieren sei als die „Attische Demokratie“. Diese Große Landesausstellung ist nun für 2025 geplant. Doch stehe sie noch unter dem Vorbehalt der Finanzierung. „Wir haben viel Geld verloren während Corona“, gibt Köhne zu Bedenken.

Zu den kleineren Ausstellungs-Projekten bis zur erwarteten Schließung gehöre laut Köhne eine Dokumentationsausstellung zur Rolle des Museums in der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945.

„Und dann müssen wir ja auch langsam den Abschied planen.“ Die Schließung müsse man vernünftig gestalten und auch zelebrieren, „denn dann müssen sich die Bürgerinnen und Bürger ja von dem verabschieden, was wir seit bis zu 30 Jahren zeigen“.

Eckart Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseum, aufgenommen im Karlsruher Schloss in der Ausstellung „Archäologie in Baden - Expothek“ an einem Multimediatisch.
„Ich glaube nicht, dass wir nach Corona in einer neuen Normalität angekommen sind“, sagt Eckart Köhne. Foto: Uli Deck/dpa

Trost dürften die vielen digitalen Projekte vom „Creative Museum“ über die „Creative Exhibitions“ bis hin zu neuen Dialogen in der Museumsapp „Ping!“ sein, die das Museum in diesem Jahr vorantreibt.

Noch eine Frage treibe das Haus um: der Wandel zu einem nachhaltigen Museum. Das betreffe nicht nur die Sanierung, auch der Museumsbetrieb stehe auf dem Prüfstand. „Hier wird ein Veränderungsprozess stattfinden. Das ist die eigentliche Herausforderung der nächsten Zeit“, so Köhne. „Ich glaube nicht, dass wir nach Corona in einer neuen Normalität angekommen sind.“

Das Risiko einer Pandemie bestehe auch weiter. „Die Veränderungen, die uns Corona gebracht hat, werden uns auch weiter begleiten.“

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