Skip to main content

Teilweise überregionale Stellenausschreibungen

Arbeiten bleiben unerledigt: Fachkräftemangel macht Dettenheim zu schaffen

Die Gemeinden Dettenheim, Walzbachtal und Eggenstein-Leopoldshafen berichten über unbesetzte Stellen. Pfinztal und Linkenheim-Hochstetten dagegen können nicht klagen. Was ist da anders?

Mehrere Gemeinden im nördlichen Landkreis Karlsruhe können freie Stellen in der Verwaltung aktuell nicht besetzen. Auch die Bereiche Soziales und Handwerk sind vom Fachkräftemangel betroffen.
Mehrere Gemeinden im nördlichen Landkreis Karlsruhe können freie Stellen in der Verwaltung aktuell nicht besetzen. Auch die Bereiche Soziales und Handwerk sind vom Fachkräftemangel betroffen. Foto: Kristin Laske

Der Fachkräftemangel stellt die meisten Kommunen in der Region vor große Herausforderungen. „Mehrere Stellen sind vakant und können teilweise mangels Bewerber nicht besetzt werden“, sagt Swen Goldberg, Hauptamtsleiter der Gemeinde Dettenheim. Der Kommune fehle Personal im Verwaltungs- und im handwerklichen Bereich.

Arbeiten werden aufgeteilt oder bleiben unerledigt.
Swen Goldberg
Hauptamtsleiter der Gemeinde Dettenheim

Das habe zur Folge, dass die Gemeinde Stellen teilweise mit nicht qualifiziertem Personal oder überhaupt nicht besetzt. „Arbeiten werden aufgeteilt oder bleiben unerledigt“, teilt Goldberg mit. Die Zeit zum Abarbeiten von Fällen verlängere sich. Bürger würden länger auf Entscheidungen warten. Bestimmte Serviceleistungen müssten zurückgefahren werden, zählt der Hauptamtsleiter auf.

Der Grund für das Ausbleiben der Bewerbungen? „Vermutlich aufgrund des großen Gehaltsgefälles im Vergleich zur freien Wirtschaft“, sagt Goldberg. Die Tarifverträge (TVöD) seien jedoch sehr restriktiv gestaltet. Bei den Beamten gebe es aufgrund gesetzlicher Vorgaben keinen Gestaltungsspielraum.

„Gerade bei der jüngeren Bevölkerung zählt nicht mehr der Aspekt des ‘sicheren Arbeitsplatzes’, sondern wie viel Gehalt monatlich auf dem Girokonto eingeht“, meint Goldberg.

Junge Menschen in Walzbachtal tendieren vermehrt zum Studium statt zur Ausbildung

Weitere Ursachen für den Fachkräftemangel nennt Jutta Aberle, Pressesprecherin der Gemeinde Walzbachtal. „Der fehlende Nachwuchs hat mehrere Gründe und verschärft sich durch Renteneintritte oder auch fehlendes Personal durch die Familienplanung“, sagt sie.

Junge Menschen würden vermehrt zu einem Studium statt einer Ausbildung tendieren. Das mache sich auch in der Gemeinde bemerkbar, da der Einstieg ins Berufsleben verzögert werde.

Außerdem erweitere sich das Aufgabenfeld der Gemeinde kontinuierlich. Dadurch steige der Bedarf an qualifiziertem Personal noch zusätzlich an, so Aberle.

Dettenheim schreibt Stellenanzeigen teilweise überregional aus

Um gegen den Fachkräftemangel vorzugehen, wirbt die Gemeinde Dettenheim laut Goldberg vermehrt und gebe Stellenanzeigen auf, die sie teilweise überregional oder zusätzlich in neuen Medien ausschreibe. Neben der Bereitstellung von Praktikantenplätzen für den gehobenen Verwaltungsdienst, die die Studenten aus Kehl und Ludwigsburg zwingend besuchen müssten, bilde die Kommune zudem Verwaltungsfachangestellte aus.

Auch die Gemeinde Weingarten bildet verstärkt junge Menschen in der Gemeindeverwaltung aus. Die Kommune erhoffe sich davon, dass sie ihr nach der Ausbildung als Fachkraft erhalten bleiben, sagt Gabi Dittert, Pressesprecherin der Gemeinde.

