Durch den Trend von der Erdbestattung hin zum Urnengrab wuchsen in den Gemeinden im nördlichen Landkreis die Friedhofssatzungen um eine lange Liste möglicher Formen der Urnenbestattung.
Ob anonym oder teilanonym ins Rasenfeld eingelassen, um einen Baum gruppiert oder oberirdisch in einem Kolumbarium verwahrt: die Möglichkeiten der pflegeleichten letzten Ruhestätten sind vielfältig. Doch sie erfüllen nicht alle Bedürfnisse.
„Wir machen selbst ausgefallene Wünsche der Hinterbliebenen möglich“, betont die Bestatterin Melanie Haas aus Stutensee. „Wie etwa die sterblichen Überreste in einen Hochkaräter zu verwandeln.“
Haare der Verstorbenen werden zu Edelstein
Diese Variante quasi als Umweg zur Erfüllung des letzten Wunschs seiner Frau wählte ein Witwer, erzählt Daniel Schütz. Die eingeäscherte Verstorbene wollte in einem Bergsee beigesetzt werden,was rechtlich nicht möglich ist.
Der Gatte ließ aus ihrer Asche einen Diamant pressen, fuhr zu ihrem Lieblingssee und übergab dem Gewässer den Edelstein mit den Worten: „Nun hast du die Ruhe, die du dir immer gewünscht hast.“
Dazu braucht man mindestens 150 Gramm.Melanie Haas, Bestatterin aus Stutensee
„Auch die Haare eines Verstorbenen können in einen Edelstein verwandelt werden, doch dazu braucht man mindestens 150 Gramm“, ergänzt Haas. Gibt dies das Haupthaar nicht her, können die Angehörigen ihren eigenen haarigen Anteil beisteuern.
Nächster Friedwald in der Pfalz
Zur Beratung gehört, auf die Wünsche der Trauernden einzugehen, doch diese passen nicht immer mit den Lebensumständen zusammen. Die Grablegung in einem ausgewiesenen Bestattungswald, der als rechtlich geschützte Marke unter „FriedWald“ bekannt ist, existiert rund um Karlsruhe nicht. Die nächste Möglichkeit, den naturnahen, ewigen Frieden nah am Wurzelwerk zu finden, ist Dudenhöfen (Rheinland-Pfalz). „Zu weit weg für immobile Besucher, die gerne öfter kommen möchten“, so Haas.
Der Tod gehört zum Leben dazu.Daniel Schütz, Bestatter Linkenheim-Hochstetten
„Der Tod gehört zum Leben dazu. Wir müssen den Tod wieder näher ans Leben rücken“, so das Credo von Daniel Schütz. Der Bestatter aus Linkenheim-Hochstetten fasste den lichten, sonnigen Kirschbaumdeich in Linkenheim-Hochstetten ins Auge als Alternative zur Urnenbestattung in einem dunklen, düsteren Wald fernab.
Kirschbaumdeich in Linkenheim-Hochstetten als Ruhestätte?
Eineinhalb Jahre arbeitete der 45-Jährige an der logistischen Umsetzung des Plans an seinem Konzept. Als der ehemalige Jurist in der Sitzung des Verwaltungsausschusses im Dezember vorigen Jahres nach der Vorstellung des Projekts „Kirschbaumdeich“ feststellte, dass es keine Mehrheit fand, sah er von einer neuerlichen Präsentation in der folgenden Sitzung ab.
Ad acta legen möchte er sein Projekt jedoch nicht. Viele positive Stimmen aus der Bevölkerung, sagt er, hätten ihn dazu bewogen, dranzubleiben.