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Artenreiche Streuobstwiesen

Biotope der Hardt bieten wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen

Zwischen Pfinztal und Dettenheim gibt es drei Niedermoore: das Weingartener Moor, den Gradnausbruch (Linkenheim-Hochstetten) und das Dettenheimer Erlich.

Altrheinarme wie der Königsee oder der Rußheimer Altrhein sind  Heim artenreicher Lebensgemeinschaften.
Altrheinarme wie der Königsee oder der Rußheimer Altrhein sind Heim artenreicher Lebensgemeinschaften. Foto: Franz Lechner

Biotope gibt es unzählige in der Hardt. Ein Biotop ist nämlich laut Definition nichts anderes als räumlich begrenzter Lebensraum für eine bestimmte Lebensgemeinschaft aus Tieren und Pflanzen. Lebensort ist dann auch die Übersetzung des Worts „Biotop“.

Das kann beispielsweise auch der Gartenteich mit Zierfischen oder die gepflasterte Hofeinfahrt sein. Das heißt, ein Biotop ist nicht zwangsläufig ökologisch wertvoll.

Heim für vom Aussterben bedrohte Arten

Aber zwischen Walzbachtal und Dettenheim gibt es natürlich auch einige sehr wertvolle Biotope. Niedermoore beispielsweise. „Davon gibt es sogar drei verschiedene, das knapp zwei Hektar große Dettenheimer Niedermoor Erlich, den Gradnausbruch bei Linkenheim-Hochstetten und das mit Abstand größte und bekannteste, das Weingartener Moor“, berichtet der Karlsruher Landschaftsökologe und Fachmann für Heuschrecken, Peter Zimmermann.

Und Heuschrecken wie die Kurzflügelige Schwertschrecke und die Westliche Dornschrecke gehören zu den echten Raritäten, die man sowohl im Ehrlich als auch im Gradnausbruch finden kann.

„Außerdem sind dort seltene, vom Aussterben bedrohte Orchideen wie das Fleischfarbene Knabenkraut und die Sumpf-Stendelwurz oder auch Sauergräser wie die Davall- Segge zu Hause“, erklärt Peter Zimmermann. Darum seien Niedermoore so wertvolle Biotope.

Dettenheimer Stromtalwiesen sind einzigartig

Das sehr viel größere Weingartener Moor besteht aus verschiedenen Biotopen. Der große Bruchwald, der Flachwassersee und die verschiedenen Gräben sind drei der wichtigsten Biotope des Weingartener Moors. Das größte Springfroschvorkommen Baden-Württembergs, viele Gelbbauchunken und verschiedene Molcharten finden sich dort.

Ebenfalls einzigartig sind die Dettenheimer Stromtalwiesen und die durch Abbau von Ton entstandenen Lettenlöcher. „Mit dem Ton wurden früher Ziegel produziert“, berichtet Peter Zimmermann. Heute bevölkern Libellen und Amphibien die Lettenlöcher. Darunter mit der Zierlichen Moosjungfer eine der seltensten Libellenarten Deutschlands.

Die bunten Stromtalwiesen, die einst das Bild der Rheinauen mitbestimmten, sind nirgendwo im Landkreis so gut erhalten wie in der Dettenheimer Rheinniederung. Viele gefährdete Tier- und viele seltene Pflanzenarten sind in den Stromtalwiesen zu Hause. Darunter mit der Sibirischen Schwertlilie eine sehr schöne und heute in Baden-Württemberg stark bedrohte Blume. Und mit dem Blaukehlchen ein nicht minder schöner und bedrohter Vogel.

Entlang des Rheins sind auch die Altrheinarme wie der Königsee oder der Rußheimer Altrheinarm wertvolle Lebensräume. Und natürlich gehören auch die artenreichsten Wälder Mitteleuropas, die deutschlandweit selten gewordenen Auwälder, zu den ökologisch sehr wertvollen Biotopen.

Artenreiche Lebensräume finden sich auch in der Kraichgau

Aber auch der Kraichgau beherbergt zwischen Weingarten und Walzbachtal artenreiche Lebensräume. Halbtrockenrasen beispielsweise. „Bei uns in der Nähe findet man noch diese nährstoffarmen, trockenen und sonnenexponierten Flächen“, berichtet der Weingartener Gemeinderat und Naturschützer Hans-Martin Flinspach.

„Auf sie sind beispielsweise Orchideen wie die Pyramiden-Orchis oder das Helm-Knabenkraut, das früher im Kraichgau weitverbreitete und heute sehr selten gewordene Große Windröschen und viele andere Arten angewiesen.“

Und er nennt noch ein weiteres wertvolles Biotop des Kraichgauer Hügellands: die Streuobstwiese. Mit diesem Biotop kennt sich der frühere Mitarbeiter der Naturschutzbehörde im Landratsamt besonders gut aus. Schließlich ist er schon seit vielen Jahren der Vorsitzende der Streuobstinitiative des Landkreises Karlsruhe.

Streuobstwiesen sind nährstoffarm und daher reich an Wildkräutern.
Hans-Martin Flinspach
Naturschützer

„Streuobstwiesen werden ja nicht gedüngt, sind also nährstoffarm und daher reich an Wildkräutern sowie Blüten bestäubenden Insekten“, erklärt Flinspach.

„Gleichzeitig bieten alte Obstbäume Nistgelegenheiten für viele gefährdete Vogelarten wie beispielsweise den Steinkauz, den Wendehals oder den Grauspecht.“ Darum gelte dieser Lebensraum als der artenreichste in Mitteleuropa.

Eines haben Streuobstwiesen, Magerrasen, Stromtalwiesen und die Dettenheimer Niedermoore gemeinsam: Ohne regelmäßige Pflege – teils durch Beweidung, teils durch Mahd – wären sie längst unter Sträuchern und Bäumen verschwunden. Und mit ihnen auch die artenreichen Lebensgemeinschaften, die sie beherbergen.

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