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Natur erwacht

Ameisen beim Sonnenbad und Frischlinge im Kessel: Was im Hardtwald im Frühling passiert

Nicht nur die Menschen erwachen langsam aus dem Winterschlaf. Auch im Wald kommt es jetzt überall zu einem regen Frühlingserwachen – die Tier- und Pflanzenwelt macht sich bereit.

Wenn es sonnig genug ist, fangen die Waldameisen in großen Klumpen die Wärme ein und heizen damit ihren Bau.
Wenn es sonnig genug ist, fangen die Waldameisen in großen Klumpen die Wärme ein und heizen damit ihren Bau. Foto: Christian Haag

ForstBW-Mitarbeiter Christian Haag ist zuständig für das Revier Hirschgraben im Hardtwald. Für ihn und seine Kollegen startet der Frühling im Wald mit gleich mehreren Indikatoren. Da sind zum einen die Frühblüher, in der Fachwelt auch Frühlingsgeophyten genannt.

Bereits Ende Februar strecken sich zum Beispiel die Blattspitzen des Bärlauch durch Erde und Blätterschichten der Sonne entgegen. Auch Buschwindröschen, Scharbockskraut, Aaronstab oder Schneeglöckchen verkünden das Ende des Winters.

„Die Frühlingsgeophyten sind durch eingelagerte Schleimstoffe oder Salze an Frostnächte angepasst. Sie haben im Boden Speicherorgane wie Zwiebeln, Knollen oder Rhizome“, erklärt Förster Christian Haag die charakteristischen Merkmale dieser Pflanzen, die alle Wachstums-Stadien durchlaufen haben müssen, bevor sich das Blätterdach schließt und der Waldboden verschattet.

Vögel machen im Hardtwald im Frühling auf sich aufmerksam

Durch die länger werdenden Tage erhebt sich jetzt im Wald ein vielstimmiger Balzgesang. Die männlichen Vögel machen dadurch die Weibchen auf sich aufmerksam und verteidigen ihre Brutreviere. Das Konzert von Rotschwänzchen oder Amsel beginnt schon vor Sonnenaufgang.

Auch Zugvögel wie Grasmücken oder Trauerschnäpper kehren zurück. Ebenso wie der Rotmilan, der allerdings ein Teilzieher ist, das heißt, einige Rotmilane fliegen erst gar nicht mehr in den Süden. Auf offen und lichte Waldstrukturen wiederum ist der spät zurückkehrende Ziegenmelker angewiesen. Diese Nachtschwalben-Art ist inzwischen sehr selten geworden, im Hardtwald aber noch vorzufinden.

Licht und Wärme entscheiden auch darüber, wann Holunder, Hainbuche, Hasel, Weide, Schwarzdorn oder Spitzahorn austreiben. „Die innere Ruhe-Uhr der Bäume ist bereits ab Dezember wieder auf Wachstum eingestellt. Nur die niedrigen Wintertemperaturen halten den Austrieb zurück“, sagt der Experte Haag, der dieses Jahr besorgt auf den Baumbestand blickt. Die bange Frage lautet: Wie sehr hat der extreme Hitzesommer 2022 den Bäumen geschadet?

Wie sehr hat die Hitze den Bäumen im Hardtwald zugesetzt?

Die Winterfeuchte, also der Regen über die Wintermonate, war auch diesmal nicht ausreichend. Das Durchschnittsniveau ist seit Jahren rückläufig. Ein Teil der abgestorbenen Bäume wird im Wald belassen. Das Totholz ist wichtig für Wildbienen, die in die von Holzwespen oder Bockkäfern gefressenen Gänge ihre Bruten ablegen. Die Solitärbienen graben auch selbst Röhren auf offenen, lichten Flächen ohne Bewuchs in den freien Mineralböden.

Ebenfalls aus der Winterstarre erwacht sind Amphibien wie Erdkröten und Teichfrösche, deren Laichzeit schon begonnen hat. Die aufgestellten Krötenzäune sollen sie auf ihrem Weg zum Laichplatz schützen. Die im Sommer befruchteten Eizellen beginnen erst jetzt – nach der Eiruhephase – zu reifen.

Bei den Wildschweinen gibt es Nachwuchs, Rehkitze folgen bald

Auch das Rehwild kommt in die Aktivitätsphase. Im Mai werden die Rehkitze geboren. Bei den Wildschweinen ist der Nachwuchs teilweise schon da, manchmal findet Förster Haag schon ab Januar Frischlinge im Kessel, dem Ablageplatz für Jungtiere.

An sonnigen Frühlingstagen kann er in seinem Revier auch Waldameisen beim Sonnenbaden beobachten. Dann bilden die Insekten einen großen Klumpen und fangen so die Wärme ab, um ihren Bau zu heizen. Bevorzugt bauen sie ihren Ameisenhaufen über Nadelholzstümpfen. „Sie sind sehr wichtig für das Öko-System des Waldes, denn sie fressen auch Blattschädlinge wie die Raupen des Frostspanners“, sagt Ameisen-Fan Haag.

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