Weingarten stellt vermehrt Quereinsteiger ein

Denn der Fachkräftemangel führe dazu, dass die Kommune deutlich mehr Quereinsteiger einstelle. Das sei jedoch ein Mehraufwand, weil die Quereinsteiger eingearbeitet und weitergebildet werden müssten, so Dittert.

Stadt Stutensee will Arbeitsplätze attraktiver gestalten

Auch die Stadt Stutensee bildet eigene Fachkräfte aus. Daneben ist sie bestrebt, ihre Arbeitsplätze attraktiver zu gestalten. Das geschehe unter anderem, indem die Gemeinde die kollegiale Gemeinschaft pflege und in Fort- und Weiterbildungen sowie in Gesundheitsangebote für Mitarbeitende investiere, sagt Andreas Leupolz, Leiter der Hauptverwaltung.

Er sagt: „Über mehrere Jahre werden die Arbeitsplätze ergonomisch angepasst. Mobiles Arbeiten wird ermöglicht.“ In Eggenstein-Leopoldshafen fehlen pädagogische Fachkräfte in den Kindergärten und Fachangestellte für Bäderbetriebe.

Pädagogische Fachkräfte fehlen in Eggenstein-Leopoldshafen

„Hier konnten wir mangels Bewerber dieses und letztes Jahr keinen Auszubildenden gewinnen“, sagt Thomas Bott, Personalwesen der Gemeinde, über den Bereich Hallenbad. Außerdem seien Teile der Verwaltung vom Fachkräftemangel betroffen.

„In den Kindergärten ist es derzeit noch nicht zu Gruppenzusammenlegungen oder -schließungen gekommen, das kann bei weiteren Ausfällen aber noch kommen“, teilt Bott mit. Auch eine Verkürzung der Betreuungszeiten komme in diesem Fall in Betracht.

„Generell lässt sich sagen, dass die Belastung durch die Unterbesetzungen natürlich an den Beschäftigten nicht spurlos vorbeigeht“, sagt er. Das äußere sich in manchen Fällen durch erhöhte Krankheitszeiten. Eine weitere Folge sei schlechte Stimmung im Team. Das könne zu weiteren Kündigungen führen, so Bott.

Zahl der FSJler nimmt in Walzbachtal ab

Auch in Walzbachtal sind vor allem die sozialen Bereiche wie Kindergärten und Horte vom Fachkräftemangel betroffen. „Die Zahl der jungen Menschen, die sich für ein freiwilliges soziales Jahr engagieren, nimmt ab, was zu unbesetzten Stellen führt“, sagt Jutta Aberle, Pressesprecherin der Gemeinde. Auch in den technischen Berufen fehle der Nachwuchs.

Nicht betroffen vom Fachkräftemangel ist dagegen die Gemeinde Pfinztal. „Wir freuen uns darüber, dass alle unsere verfügbaren Ausbildungsplätze besetzt sind und auch die entsprechende Nachfrage nach Ausbildungsplätzen bei der Gemeindeverwaltung besteht“, sagt Elke Fleig, Pressesprecherin der Gemeinde.

Dafür nennt Fleig mehrere Gründe: Die Personalplanung der Gemeinde sei langfristig angelegt. Außerdem spiele die stetige Präsenz und Kommunikation der Angebote eine Rolle. Die Kommune werbe zum Beispiel auf Ausbildungsmessen und auf ihren Online-Kanälen.

Darüber hinaus sei eine Ausbildung bei der Gemeinde attraktiv, so Fleig. Das liege an der Verwurzelung als regionaler Arbeitgeber. Zudem gebe es eine Garantie auf einen einjährigen Festvertrag nach Ausbildungsende, worauf in den meisten Fällen eine Übernahme folge.

Auch in der Gemeinde Linkenheim-Hochstetten fehlen laut Katja Beyerle, Pressesprecherin der Gemeinde, derzeit keine Nachwuchskräfte. Das liege daran, dass ich das Ausbildungskonzept der Gemeinde bewährt habe.

nach oben Zurück zum Seitenanfang