Wohin man auch schaut: Bärlauch-Senf, Kastanien-Honig-Balsam, Holunder-Sirup oder Himbeer-Essig. Vor rund zehn Jahren gründete Jessica Deutsch ihre Manufaktur in Dettenheim, die sich auf die Verarbeitung heimischer Beeren und Kräuter spezialisiert hat – sei es als Pesto, Gewürzmischung oder Likör. Einige Jahre später stieß ihre Schwester Isabel Schönweiler hinzu.
„Schon unsere Oma hat fleißig eingeweckt. Die Devise hieß: Nur nichts verschwenden. Und bei der Ernte auf unseren Streuobstwiesen fielen seit jeher reichlich Äpfel oder Zwetschgen an“, erinnert sich Jessica Deutsch.
An das althergebrachte Credo knüpfte die gelernte Bankkauffrau an und experimentierte mit den Erzeugnissen der heimischen Erde. Die Kräuter der Region faszinieren die Liedolsheimerin seit jeher.
Bärlauch aus dem Hardtwald
In der Natur sei im Grunde alles vorhanden, was Körper und Gaumen so benötige, und zwar direkt vor der Haustür. „Bärlauch wächst hier bei uns im Hardtwald. Daraus kann man ein super Pesto machen. Zudem ist Bärlauch verdauungsfördernd“, weiß die Gewürz-Expertin, die sich auf diversen Schulungen zum Thema weitergebildet hat.
Sie verweist jedoch auch darauf, dass man Wildkräuter gut waschen muss und nicht direkt am Wegesrand abpflücken soll. Hund oder Fuchs könnten darüber das Beinchen gehoben haben. Natürlich müsse man sich auch auskennen, was jedoch beim Bärlauch mit seinem knoblauchartigen Aroma olfaktorisch nicht allzu schwer sei.
„Oder nehmen sie die Brennnessel, die jungen Triebe sind sehr schmackhaft. Das ist ein echter Proteinlieferant. Daraus kann man schönen Tee machen“, sagt Jessica Deutsch über das heimische Gewächs. Löwenzahn wiederum eigne sich gut für Salat, Holunder für Sirup. Die Manufaktur-Gründerin ist ein wandelndes Lexikon, was den heimischen Gemüse- und Obstgarten betrifft.
Gewürzmischungen als Passion
Gewürzmischungen herzustellen ist eine Passion der Badenerin. Das Gros der Produkte, die sie nutzt, kommt von Obstbauern aus der Region. Himbeeren und Heidelbeeren beispielsweise aus Eggenstein, Erdbeeren aus Graben. Regionalität ist ihr wichtig. Und: „Auf Zusatz- und Farbstoffe verzichten wir. Ebenso auf Geschmacksverstärker.
Alles was unter E-Nummern auf Supermarkt-Verpackungen firmiert, bleibt draußen. Auch Zucker findet nur in sehr reduzierter Form Eingang in unsere Produkte. Wir verlassen uns ganz auf die Frucht als Geschmacksträger“, sagt die 38-Jährige.
Wir suchen die Balance: Es soll gesund sein und gleichzeitig lecker schmecken.Jessica Deutsch, Inhaberin der Manufaktur Deutsch
Dabei ist sie keineswegs dogmatisch. Zucker generell will sie nicht verteufeln. Letztlich komme es auf die richtige Mischung an. „Wir suchen die Balance: Es soll gesund sein und gleichzeitig lecker schmecken“, sagt sie und führt als Nachweis den Kastanien-Honig-Balsam an, der speziell ihrem Nachwuchs mundet. Denn nur so könne man die Kinder an den „guten Geschmack“ heranführen, betont die zweifache Mutter.
Wichtig sei auch der Faktor Zeit. „Ein Himbeer-Essig zieht bei uns mindestens sechs bis acht Wochen, bis die Früchte Farbe und Geschmack abgegeben haben. Danach werden die Beeren abgepresst, bis nur noch ein trockener Trester übrigbleibt“, berichtet sie.
Die Manufaktur-Gründerin ist auch Blogbetreiberin. Dort schreibt sie Rezepte für jede Saison auf. Sie selbst zählt eben den Himbeer-Essig zu ihren Favoriten. „Ich mag die milde Säure, für Salat-Dressing passt das gut“, sagt die Frau aus dem nördlichen Landkreis Karlsruhe, die sich für nachhaltige und geschmackvolle Lebensmittel einsetzt.