Präsentationen über den Beamer drängen im Schulunterricht mehr und mehr den Aufschrieb an der Tafel zurück, Overheadprojektoren verschwinden, das Tablet setzt sich zunehmend durch.
Der Traum der Schlossgarten-Schule Berghausen geht in Richtung einer Tablet-Klasse. „Dazu fehlen uns aber noch die Mittel“, sagt Schulleiterin Ulrike Jäger. Die Schule habe vier Tablet-Wagen mit je etwa 20 Tablets, die sich die Klassen buchen können. Zusätzlich sei jedes Klassenzimmer mit einem Laptop und drei Tablets ausgestattet, wobei eines immer in Lehrerhand sei, so Jäger.
Digitalpakt ermöglichte Aufbau der Infrastruktur in Pfinztal
Auch in der Geschwister-Scholl-Realschule in Pfinztal ist es möglich, Wagen mit digitalen Geräten zu buchen. Es gibt drei Tablet-Wagen und zwei Laptop-Wagen. Bedürftige Schüler können sich ein mobiles Gerät für daheim ausleihen.
Wie in den anderen Schulen kommen die Lernplattformen Moodle und Apps zum Einsatz. Das ermöglicht laut Rektorin Barbara Fuchs individualisiertes beziehungsweise kollaboratives Arbeiten: „Durch den Digitalpakt hatten die Schulen die Möglichkeit, die notwendige Infrastruktur für digitales Arbeiten aufzubauen.“
In der Turmbergschule Weingarten gibt es mittlerweile knapp 500 Tablets. Von Klassenstufe fünf bis zehn hat jeder Schüler ein iPad. In der Primarstufe stehen 20 Tablets pro Klasse zur Verfügung, teilt Tobias Wörner, Lehrer an der Schule, mit.
Dagegen erhält im Thomas-Mann-Gymnasium in Stutensee jeder Schüler erst ab der Oberstufe ein einheitliches Endgerät. „Die Eigenständigkeit der Schüler sehen wir erst in den höheren Klassen“, begründet dies Schulleiter Christian Beck. Medienbildung sei im Lehrplan vorgeschrieben. Die Schule führe die Schüler schrittweise an die Digitalisierung heran.
Zur Gewichtung der Digitalisierung sagt Beck: „Die Debatte über die Digitalisierung ist eine Scheindebatte, wenn wir sie inhaltsleer führen. Inhalte sind der Dreh- und Angelpunkt.“ Sie würden an der Schule kompetenzorientiert arbeiten. Es sei nicht damit getan, Inhalte auswendig zu lernen, sondern sie müssten zur Anwendung gebracht werden.
Digitalisierung ist nicht die Antwort auf alle Probleme
„Es ist die Frage, ob es zwingend auf dem digitalen Weg erfolgen muss. Aber es kann auch auf dem digitalen Weg funktionieren“, sagt Beck. Nicht auf alles, was im Bildungsplan schlecht laufe, sei die Digitalisierung jedoch die Antwort. Die Welt werde immer komplexer, die Digitalisierung sei ein Hilfsmittel, wie man Ordnung in komplexe Sachverhalte bringen könne.
Der Unterricht ändert sich nicht dadurch, dass ich iPads reinschmeiße.Tobias Wörner
Turmbergschule Weingarten
Auch Tobias Wörner betont: „Ohne dass sie Hand in Hand mit Inhalten geht, wird die Digitalisierung nicht funktionieren. Der Unterricht ändert sich nicht dadurch, dass ich iPads reinschmeiße.“ Die Unterrichtgestaltung sei für ihn jedoch leichter geworden. Er müsse keine Kopien mehr anfertigen oder Blätter einsammeln. Stattdessen komme die Lernplattform zum Einsatz oder er verteile über den Datenübertragungsservice Airdrop Aufgaben. In jedem Klassenzimmer gebe es Apple TV, worüber dann die Ergebnisse eingesehen werden können.
Wörner, der auch beim Kreismedienzentrum Landkreis Karlsruhe (KMZ) tätig ist, will im Dezember mit einem VR-Brillen-Projekt an der Turmbergschule starten. Ziel ist es, am Tag der offenen Tür am 19. Januar eine virtuelle Schulbegehung anzubieten. Wie sehr virtuelle Realität den Unterricht bereichere, müsse sich noch erweisen. „Wir versuchen Neuerungen, die wir im Kreismedienzentrum anschaffen und ausprobieren, möglichst schnell in den Schulen einzusetzen, wenn sie sich als gewinnbringend erweisen“, sagt Wörner.
Zielgerichteter Einsatz der digitalen Medien
Auch aus Sicht von Pascal Oechsler können sich Schulen nicht vor der Digitalisierung verschließen. „Die Digitalisierung gehört zur Lebenswelt der Schüler und muss daher auch in die Schule einfließen“, sagt der Konrektor der Pestalozzi-Gemeinschaftsschule in Graben-Neudorf. Er betont jedoch, dass der zielgerichtete Einsatz digitaler Medien entscheidend ist.
Das Schulbuch ist immer nur so aktuell wie sein Druck.Pascal Oechsler
Pestalozzi-Schule Graben-Neudorf
Sei das gewährleistet, bringe die Digitalisierung einige Vorteile mit sich. „Über das Internet kann man schnell an Informationen kommen. Das Schulbuch ist immer nur so aktuell wie sein Druck“, sagt Oechsler. Er betont jedoch: „Wir müssen die Schüler anleiten, die Quellen vernünftig zu nutzen.“ Sie müssten lernen, mehrere Quellen zu beurteilen. Ein Nachteil der Digitalisierung könne etwa sein, dass Schüler „auf das falsche Pferd setzen“.
Zu starkes Vertrauen auf Wikipedia oder ChatGPT könne ein Problem sein. Lehrkräfte müssten sich mit Blick auf KI-generierte Inhalte stärker mit dem Thema Betrug auseinandersetzen und Kompetenzen für dessen Aufdeckung entwickeln.