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Nach Krawallen in Stuttgart

Karlsruher Nachtleben zeigt sich weitestgehend friedlich

Verletzte Polizisten und geplünderte Läden: Die Ausschreitungen in Stuttgart haben gezeigt, dass Gruppenverhalten und Alkohol zu einem explosiven Gemisch werden können. Wegen der warmen Temperaturen in der Samstagnacht kommt es auch in Karlsruhe teils zu größeren Ansammlungen von Menschen. Die Polizei wird vom Ernstfall verschont, hat aber deutlich mehr zu tun als an den vergangenen Wochenenden.

Sommerliche Temperaturen in der Nacht: Rund um den Karlsruher Ludwigsplatz sind am Samstag viele Menschen unterwegs. Am Brennpunkt Europaplatz ist es dagegen verhältnismäßig ruhig.
Sommerliche Temperaturen in der Nacht: Rund um den Karlsruher Ludwigsplatz sind am Samstag viele Menschen unterwegs. Am Brennpunkt Europaplatz ist es dagegen verhältnismäßig ruhig. Foto: jodo

In der lauen Sommernacht von Samstag auf Sonntag tummeln sich zahlreiche Menschen auf dem Karlsruher Ludwigsplatz. Die Außenbereiche der Restaurants sind gut besucht, Gesprächsfetzen unzähliger Unterhaltungen schweben durch die Luft. Auf den Straßen stehen viele Menschen in kleineren Gruppen zusammen. Es wird Alkohol getrunken, gelacht, diskutiert.

Kein erhöhtes Polizeiaufkommen in Karlsruhe

Wie schnell sich die Kombination aus einer großen Menschenmenge, Gruppenverhalten, Alkohol und weiteren Faktoren zu einem explosiven Gemisch entwickeln kann, hat sich vergangenes Wochenende in Stuttgart gezeigt.

Bei der Randale wurden ungefähr 20 Polizisten verletzt sowie Läden der Königsstraße beschädigt und geplündert. Eine Woche später gibt es in der Landeshauptstadt ein erhöhtes Polizeiaufkommen – in Karlsruhe nach Angaben des Polizeipräsidiums aber nicht.

Trotzdem ist die Präsenz spürbar. Auf dem Ludwigsplatz steht ein Beamter neben dem Streifenwagen und schaut sich um. Nur wenige Meter entfernt stoßen Kenneth Zeiser Dietrich und seine Freunde aus Karlsruhe mit einem Bier an.

Der Student Zeiser Dietrich sagt, dass er sich mit seinen Freunden gerade über die Ausschreitungen in Stuttgart unterhalten hat. Brennpunkte gebe es auch in Karlsruhe, sie seien aber nicht so extrem wie in der Landeshauptstadt.

Ich habe das Gefühl, dass im Ernstfall für die Sicherheit gesorgt ist.
Kenneth Zeiser Dietrich, Student

Dagegen meint sein Freund David Quandt, dass man dort mit einer Eskalation vorher auch nicht gerechnet habe. Das Potenzial für eine destruktive Gruppendynamik sei theoretisch auch in Karlsruhe gegeben, ergänzt Jens Hein.

Er und Quandt sind bereits berufstätig, Zeiser Dietrich ist noch Student. In der Samstagnacht wollen sie einfach gemütlich etwas trinken und reden. Zeiser Dietrich hält die Polizeipräsenz für ausreichend. „Ich habe das Gefühl, dass im Ernstfall für die Sicherheit gesorgt ist“, sagt der Student.

Polizei hat teils 20 Einsätze gleichzeitig

Den Gesetzeshütern wird in der Nacht nicht langweilig. Um 1.30 Uhr verzeichnet Eberhard Schell 20 gleichzeitig laufende Einsätze innerhalb der Stadtgrenzen.

Der Polizeiführer vom Dienst betont, dass vor allem die Kollegen vom Revier Marktplatz viel zu tun haben. „Es ist wesentlich mehr los als an den vergangenen Wochenenden“, sagt Schell. Er führt den Anstieg der Einsätze in erster Linie auf die hohen Temperaturen zurück.

Nach seinen Angaben handelt es sich größtenteils um kleinere Delikte wie Ruhestörungen. Doch im City-Park greift gegen 0.15 Uhr eine zehnköpfige Gruppierung drei Geschwister an. Eine Frau wird beleidigt, ihre beiden Brüder verletzt. Die Täter fliehen. „So traurig das auch ist, solche Vorfälle kommen in einer Samstagnacht häufiger vor“, erklärt Raphael Fiedler, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Karlsruhe.

Täter bedroht einen Zeugen mit Messer

Er berichtet auch von Menschen-Ansammlungen rund um das Karlsruher Schloss am früheren Abend. Eine Gruppendynamik wie in Stuttgart bleibt aus. Auf dem Schlossplatz kommt es aber kurz vor 22 Uhr zu einer Auseinandersetzung. Drei Personen greifen nach Angaben des Pressesprechers eine Frau und einen Mann an. Einer der Unruhestifter bedroht einen Zeugen mit einem Messer. Nach der Festnahme stellen die Beamten eine hohe Promillezahl bei den Tätern fest.

In diesem Jahr ist es auf dem Europaplatz insgesamt ruhiger.
Raphael Fiedler, Pressesprecher Polizeipräsidium Karlsruhe

Um 1.30 Uhr herrscht vor dem Schloss eine ruhige Atmosphäre. Dort sitzen Gruppen, Paare, aber auch einzelne Personen. Ab und an schlendern Leute vorbei. Die Studienfreunde Ralf Dienstmann, Sebastian Schorch und Lisa Will haben einen Kasten Bier im Brunnen auf dem Schlossplatz kalt gestellt. „Für Krawalle wie in Stuttgart braucht es eine große Masse an Leuten. Das hast du hier in Karlsruhe nicht“, sagt Will.

Rund um den Ludwigsplatz und in der Amalienstraße leeren sich die Straßen zunehmend. Der Kronenplatz ist bereits um 0.30 Uhr fast wie ausgestorben.

Auf dem Europaplatz – in der Vergangenheit immer wieder ein Brennpunkt der Karlsruher Nachtszene – stehen gegen 1 Uhr nur wenige Gruppen. „In diesem Jahr ist es auf dem Europaplatz insgesamt ruhiger“, sagt Raphael Fiedler. Von Krawallen wie in Stuttgart sei man in Karlsruhe aktuell weit entfernt.

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