
Sie haben sich selbst und den Tanz entdeckt - und nun entdecken sie auch Berlin, Weimar und die Theaterbühnen bei Festivals.
Neun Jugendliche und junge Erwachsene aus Karlsruhe sind mit dem Bühnenstück „Alles tanzt! Halbstark“ eingeladen worden zum Tanztreffen der Jugend nach Berlin sowie zum Treffen der Jugendclubs in Weimar.
Das bedeutet: Fast zwei Wochen gemeinsame Festivalerfahrung - mit Auftritten in Spielstätten wie dem Haus der Berliner Festspiele.
Männlichkeitsbilder werden im Tanz hinterfragt
Dort, wo sich jedes Jahr im Mai der Vorhang hebt für das bundesweit beachtete Berliner Theatertreffen, standen nun am Freitagabend die jungen Protagonisten aus Karlsruhe auf der Bühne. Ihre Stück ist eine tänzerische Auseinandersetzung mit der Frage, was Männlichkeit heute bedeuten kann. Die Aufführung kam dem Vernehmen nach gut an.
Wir hätten nicht erwartet, dass es einen solchen Applaus gibt.Florian Köchy, Student an der Pädagogischen Hochschule
„Das war schon eine besondere Atmosphäre“, sagt Florian Köchy aus dem Ensemble tags darauf beim Telefonat mit den BNN. „Wir hätten nicht erwartet, dass es einen solchen Applaus gibt. Im Publikum saßen ja Menschen, die sich viel mehr mit Tanz auseinandersetzen als wir selber“, so der 23-jährige Student an der Pädagogischen Hochschule.
„Ich glaube, wir hatten eine ganz gute Energie“, sagt Finwick Schupp über den Abend in Berlin. Während der Aufführung selbst sei man sehr auf das Stück konzentriert und achte nicht so sehr auf Publikumsreaktionen, so der 14-Jährige, der an der Realschule Rüppurr die neunte Klasse besucht. „Es haben uns dann aber sogar Leute mit Applaus begrüßt, als wir nach dem Umkleiden aus der Garderobe kamen - das hat uns sehr überrascht.“
Dass gleich zwei Festivaljurys die Produktion eingeladen haben, freue sie vor allem für das Ensemble, sagt die Regisseurin Stefanie Heiner. Sie hat am Badischen Staatstheater von 2018 bis zum Sommer 2022 die partizipative Sparte Volkstheater geleitet. „Alles tanzt!“ hat sie gemeinsam mit dem Choreografen Tiago Manquinho entwickelt. Es war ihre letzte Regiearbeit in Karlsruhe, bevor sie die künstlerische Leitung des jungen Theaters Stellwerk in Weimar übernommen hat.
„Es hat mich sehr beeindruckt, wie präsent das Stück allen Beteiligten bei den Proben für die Festivals noch war, obwohl die letzte Karlsruher Aufführung mehrere Monate zurückliegt“, sagt Heiner. „Das zeigt, dass sie diese Produktion wirklich zu ihrem Stück gemacht haben.“
Begegnung mit anderen Gruppen wird besonders geschätzt
Die Aufführungen sind bei den Festivals aber nur einer von vielen Aspekten. Besonders angetan zeigen sich die befragten Teilnehmer von der Begegnung mit den anderen Ensembles und den vielen neuen Impulsen.
„Durch die Workshops bekommt man einen guten Austausch, auch wenn man die anderen Leute vorher nicht gekannt hat“, sagt Aiman Abdi. Der 15-jährige Neuntklässler der Anne-Frank-Schule hebt als Festivaleindruck die Stimmung und die Begegnung hervor. „Wir sind sehr freundlich empfangen worden, es funktioniert alles wirklich super.“
Auch Finwick Schupp hebt die Workshops hervor: „Toll finde ich, wie viel man von den anderen Gruppen lernen kann. Ich hätte nicht gedacht, wie viele unterschiedliche Tanzformen es gibt.“ Florian Köchy fügt hinzu: „Durch diese Begegnungen wird einem klar, wie individuell jedes Stück ist und dass man Kunst nicht einfach als besser oder schlechter vergleichen kann.“
Auch in Weimar ist intensiver Austausch geplant
Die Eindrücke dürften bis zum kommenden Freitag nach anwachsen, denn beim Bundestreffen der Jugendclubs in Weimar, das sich direkt an das Tanztreffen in Berlin anschließt, sind alle Theaterformen vertreten und der Austausch ähnlich intensiv konzipiert.
„Das ist eine besondere Qualität dieser Jugendfestivals“, erklärt Stefanie Heiner. „Es geht nicht nur darum, ein Stück aufzuführen, sondern um die Begegnung mit Leuten, die ähnliche Interessen haben und sich im Austausch zum Ausprobieren ermutigen.“
Service
„Alles tanzt! Halbstark“ ist am Badischen Staatstheater wieder zu sehen am 6. und 21. Dezember. - www.staatstheater.karlsruhe.de.