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Überreste aus vielen Jahrhunderten

So war der Mühlentag in der Waldmühle in Dettenheim-Rußheim

Die Rußheimer Waldmühle öffnet nach zwei Jahren Pause wieder die Tür für Besucher und gibt Einblicke in die Geschichte.

Rußheimer Waldmühle
Ausflugsstimmung: Viele Leute besuchten am Pfingstmontag die Rußheimer Waldmühle. Zum bundesweiten Mühlentag gab es Führungen durch die historische Anlage. Foto: Alexander Werner

Von den befürchteten Regengüssen blieb die Rußheimer Waldmühle an Pfingsten verschont, als sie nach zwei Jahren Pause endlich wieder ihre Tore öffnete.

Ausflügler strömten an beiden Tagen in großer Zahl in die idyllische gelegene Mühlenanlage. Als besondere Attraktion lockte am Pfingstmontag der alljährlich von der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung ausgeschriebene bundesweite Mühlentag.

Die Freunde der Waldmühle mit ihrem Vorsitzenden Michael Heedfeld hatten kräftig zugepackt, um alles auf Vordermann zu bringen und startklar fürs Fest zu machen. „Die Mühle befand sich in einer Art pandemischem Schlaf. Wir nutzten die zwei Jahre, so gut es ging, um Reparaturen vorzunehmen und die Mühle Stück für Stück weiter zu entwickeln“, berichtete Heedfeld. „Uns geht es wohl wie allen Vereinen, weil jetzt wieder etwas Futter in die Kasse kommt.“

Der Erlös des Fests fließt komplett in die Restaurierung und den Erhalt des historischen Gemäuers. Der Aktionstag stand gleichzeitig für eine neue Ära. Denn im Frühjahr starb mit Herbert Dörnhöfer unerwartet der letzte Müller der 1964 stillgelegten Mühle, die an Heedfeld überging. Viele Leute vermissten Dörnhöfer bei den Führungen und seine von Wissen überquellenden spannenden Erzählungen in geselliger Runde im Garten.

Schwerer Brand im Jahr 2005

Stets ein Thema ist der schwere Brand, der in der Nacht des 13. Mai 2005 ausbrach. Er verursachte massive Gebäudeschäden und vernichtete oder beschädigte viele technische Gerätschaften und Alltagsgegenstände aus 300 Jahren. Seit vielen Jahren arbeitet der Freundeskreis an den Restaurierungen und am Erhalt.

Belegt ist die Mühle bereits 1447. Damals verpachtete sie Markgraf Jakob I an Jost Syden. Bei einer Neuverpachtung 1783 wird von der einige Jahre zuvor wiederum neu aufgebauten Mühle gesprochen. Im Februar 1887 berichten Zeitungen, dass ein Brand die Mühle in Asche legte.

So veränderte sich über die Jahrhunderte mehrfach das Erscheinungsbild. Es blieben Relikte aus verschiedenen Epochen. Den uralten Gewölbekeller führt Heedfeld gar auf römische Zeiten zurück mit der Vermutung, dass sich darüber eine Festung erhob. Doch die Führungen widmeten sich neben der Bau- ebenso der alten Handwerkskunst, der Kultur und dem Mühlenbetrieb. „Das wollen wir den Menschen am Mühlentag näherbringen und erklären“, betonte Heedfeld. Dazu gehöre, den im Alltag unsichtbaren Müller, seinen Beruf, seine Arbeitsbedingungen und Leistungen zu vermitteln.

Historisches Backhaus mit Steinofen

Moritz Ruggenbrod bewirtete mit seinem Bienenhaus und Martin Wagenhan versorgte die Besucher mit seinen köstlichen Backwaren. In seinem gleichermaßen historischen Backhaus mit Steinofen pflegt er alte Backkunst. „Es hat echt etwas Archaisches“, meinte er. Sein Sortiment mit Roggen- oder Dinkelbroten, Ciabatta oder Baguette mit wilder Hefe stellt er komplett aus Sauerteig her. „Alles mit der Hand zu machen, ist sehr Kräfte zehrend“, sagte der Linkenheimer, der das Backhaus nebenbei aus Spaß an dem Backhandwerk betreibt. An zwei Tagen pro Wochen gehen bei ihm jeweils 150 bis 180 Brote über den Tisch. In Graben-Neudorf habe er einen richtigen Fanclub, erzählte Wagenhan.

Wegen der zurückliegenden pandemischen Unsicherheiten beschlossen die Mühlenfreunde erst kurzfristig vor rund einem Monat, das zweitägige Fest stattfinden zu lassen. „Seither waren wir ziemlich am Rödeln, räumten die Innenräume aus und richteten alles her“, so Heedfeld. Zudem sei die Geländesicherheit neu überprüft und das Gestrüpp gestutzt worden. Angesichts der Wetterprognosen galt es zudem, Ausweichmöglichkeiten für Bewirtungen im Zelt und in der Mühle einzuplanen.

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