Skip to main content

75 Para-Athleten nehmen teil

Zweiter nationaler Paraclimbing-Wettbewerb in Karlsruhe ausgerichtet

Der Deutsche Alpenverein hat in den Kletterhallen in Karlsruhe einen Wettbewerb für Menschen mit Behinderung organisiert. Sogar Teilnehmer mit 75 Jahren waren mit dabei.

Menschen mit und ohne Rollstuhl stehen vor der Kletterwand, während andere klettern.
Jeder Teilnehmer des Paraclimbing-Wettbewerbs klettert bis zu sechs Mal mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden, insgesamt gibt es 16 Möglichkeiten. Foto: Jörg Donecker

Bis unter die Decke sind die Kletterhallen des Deutschen Alpenvereins (DAV) am Fächerbad gefüllt gewesen. Denn genau darum geht es beim Hallenklettern: den höchsten Punkt in der Wand zu erreichen – und der ist nun mal oft knapp unter der Deckenhalle.

Die DAV-Sektion Karlsruhe veranstaltete mit über 50 Helfer ihren 2. Nationalen Paraclimbing-Wettbewerb mit Kletterwettkämpfen für Sportler mit Behinderung. Die Resonanz auf die Veranstaltung war gut, 75 Para-Athletinnen und -athleten waren mit Freunden und Familienmitgliedern gekommen. Die Sportler waren im Alter von elf bis 75 Jahren.

Sogar aus Berlin fanden Teilnehmer den Weg in die Waldstadt. Jeder Teilnehmer klettert an diesem Tag bis zu sechs Mal mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden, insgesamt waren 16 Routen vorbereitet. Weniger Griffe und zuweilen auch ein zu bewältigender Überhang machen den Unterschied aus. Auf die Farben musste man achten, die daneben liegende Route hatte immer eine andere, und die durften die Kletterer nicht nutzen.

Wir wollen den Inklusionsgedanken nach außen tragen.
Armin Kuhn, Organisationschef

„Wir wollen den Inklusionsgedanken weiträumig nach außen tragen“, erläutert Organisationschef Armin Kuhn das Konzept des Paraclimbing-Treffens, „vorwiegend geht es darum, Spaß zu haben und Kontakte zu knüpfen.“ Wettkampfstimmung ist trotzdem in den Hallen zu spüren, viele analysieren die Routen genau, bevor sie beginnen.

Funk-Headset verbindet Teilnehmer mit Guide

Waldemar Weissbrodt aus Freiburg tut das besonders sorgfältig. Der älteste Teilnehmer im Feld, er ist 75 Jahre alt, hatte vor über 50 Jahren einen Unfall und kann seitdem nicht mehr sehen. In der Vorbereitung für eine Klettertour will er die Route genau erklärt bekommen, zum Teil lässt er seine Hände passend in die richtige Richtung führen, so, als wäre er schon in der Kletterwand.

„Suchen, suchen, suchen“, so Weissbrodt, sei das A und O beim blinden Klettern. Ebenso wie mit den Händen wird er auch mit den Füßen, die in professionellen Kletterschuhen stecken, den nächsten passenden Halt ertasten. Während des Wettkampfs ist er durch ein Funk-Headset mit seinem Guide verbunden.

„Da ist rechts, über deiner rechten Hand, die 10“, hört er über einen Ohrstöpsel. Die „10“ ist dann auch schon der höchste Griff auf dieser Route. Hat er die erreicht, bekommt er die volle Punktzahl. Nur wenn er punktgleich mit einem Konkurrenten sein sollte, gibt es ein Stechen, bei dem bei einer weiteren Punktgleichheit die verstrichene Zeit über den Sieg entscheidet.

Von nur einem Meter am Anfang bis erfolgreich zur Hallendecke

Viel jünger als Weissbrodt ist Aaron Hofheinz aus Bruchsal. Der 13-Jährige, der in die Hardtschule in Karlsruhe-Neureut geht, hat die Sportart für sich entdeckt: „Das Klettern gefällt mir“, sagt er. Er hat sogar einen Lieblingssicherer beim DAV Karlsruhe, nämlich „.aber nur mit Peter!“. Seine Mutter Yasmin ergänzt: „Seit er klettert, hat er richtig Muskeln bekommen.“ Am Anfang reichte es nur für eine Höhe von einem Meter, mittlerweile klettert auch er bis unter die Hallendecke.

„Jeder Teilnehmer ist ein Sieger, jeder bekommt eine Medaille und einen Preis“, sagt Orga-Chef Armin Kuhn, der selbst unterschenkelamputiert ist. Dass alle Teilnehmer Sieger sind, merken die Para-Kletterinnen und -Kletterer schon vorher. Nämlich dann, wenn Applaus unter den Zuschauern aufbrandet, wenn ein Sportler den obersten Griff erreicht hat. Viele jubeln auch gerne selbst – es geht ganz offensichtlich darum, Erfolgserlebnisse zu erfahren und zu feiern, wenn sie eintreffen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang