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Minitrains aus dem Rheinhafen

Schlossgartenbahn Greif: Karlsruher Firma bringt Lok auf den Markt

Die Karlsruher Dampflok Greif kommt als Modelleisenbahn auf den Markt. Im Mai soll der Verkauf starten. Hersteller ist die im Rheinhafen ansässige Firma Minitrains. Deren Chef Andreas Schönfeld kennt den im Schlossgarten beheimateten Zug seit Kindertagen.

Greif
Die Dampflok Greif bringt Andreas Schönfeld, hier mit Steffen Waidelich (links), als Modellbahn auf den Markt. Foto: jodo

Ein Karlsruher Publikumsliebling soll ganz groß rauskommen. In Klein allerdings: Die im Rheinhafen ansässige Firma Minitrains bringt im Mai die Dampflok Greif als Modellbahn auf den Markt. „Aus Australien liegen schon Vorbestellungen vor. Und Modelleisenbahn-Fans aus Japan reagieren begeistert“, berichtet Andreas Schönfeld.

Der 61-jährige gebürtige Berliner verdient sein Geld als Chef von Standard Instruments seit 25 Jahren mit Medizintechnik. Mit einigen Produkten ist das Unternehmen Weltmarktführer. Vor zehn Jahren entschied sich Schönfeld, zusätzlich sein Hobby zum Beruf zu machen und Modellbahnen zu produzieren.

Schon als Kind in der Greif gefahren

120 Modelle gehören inzwischen zum Portfolio – in das die Greif nicht so recht zu passen schien. Dabei kennt Schönfeld die Dampflok seit Kindertagen.

„Mein Großvater war Lehrer in Karlsruhe. Schon als Bub fuhr ich in der Greif“, erinnert sich der Unternehmer. Er sagt: „Wer in Karlsruhe lebt und die Greif nicht kennt, der hat sein Haus nie verlassen.“

Premiere war 1968

Erstmals drehte die Feldbahn 1968 ihre Runden durch den Schlossgarten. Ab Mitte der 1970er Jahre beförderte sie dort Passagiere. Seit 2016 gehört die Bahn Steffen Waidelich und Marco Müller. Beide verliebten sich schon als Kinder in die Lok.

Schlossgarten
Die Dampflok Greif im Schlossgarten Foto: Sandbiller

„In der Modelleisenbahn-Szene bin ich aber nicht tief drin“, räumt Waidelich ein. Dennoch leuchten seine Augen, wenn er den Mini-Zug in der Hand hält. „Wir sind wirklich stolz darauf. Und auch überrascht, dass das wirklich geklappt hat.“

Das war irre

Waidelich hat daran durchaus seinen Anteil. Auf einer Messe in Sinsheim traf er Schönfeld. Man fachsimpelte und plauderte. Und dann fragte Waidelich den Unternehmer, ob er denn jemals im Führerstand einer Feldbahn mitgefahren sei. Schönfeld verneinte – und erhielt sofort eine Einladung. Am Sonntag drauf saß Schönfeld drei Stunden auf dem Tender, in dem das Holz transportiert wird.

„Das war irre“, sagt der 61-Jährige. Kurz danach begann er eine Ausbildung zum Heizer. Und die Greif war damit auf der Spur hinein in das Sortiment von Minitrains. „Ich mache nur Sachen, die ich selbst haben möchte“, betont der Elektrotechniker.

Erste Bahn war Geburtstagsgeschenk

Zum achten Geburtstag bekam er von seinem Vater eine erste Schmalspurbahn. „Sie war irre teuer und richtig schön.“ Noch heute steht das Modell aus dem Hause Egger bei ihm zuhause. Mit einem Re-Make dieser Feldbahn startete er einst sein Minitrains-Geschäft.

Schönfeld wusste, dass der Markt der Modelleisenbahnen kein einfacher ist. Viele Unternehmen sind mächtig unter Druck. „Es gibt eine Entwicklung, dass die Modelle immer genauer, immer detailreicher werden und damit teurer. Steigt der Preis, können sich das Familien nicht mehr leisten. In der Konsequenz fehlt der Nachwuchs“, analysiert Schönfeld.

Das ist reine Emotion

Schönfeld sagt auch: „Niemand braucht eine Modellbahn. Das ist reine Emotion.“ Schönfeld erklärt: Er baut die Dinge lieber einfacher, macht sie dafür aber bezahlbar. Und je nachdem wie Fenster und Lampen bei den Modellen gestaltet werden, wirken diese gemütlicher, ja, niedlich. Dabei sind alle selbstverständlich fahrtauglich.

Sein Konzept hat Erfolg: Auch wenn der Umsatz von Minitrains nicht mit dem der Sparte Medizintechnik vergleichbar sei, laufe das Geschäft gut. Die 800 Exemplare, mit denen er vor zehn Jahre startete, seien damals in vier Wochen verkauft gewesen. Bei der Greif denkt er an 500 Stück Startauflage, Lok und Tender gibt es dabei als Paket. Stand jetzt soll das 149,90 Euro kosten. Der anzuhängende Wagen ist mit 1.000 Exemplaren und 22,60 Euro kalkuliert.

Produziert wird in China

Produziert wird in China. „Vielleicht reicht diese Stückzahl aber nicht“, sagt Schönfeld. Das Echo sei schließlich schon jetzt sehr gut.

Der Karlsruher Unternehmer arbeitet mit Listenpreisen, reine Internethändler beliefert er nicht. Auch eBay und Amazon kommen als Vertriebswege nicht infrage.

Auch Greif-Schwester als Modell

Schönfeld glaubt, dass die Greif als Modell weltweit die Herzen von Modellbahnfreaks erobert. Und mancher von ihnen Karlsruhe besuchen wird, um das Original zu sehen.

In der Spurweite H0e gibt es aus dem Karlsruher Schlossgarten bei Minitrains nicht nur die Greif, sondern auch ihre noch namenlose Schwester. 2019 kauften Waidelich und Müller ein modellgleiches, aber deutlich jüngeres Modell als die Greif. Es dauert noch, bis dieses hinterm Schloss eingesetzt wird.

Saisonstart ist am 5. April

Ab dem 5. April dreht dort wieder die Greif an Sonn- und Feiertagen ihre Runden. Manchmal vielleicht mit Schönfeld als Heizer an Bord. Der Unternehmer wirkte für die Greif auch schon als Sponsor. Er unterstützte die Arbeit an einem Wagen, den Waidelich und Müller für Konzerte und ähnliches nutzen möchten, der Umbau läuft.

Schönfeld beschäftigt 20 Mitarbeiter, zwei davon sind für den Modellbau zuständig. Er selbst taucht mitunter komplett ein in die Welt der Miniatur. „Wenn ich was mache, dann richtig“, so der 61-Jährige.

Modell des Jahres in Frankreich

Zweimal wurden Arbeiten aus seinem Haus in Frankreich zum Modell des Jahres gewählt. „Darüber hinaus sind Japan und England die besten Märkte.“ Bei der Spielzeugmesse in Nürnberg war jetzt die Mini-Greif zu sehen, sie kam auch dort gut an.

In seinem Büro im Rheinhafen hat Schönfeld ein Stück Schlossgarten nachgebaut. Das Modell steht im passenden Umfeld. Wenige Meter weiter findet sich eine Mini-Insel mit zwei Bergen. Auch da kurven Loks umher. Schönfeld weiß, das diese Szene an Jim Knopf erinnert. Er strahlt, wenn er den Leuchtturm einschaltet und Besucher auf Details aufmerksam macht. Ein kleines Boot etwa, auf dem eine Ratte mit Augenbinde sitzt. „Eine Piratte“, sagt Schönfeld und lacht.

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