„Das 9-Euro-Ticket darf mit Auslaufen des Monats nicht Geschichte sein, sondern muss sofort weitergeführt werden“, hat die Partei Die Linke am Samstag bei einem Aktionstag in Karlsruhe gefordert.
Sieben Teams waren in Stadt- und Straßenbahnen und mit Ständen auf den Wochenmärkten unterwegs und sammelten Unterschriften.
Der Regen macht den Aktiven einen Strich durch die Rechnung. Dennoch erzielen sie rund 400 Unterschriften für ihre Forderung, dass die Bundesregierung sofort eine Anschlusslösung schaffen soll. Bei der Abschlusskundgebung auf dem Kirchplatz St. Stephan seien weitere 100 Unterschriften hinzugekommen, sagt Kreisverbandssprecher Michel Brandt.
Vertreterin von Fridays for Future hält Rede
Hingucker beim Stand zum Abschluss des Aktionstages ist eine gemalte Karlsruher Stadtbahn mit Forderungen: kostenloser öffentlicher Nahverkehr, auskömmliche Finanzierung und gute Bezahlung für genügend Personal. Auf dem Zielschild steht „Nulltarif“. Das ist die Langfristforderung. Gleichgesinnte engagierten sich in rund 50 deutschen Städten für eine sofortige Fortführung des 9-Euro-Tickets und auf längere Sicht für einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr.
Mobilität ist Lebensqualität!Natalie Becker, Vertreterin Fridays for Future
Die Vertreterin von Fridays for Future, Natalie Becker, sagt, sie denke wehmütig an die jetzt zu Ende gehenden drei Monate, in denen sie zum Beispiel günstig ihre Freunde in Köln besuchen konnte. Das 9-Euro-Ticket habe für sie ein Stück Bewegungsfreiheit dargestellt.
Die Züge seien zwar proppenvoll gewesen. Aber das sei Zeichen dafür, wie gut das Angebot angenommen werde, sagt die Vertreterin von Fridays for Future. Sie sei davon überzeugt, dass viele Menschen diese Mobilität ohne Auto genossen hätten. „Mobilität ist Lebensqualität“, ruft Becker in die Runde und verlangt die frühestmögliche Abschaffung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Elektro- und Wasserstoffantrieb seien keine Alternative, schlicht und einfach nötig seien weniger Autos.
Demonstranten bringen Vorschläge
Zur Finanzierung schlägt Becker vor, die jährlich 65 Milliarden Subventionen für klimaschädliche Investitionen auf den öffentlichen Nahverkehr und den Ausbau der Schieneninfrastruktur umzulenken.
Der Karlsruher Gewerkschafter Elvis Capece erklärt am Mikrofon, dass durchaus nicht alle seine Genossen für die Weiterführung des 9-Euro-Tickets sind. Vor allem Eisenbahnergewerkschafter seien froh, dass es zu Ende geht, so der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) im Bezirk Mittelbaden-Nordschwarzwald. Aber, so Capece, der auch Landessprecher von Die Linke Baden-Württemberg ist, diese Belastung könne durch mehr Personal aufgefangen werden.
Der öffentliche Verkehr ist Teil der Daseinsvorsorge. Bund und Land müssen sich darum kümmern.Elvis Capece, Karlsruher Gewerkschafter
„Der öffentliche Verkehr ist Teil der Daseinsvorsorge. Bund und Land müssen sich darum kümmern“, sagt Capece. Auch für die Beschäftigten in der Automobil- und Zulieferindustrie sieht der Gewerkschafter Chancen in einem ausgebauten öffentlichen Verkehr. Dieser erfordere mindestens 100.000 Arbeitskräfte.