Wie das geht, verraten Bürger des Walzbachtales. Keiner von ihnen hatte je zuvor etwas vom Welt-Nettigkeitstag gehört.
Gut gelaunt auf der Baustelle: Ahmed Karaman ist 38 Jahre alt und macht aufmunternde Bemerkungen zu seinen Kollegen. „Wir freuen uns immer, wenn die Sonne scheint. Und wenn nicht, seid ihr meine Sonne!“ Weiter erzählt Karaman, dass er gleich morgens anfange, nett zu sein. Indem er seine Freundin fragt, ob sie schön geschlafen habe. Es seien Kleinigkeiten, die die Stimmung heben, sagt er.
Da ist Helma Klein, die vom Einkauf kommt und lacht: „Es ist selten geworden, dass jemand mit einem Lächeln auf mich zukommt, dazu noch ein Gruß. Das freut einen richtig!“ Die 82-Jährige beobachtet die Umgangsformen zwar mit Sorge, weiß aber auf die Frage, wann sie zuletzt etwas Nettes gesagt hat, sofort zu antworten: „Gestern, zum Geburtstag meines Enkelsohnes.“ Es gab Glückwünsche und einen selbstgebackenen Apfelkuchen.
Ein paar Meter weiter geht Katherina Malakhouskaya mit Hund „Hubi“ Gassi. Für die 26-jährige Angestellte ist Nettigkeit am Arbeitsplatz selbstverständlich: „Das passiert jeden Tag. Den Kollegen ein schönes Wochenende zu wünschen zum Beispiel.“ Darüber hinaus prägten Gefälligkeiten ein gutes Team, wie sie erzählt: „Mit meiner Kollegin habe ich den Dienst getauscht, damit ich am Feiertag frei habe und umgekehrt gebe ich ihr einen Tag zurück.“ Malakhouskaya ist überzeugt: „Wenn mal jemand unfreundlich ist, hatte der vielleicht einen schlimmen Tag.“
Verständnis zeigt auch Uwe Bolz, der für eine Bekannte ein Fahrrad repariert. „Als Rentner kann ich mir die Zeit selbst einteilen.“ Der 66-Jährige blickt von seinem Hof in Jöhlingen auf die benachbarten Grundstücke. „Ich habe hervorragende Nachbarn, allesamt.“ Für die Kinder von Familie Ulitsch nebenan bäckt seine Frau auch schon mal Dambedeis, wofür sie wiederum gelobt wird. Uwe Bolz findet, dass Nachbarschaftshilfe im ländlichen Raum noch groß geschrieben werde.
David Ulitsch äußert sich in Begleitung seines jüngeren Sohnes zum Welt-Nettigkeitstag: „Da es auch einen Welt-Pastatag gibt, wie ich letztens im Radio gehört habe, finde ich es in Ordnung.“ Der junge Vater fügt hinzu: „Also ich sage gerne was Nettes, gerade zu meinen Kindern oder zu meiner Frau.“ Der kleine Joshua strahlt. Auch davon kann man sich was abgucken: Kinder zeigen Freude und Hilfsbereitschaft oft unmittelbar und spontan.