Als Karoline Schwemer am Montagvormittag um 8 Uhr ihren Dienst in der Durlacher Eisbär-Apotheke antritt, stehen bereits die ersten wartenden Kunden vor der Tür. Ein echter Notfall ist allerdings nicht dabei, und deshalb kann die Apothekerin auch recht entspannt zur Tagesordnung übergehen und die ersten digitalen Impfzertifikate ausstellen lassen.
„Die erste Welle haben wir aber recht schnell in den Griff bekommen“, sagt Schwemer eine Stunde später mit einem Schmunzeln. Komplett unvorbereitet war die Belegschaft der Eisbär-Apotheke schließlich nicht in die Woche gestartet.
Dass gleich am Montagvormittag ein erster kleiner Ansturm auf die neuen digitalen Impfnachweise drohte, war bekannt. Deshalb hatten Politik und Verbände im Vorfeld bereits um etwas Geduld gebeten.
Digitaler Impfnachweis: Organisation ist mit großem Aufwand verbunden
„Aber es gibt immer Leute, die so etwas gleich erledigt haben wollen“, sagt Schwemer. Damit die „normale Kundschaft“ wegen der Zertifikate nicht zu lange auf ihren Apotheken-Einkauf oder die Abwicklung eines Rezepts warten muss, wurden in der Eisbär-Apotheke extra Leute für die schnelle Bearbeitung der Impfpässe geschult.
Ganz so schnell wie erhofft geht die Bearbeitung der ersten Anträge dann aber nicht über die Bühne. Der Grund: Das Anmeldesystem bricht in den ersten Stunden immer wieder zusammen.
„Der Andrang war echt der Hammer“, sagt auch Patrick Kwik. Der Inhaber der Congress Apotheke in der Ettlinger Straße und Beisitzer im Landesapothekenverband wurde ebenso wie Schwemer bereits beim Dienstantritt von wartenden Kunden in Empfang genommen. Stress sei aber dennoch nicht aufgenommen, so Kwik, und auch die Zeitverzögerungen wegen der überlasteten Server hätten seine Kunden weitgehend gelassen in Kauf genommen.
Apotheken bekommen 18 Euro für jeden digitalen Impfnachweis
„Natürlich ist die Organisation auch mit einem großen Aufwand verbunden. Aber es macht auch Spaß. Schließlich kann man die Menschen bei ihrer Rückkehr ins normale Leben gut unterstützen“, sagt Kwik. Für die Apotheken ist die Erstellung der Impfzertifikate zumindest kein Verlustgeschäft. 18 Euro werden für jede Digitalisierung vergütet, also exakt dieselbe Summe, wie sie anfangs auch für Schnelltests bezahlt wurde.
Warum eigentlich immer diese 18 Euro? Das könne er auch nicht sagen, so Kwik. Gerechtfertigt sei die Vergütung aber auf jeden Fall. Die Apotheken müssten schließlich zunächst einmal in Vorleistung gehen, Personal schulen sowie Monitore und Scanner anschaffen. „Und keiner weiß, wie lange die Leute noch kommen“, betont Kwik, der zumindest in den kommenden Tagen noch mit einem regen Andrang rechnet.
Wenn man ein Dokument will, das in ganz Europa gültig ist, braucht das eben seine Zeit.Patrick Kwik, Congress Apotheke
„Vor allem jüngere Leute, die wieder ausgehen möchten, wollen den Impfnachweis so schnell wie möglich auf dem Handy haben“, sagt der Apothekenchef. „Denn wenn man den gelben Papierpass immer im Geldbeutel mit sich trägt, fällt er bald auseinander.“ Dass Impfstoffe schneller entwickelt werden konnten als ein digitaler Impfausweis, verwundert Kwik übrigens nicht. „Wenn man ein Dokument will, das in ganz Europa gültig ist, braucht das eben seine Zeit. Das ist wohl der Preis für unsere Demokratie.“
Apothekerin aus Karlsruhe sieht bei Sicherheit noch Nachholbedarf
Trotz des langen Vorlaufs ist Karoline Schwemer nicht zu 100 Prozent von der Sicherheit des Dokuments überzeugt. Das Fachpersonal in den Apotheken sei zwar geschult und erfahren und könne die Echtheit eines Impfausweises normalerweise auf einen Blick erkennen. Sie sei allerdings sehr verwundert, dass die Apotheker für die Erstellung des Zertifikats nicht auch die Chargennummer des Impfstoffs eintragen müssen. Schwemer: „Da hätte man möglichen Betrügern leicht das Handwerk legen können.“