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Impfung für Risikopatienten

Covid-Verläufe oft harmloser: Ärzte in der Hardt warnen vor Leichtsinn

Die meisten Covid-Infektionen verlaufen derzeit deutlich harmloser als zu Beginn der Pandemie. Auch die Ärzte in der Hardt verspüren eine Entspannung, warnen aber vor Leichtsinn.

Ein Hausarzt impft in seiner Praxis
Risikopatienten wird eine vierte Impfung empfohlen: Das Coronavirus hat sich etabliert, doch derzeit beschäftigen auch Influenza und andere Viren die Hausärzte in der Region. Foto: Oliver Berg/dpa

Im November hat der Virologe Christian Drosten die Pandemie in einem Interview zu einer endemischen Lage erklärt. Seitdem scheiden sich bei Bundestagsabgeordneten über das weitere Vorgehen die Geister, unter anderem bei der Maskenpflicht. Doch wie gefährlich ist das Virus überhaupt noch? Hausärzte aus der Hardt geben eine Einschätzung.

„Eine gewisse Entwarnung ist berechtigt“, sagt Allgemeinmediziner Rolf Duchardt. In seiner Praxis in Graben-Neudorf habe er zunehmend Fälle von Menschen mit Vorerkrankungen und über 100-Jährige, die gut durchgekommen seien.

Die Verläufe sind zunehmend harmloser.
Rolf Duchardt, Allgemeinmediziner aus Graben-Neudorf

Generell sagt er: „Die Verläufe sind zunehmend harmloser.“ Es sei kein Vergleich zum Anfang, als man mit dem Rücken zur Wand gestanden sei.

Zu Beginn habe es weit mehr schwere Erkrankungen mit Lungenproblemen und höherer Sterblichkeit gegeben. „Jetzt haben wir ein Virus mehr, das immer wieder zirkuliert“, ist Duchardts Einschätzung. Man müsse den weiteren Verlauf beobachten und sich entsprechend auf die Gegebenheiten einstellen.

„Risikopatienten sollten sich eine vierte Impfung geben lassen“, empfiehlt er. Auch das Robert Koch-Institut (RKI) spricht sich „bei Personen ab fünf Jahren mit besonderem Risiko für schwere Verläufe beziehungsweise mit besonders hohem Infektionsrisiko“ für eine Auffrischungsimpfung aus.

Long Covid ist in Duchardts Praxis eher Nebensache: „Wir haben nicht sehr viele dringende Verdachtsfälle.“ Der Mix aus körperlichen und psychischen Leiden mache die Einordnung zu einer Herausforderung.

St.Vincentius-Krankenhaus an der Belastungsgrenze

Von einer entspannten Lage ist im St.-Vincentius-Krankenhaus in Karlsruhe nichts zu spüren. „Die Vincentius-Kliniken verzeichnen seit Wochen anhaltend steigende Patientenzahlen, sowohl mit Corona-Infektionen als auch mit Infektionen der oberen Atemwege“, teilt Pressesprecherin Melanie Barbei mit. Das Personal arbeite an der Belastungsgrenze. Es gebe weiterhin Fälle, in denen Operationen verschoben werden müssen. Ihr Appell: „Auch weiterhin die Hygienevorschriften wie Abstand halten und Maske tragen einhalten.“

„Alle Schutzmaßnahmen aufzuheben, halten ich für sehr leichtsinnig und ein Risiko“, sagt auch der Hausarzt Christian Schober. In seiner Praxis in Pfinztal kämen die Patienten aktuell zu je einem Drittel mit Corona, Influenza und anderen Viren. Die Verläufe seien seit Aufkommen der Omikron-Variante gleichbleibend. „Die absolute Anzahl hat sich verändert.“

Von Kollegen in der Intensivstation des Städtischen Klinikums habe er erfahren, dass dort Stand Freitag, 30. Dezember, kein Corona-Patient stationiert sei: „Schwere Fälle sind eine Rarität.“ Deutschlandweit gebe es zur Zeit im Schnitt mindestens 100 Tote pro Tag. Die Zahlen des RKI der vergangenen beiden Wochen bestätigen diese Zahl.

Diagnose bei Long-Covid-Patienten oft schwierig

Im Verlauf der Pandemie habe er 21 Einweisung ins Krankenhaus und zwei Todesfälle gehabt, so Schober. Zehn bis 15 Prozent seiner Corona-Patienten würden unter Long Covid leiden. Die Diagnose sei auch für ihn schwierig zu stellen, doch die Verbindung zu Long Covid liege bei den meisten auf der Hand.

„Es ist nach wie vor ein Virus, für das es keine definitiven Medikamente gibt“, gibt er zu bedenken. Zu Beginn der Pandemie habe man den Praxen Antibiotika und später Cortisol empfohlen. Beides sei nicht mehr gebräuchlich. Klassiker wie Schleimlöser und Schmerzmittel würden hingegen weiterhin genutzt.

Schober gibt Drosten mit der Veränderung hin zur Epidemie Recht: „Das Virus hat sich weltweit etabliert. Doch man sollte die Gefahr einer Epidemie nicht unter den Teppich kehren.“

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