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Computer als Herzensangelegenheit

Supermarkt-Aktion verhilft benachteiligten Jugendlichen in Karlsruhe zu eigenen Rechnern

Es begann in der Südpfalz, nun soll es in der Region Karlsruhe Laptops für benachteiligte Jugendliche geben, die sich die Geräte sonst nicht leisten könnten.

19.04.2021 Linkenheim: Notebook Annahme im Edeka Supermarkt Kuhn mit Saskia Jung, Ralf Künze und Manuel Kuhn
Hardwarehilfe: In Supermärkten in Eggenstein-Leopoldshafen und Linkenheim-Hochstetten werden ausrangierte Laptops gesammelt. Besitzer Manuel Kuhn und die Angestellten wie Saskia Jung und Ralf Künze helfen gerne für die gute Sache. Foto: Rake Hora

Ausrangierte Laptops dort abgeben, wo man üblicherweise Milch und Wurstaufschnitt kauft? In Eggenstein-Leopoldshafen und Linkenheim-Hochstetten ist das möglich. Mehr noch, es ist sogar gewünscht.

Die Geräte verkommen nicht zu Ladenhütern, sie sollen Jugendlichen zugutekommen, denen die Ressourcen für Neugeräte fehlen. Die Idee dafür kommt aus Jockgrim, für die Umsetzung in der Region und Karlsruhe arbeiten gleich mehrere Partner Hand in Hand.

Manuel Kuhn, Besitzer von drei Edeka-Märkten in Eggenstein-Leopoldshafen und Linkenheim-Hochstetten, erklärt, was dahinter steckt. „Viele haben alte oder ausgediente Laptops zu Hause, die den Ansprüchen der Besitzer nicht mehr genügen, aber viel zu schade sind, um sie wegzuwerfen“, so Kuhn.

Diese könnte man in seinen Märkten abgeben. Kuhn hatte auf Facebook dafür geworben, genauso wie in seinen Märkten selber, wo Plakate hängen.

Über 110 Geräte bei der Ursprungsaktion gesammelt

Ihren Ursprung hat die Aktion in der Südpfalz, wie Kuhn erläutert, dort unter dem Namen „DigiHelp“. Nur durch Freundschaftsbeziehungen ist die Idee letztlich dann mittlerweile auch hier angekommen. Christian Bentz ist einer der beiden Initiatoren von „DigiHelp“.

„Ich und mein Bekannter Dirk Schellenberg haben vom Bedarf an den Schulen erfahren, dass einigen Jugendlichen die notwendige Hardware fehlte, um am Homeschooling teilzunehmen“, blickt er zurück. Drei Geschäfte aus Jockgrim und Rheinzabern beteiligten sich an der Aktion, darunter auch ein Supermarkt.

Die Resonanz war begeisternd. „Wir haben über 110 Geräte sammeln können“, so Bentz. Diese habe man an Schulen verteilt. Nicht jedoch, ohne sie vorher komplett überholt zu haben. Festplatten gründlich formatieren, Anschlüsse und das drahtlose Internet überprüfen und ein neues Betriebssystem aufspielen, das kostet Zeit.

Für den badischen Ableger der Pfälzer Aktion hat sich auch hier ein Partner gefunden. Beim IT-Betrieb LPC in Linkenheim-Hochstetten werden die gebrauchten Rechner überholt.

„Wir sind durch eine Mail von Manuel Kuhn darauf aufmerksam geworden“, erklärt Jochen Lehr, Vertriebsleiter des IT-Fachgeschäfts. Es sei für einen guten Zweck, daher beteilige er sich gerne daran. Etwa eineinhalb Stunden planen die Experten für die Überholung eines Rechners ein.

„Es werden alle Daten gelöscht“, bestätigt Lehr. Sie würden nicht einfach formatiert werden, sondern überschrieben. So sei eine komplette Löschung sichergestellt, die man auch nicht wiederherstellen könne.

Der Bedarf an Laptops für das Homeschooling ist mittlerweile weitestgehend gesättigt.
Christian Bentz, Initiator von „DigiHelp“

Als Betriebssystem komme dann eine populäre Variante des freien Betriebssystems Linux auf die Rechner. „Dazu installieren wir unterschiedliche sogenannte Open-Source-Software, unter anderem Open Office, das mit Microsoft Office zu vergleichen ist“, erläutert Lehr. Auch andere bekannte Programme gebe es für Linux, sodass man keinen großen Nachteil befürchten müsse, nicht Windows zu verwenden. Meetingsoftware wie Teams laufe auch unter Linux.

Und wer bekommt nun die aufbereiteten Geräte? Hier kommt nun wieder einer der Ur-Initiatoren, Christian Bentz, ins Spiel. „Der Bedarf an Laptops für das Homeschooling ist mittlerweile weitestgehend gesättigt“, urteilt Bentz aus seiner Erfahrungen mit den Schulen. Bentz hat aber auch in seinem Beruf mit Jugendlichen zu tun – als Ausbildungsleiter des Siemensstandortes in Karlsruhe.

„Wir haben als Ausbildungsunternehmen auch Kontakt mit dem Stadtjugendausschuss Karlsruhe“, so Bentz. Der Dachverein aller Jugendzentren der Fächerstadt hat mit dem sogenannten Beo-Netzwerk eine Institution geschaffen, die Jugendlichen beim Übergang zwischen Schule und Beruf unterstützt.

Es gibt Jugendliche, die sich keine neuen Laptops leisten können.
Gabi Matusik, Stadtjugendausschuss Karlsruhe

Gabi Matusik vom Beo-Netzwerk des Stadtjugendausschusses erklärt: „Es gibt Jugendliche, die sich keine neuen Laptops leisten können. Jugendliche, die bei uns regelmäßig in den Jugendzentren sind und die kurz vor der Ausbildung stehen.“

Diesen jungen Menschen würden die Geräte nun gespendet werden. Dazu erhalten sie Hilfe von Studierenden, die als sogenannte „Digicoaches“ ausgebildet werden und die Jugendlichen bei der Berufssuche helfen sollen.

„An sechs Standorten innerhalb der Stadt werden wir noch Jugendliche auswählen, die die Geräte bekommen“, so Matusik. Zunächst soll es nur eine geringe Zahl sein, unter zehn. „Wir wollen anfangs noch klein starten“, erklärt sie. Aber sie sei zuversichtlich, dass man mithilfe der Partner bis zu 70 oder 80 Geräte am Ende zusammenbekomme, um benachteiligten Jugendlichen einen optimalen Start in den Beruf zu ermöglichen.<

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