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Trockener Winter

Dem Wald in der Region Stutensee droht die nächste Dürre

Vor allem im Februar hat es kaum geregnet. Obstgärtner in der Region Stutensee fürchten um ihre Ernte, der Wald muss stellenweise bewässert werden.

Michael Nagel, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Spöck, steht vor einem Baum, der wahrscheinlich durch den trockenen Winter kaputt gegangen ist.
Michael Nagel vom Obst- und Gartenbauverein Spöck steht vor einem Baum, der wahrscheinlich ein Opfer des trockenen Winters ist. Foto: Leonie Allinger

Es knirscht kurz, dann ist der Ast abgebrochen. „Der ist dann wohl auch hinüber“, seufzt Michael Nagel und zeigt auf einen großen Zwetschgenbaum. Als Vorsitzender des Spöcker Obst- und Gartenbauvereins in Stutensee kennt Nagel die Bäume auf dem gepachteten Grundstück des Vereins genau.

Dass der vergangene Winter vergleichsweise regenarm war, bereitet ihm Sorgen. „Im Frühwinter hat es ganz gut geregnet. Aber im Februar kam fast nichts“, erinnert er sich. Schon jetzt fällt die Baumbilanz daher kritisch aus: „Zwei Bäume hat die Winterdürre den Verein wahrscheinlich gekostet“, sagt er. Wirklich sehen könne man das aber erst, wenn die Blätter mit dem Austrieb beginnen.

Ein Obstbaum kann mit zu wenig Wasser im Winter eigentlich umgehen. „Zuerst spart er an den Blüten, denn die zu bilden würde einfach zu viel Wasser kosten“, erklärt Nagel. Gibt es deshalb jetzt weniger Obst im Sommer? „Nein, der Konsument wird das wahrscheinlich nicht merken.“ Die Bauern wüssten sich da schon zu helfen. Zum Beispiel durch Großflächenbewässerung. „Aber im Verein werden wir es spüren. Da werden wir weniger Obst haben.“

Im Hardtwald ist im Moment noch Ruhe angesagt. Die Vegetation macht Pause. Trotzdem beginnt so langsam das Frühjahr und die ersten grünen Flecken sind zu sehen. Martin Moosmayer ist der Amtsleiter des Forstamts im Landkreis Karlsruhe. Obwohl derzeit oft von der vergangenen Winterdürre gesprochen wird, möchte er diesen Fachbegriff nicht verwenden.

Forstamt Landkreis Karlsruhe: Trockener Februar stresst den Wald

Moosmayer erklärt: „Ja, wir hatten im Winter immer mal wieder Dürreperioden. Aber noch nicht so extrem, dass explizit von einer Winterdürre gesprochen werden kann.“

Vor allem der trockene Februar sei ein Stressfaktor für die Bäume gewesen. Dem aktuellen Zustand des Hardtwalds gibt er Schulnote vier bis fünf. Bei den Laubbäumen sehe man den Schaden noch nicht. „Aber schon jetzt machen sich die Förster große Sorgen, wie es weitergeht.“

Einer dieser Förster ist Maurice Köhler. Sein Forstrevier liegt in Graben-Neudorf. Von einer Winterdürre möchte auch er nicht sprechen: „Aber die Bäume mussten mit schlechten Voraussetzungen ins neue Jahr starten. Schon wieder.“ Wenn auch im Sommer die Niederschläge ausbleiben würden, könne es schwierig für den Wald werden. „Seit 2018 wurden die Wasserreservoirs für die Bäume im Winter nie aufgefüllt“, sagt der Förster.

Man könne sich das vorstellen wie das Trinken mit einem Strohhalm aus einem fast leeren Glas. „Da kommt dann irgendwann Luft. Das Gleiche passiert mit den Bäumen.“ Die Wasserleitungen der Bäume ziehen Luft. „Dann passiert das Gleiche wie bei einer Lungenembolie beim Menschen“, so Köhler. Irgendwann sterben Teile des Baums ab. Oder der ganze Baum stirbt.

Jungbäume im Wald bei Graben-Neudorf werden gezielt bewässert

Tatenlos zusehen möchten die Förster der Region aber nicht. „In Graben-Neudorf gibt es jetzt ein Bewässerungskonzept für die Jungbäume“, berichtet Köhler. Sobald es längere Zeit trocken sei, trete das Konzept in Kraft. „Dabei werden dann die Jungbäume gezielt gegossen.“

Das sei wichtig, um den neu gepflanzten Bäumen gute Startbedingungen zu bieten. Nur so könne gewährleistet werden, dass die Bäume auch in der Lage seien, Extremwetterereignisse zu überstehen. Daneben setzen die Förster auf resistentere Baumarten. „Die Deutsche Eiche, die Elsbeere und auch die Heinbuche kommen oft besser durch Dürreperioden“, sagt Köhler. Man arbeite an der Etablierung eines Mischwalds in der Hardt. „Denn ein Mischwald ist immer besser als eine Monokultur.“

Außerdem sei die Überwachung der Dürreentwicklung wichtig. „Wir orientieren uns da am Dürremonitor des Helmholtz-Instituts“, so der Graben-Neudorfer Förster. Und wie sieht es da gerade aus? Mit ein paar Klicks hat Köhler die aktuellen Zahlen parat: „Im Moment schlittern wir gerade wieder in die nächste Dürre. Vor allem der Oberboden ist aktuell betroffen.“ Eine weitere Herausforderung für die Bäume der Region. Denn der Oberboden ist der Hauptwurzelraum der Nadel- und Laubbäume.

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