Die Karlsruher BGV/Badische Versicherungen-Gruppe zeigt weiterhin ein Herz für Pflegerinnen, Lebensmittel-Verkäuferinnen und andere „Helden des Alltags“.
Bei Neuverträgen bietet sie ihnen einen Beitragsrabatt, der zwischen fünf und 15 Prozent liegt. Eigentlich sollte die Aktion nach einem Jahr in diesem März auslaufen.
Nun wird sie bis Ende 2021 verlängert, so BGV-Vorstandsmitglied Moritz Finkelnburg bei der Bilanzpressekonferenz in Karlsruhe.
Zum Start war der „Helden des Alltags“-Rabatt ein Novum
Bislang seien knapp 1.000 entsprechende Verträge mit diesem Corona-Rabatt abgeschlossen worden. Zum Start der Aktion war diese in der deutschen Versicherungslandschaft laut Finkelnburg ein Novum.
In der Kfz-Sparte agieren die Karlsruher jedoch zurückhaltender als beispielsweise die zwei Branchenführer HUK und Allianz: Einen aktiv angepriesenen Rabatt gibt es beim BGV nicht, obwohl weniger Schäden bei Unfällen entstanden sind. „Durch den Lockdown kam auch der Individualverkehr auf den Straßen quasi zum Erliegen“, erinnert BGV-Vorstandschef Edgar Bohn.
Kunden der Versicherungsgruppe konnten nach seinen Worten aber geringere Kilometerleistungen und somit einen reduzierten Beitrag beantragen.
Die Kfz-Versicherung gilt als Ankerprodukt in der Branche. Entsprechend groß ist der Preiskampf. Man sei in der Sparte deutlich wirtschaftlicher geworden, stellt Bohn fest. Finkelnburg verspricht, Ersparnisse durch den Corona-Effekt in die Kalkulation des kommenden Kfz-Tarifs einfließen zu lassen. Letztlich erhöht der BGV damit seine Attraktivität.
BGV aus Karlsruhe spricht von Solidarbeitrag für Gaststätten
Noch ein Corona-Thema: die Betriebsschließungen etwa in Gaststätten. „Versicherungsschutz besteht in der Regel nicht“, unterstreicht Bohn. Auseinandersetzungen dazu werden auch vor Gericht geführt. Der BGV habe aber Solidarität gezeigt und sich wie andere Assekuranzen an der „bayerischen Lösung“ orientiert.
Wer eine Betriebsschließungsversicherung hatte, bekam demnach 15 Prozent des Schadens bezahlt. Bohn: „Wir haben damit insgesamt etwas über eine Million Euro geleistet.“
Deutlich höher ist die Beitragsrückerstattung, die bei der Versicherungsgruppe Tradition hat – und Seltenheitswert in der Branche. Sie erreicht mit 8,2 (2019: 8,0) Millionen Euro einen neuen Rekord. Es profitieren die BGV-Mitglieder – also vor allem die badischen Kommunen – sowie die Privatkundschaft mit ihrer Hausrat- und Unfallversicherung.
Eine Herausforderung für die Versicherungsgruppe ist, dass ihre Kundschaft vergleichsweise überaltert ist. Hier steuert die Assekuranz nun mit maßgeschneiderten Versicherungspaketen für Familien gegen. BGV-Chef Bohn hatte dies in einem BNN-Interview im Juli 2020 angekündigt. Seit Mai sind die „Family-Tarife“ mit Sonderkonditionen auf dem Markt.
„Wir haben die Produkte familientauglich gestaltet“, erläutert Finkelnburg. Aktionen und Mehrleistungen biete man. Das erinnert an einen Family-Club. „Das ist eine gewisse Zielsetzung“, bestätigt Finkelnburg den Eindruck. Jeder Haushalt mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren kann Teil der „BGV Family“ werden.
Brände in Kindergarten und Schule kamen teuer
Weniger Beitragseinnahmen durch die Kontaktbeschränkungen für Versicherungsvertreter, aber auch weniger Schäden vor allem in der Kfz-Sparte sind zwei Corona-Effekte für die BGV-Gruppe im vergangenen Jahr.
Zu teuren Brandschäden kam es dennoch. Nur drei Beispiele: Im südbadischen Wehr stand ein Kindergarten lichterloh in Flammen (3,3 Millionen Euro Schadenaufwand) – Auslöser war ein technischer Defekt an einem Kühlschrank. Die brennende Scheffelhalle in Singen kam auf 3,5 Millionen Euro.
Besonders heftig war der Schaden mit 6,2 Millionen Euro im Copernicus-Gymnasium Philippsburg: Die Polizei geht hier mittlerweile von Brandstiftung aus. Zunächst stand nur eine Couch in einem Aufenthaltsraum in Flammen.