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Feuerwehrauto voller Spielsachen

Eggensteiner baut alten Feuerwehrtruck in ein Spielmobil um

Die nächste Einsatzfahrt des alten Feuerwehrautos wird Kinder begeistern - das Fahrzeug steckt voller Spielsachen. Ein Eggensteiner hat ihm eine neue Mission verpasst.

Wunschtraum: Thorsten Becker wollte schon als kleiner Junge einen Feuerwehrtruck besitzen. Jetzt hat er ihn und will damit Kindern auf Festen und Vereinsfeiern eine Freude machen.
Wunschtraum: Thorsten Becker wollte schon als kleiner Junge einen Feuerwehrtruck besitzen. Jetzt hat er ihn und will damit Kindern auf Festen und Vereinsfeiern eine Freude machen. Übrigens: Ein Blaulicht kommt wieder drauf. Foto: Holger Keller

Einst brachte es die Lebensretter der Feuerwehr an ihr Ziel, jetzt soll es Kinder auf Festen beglücken: Das Feuerwehrauto von Thorsten Becker hat es in sich. Und das ist buchstäblich gemeint, denn der Mann aus Eggenstein-Leopoldshafen hat die Innereien des alten Einsatzfahrzeugs komplett umgemodelt und ihm so eine neue Mission beschert.

Als Spielmobil im XXL-Maßstab soll der knallrote Truck auf Festen und Vereinsfeiern seinen „Dienst schieben“, zum Selbstkostenpreis. Beckers Tochter hat mit einer kleinen Bemerkung das große Projekt ins Rollen gebracht.

„Die anderen Kinder wüssten überhaupt nicht mehr, wie man Murmeln spielt“, habe sein Nachwuchs nach dem Besuch einer Feier enttäuscht bemerkt. „Sogar auf Geburtstagen hängen viele vor dem Smartphone. Ich wollte da etwas dran ändern“, erinnert sich Becker zurück.

Sein Interesse war geweckt und er hatte auch gleich eine Idee, wie man die wieder zum Spielen bringt und er könnte es gleich mit seinem Kindheitstraum verbinden: ein Feuerwehrauto zu besitzen.

Das Gefühl auf dem Nachhauseweg war schon toll.
Thorsten Becker, Feuerwehrauto-Besitzer

Becker ist seit 25 Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, der Gedanke, ein Fahrzeug selber zu kaufen, lag nicht fern. „Ich habe verschiedene Onlineplattformen durchsucht und schließlich einen alten Mercedestruck gefunden“, erklärt der 43-Jährige.

Internet

Das umgebaute Feuerwehrauto hat auch eine eigene Homepage: Spielmobil im Internet

Der Mercedes 1317, der zunächst ab 1986 in den Niederlanden unterwegs war und dann ins bayerische Rieneck gekommen ist, wurde ausgemustert. 2019 stand er zum Verkauf. Abgesegnet durch den Gemeinderat der Kommune kostete der rote Riese 4.500 Euro.

Erstaunen bei den Nachbarn

„Das Gefühl auf dem Nachhauseweg war schon toll. In einem Feuerwehrauto war ich unzählige Male unterwegs, aber noch nie in meinem eigenen“, sagt er mit einem Lächeln im Gesicht.

Nach 300 Kilometern Fahrt kommt der Eggensteiner zuhause an. Er erntet neugierige Blicke der Nachbarn. „Einsatzfahrzeuge stehen hin und wieder bei mir vor der Tür, aber noch nie ein Feuerwehrauto“, sagt er und lacht nochmal.

System: Die Kisten im Truck sind ordentlich nummeriert. Es gibt sogar eine Anleitung, in welcher Reihenfolge die Behältnisse wieder einzuräumen sind.
Die Kisten im Truck sind ordentlich nummeriert. Es gibt sogar eine Anleitung, in welcher Reihenfolge die Behältnisse wieder einzuräumen sind. Foto: Holger Keller

Die eigentliche Arbeit stand eh erst noch an. Abspecken war angesagt. „Damit man den Lkw mit dem alten Führerschein Klasse 3 gefahren werden durfte und damit all die Spielsachen Platz finden, musste die Feuerwehrtechnik raus“, erläutert Becker. Unter anderem die Pumpe und der 3.000 Liter-Tank im Heck aus Glasfaser mussten raus. „Der Tank war Sondermüll, der Wertstoffhof Bruchsal machte mir allerdings einen Sonderpreis, weil sie die Aktion so gut fanden“, freut sich Becker. Regionale Unternehmen unterstützten Becker bei den Umbauten, alles im Namen der gute Sache.

Runde Sachen: Natürlich gibts auch Bälle an Bord, beinahe in jeder Größe. Die Spielsachen stammen noch aus einem älteren Kinderprojekt, das Thorsten Becker angestoßen hatte.
Runde Sachen: Natürlich gibts auch Bälle an Bord, beinahe in jeder Größe. Die Spielsachen stammen noch aus einem älteren Kinderprojekt, das Thorsten Becker angestoßen hatte. Foto: Holger Keller

Becker baute Regale und Halterungen ein. Flexte, nietete und schweißte dafür. Statt Atemschutzgeräten, Leitern oder hydraulischen Rettungsgeräten sind jetzt Bobbycars, Basketballkörbe, Springseile, Trampoline, Kegel oder eine Hüpfburg im fein sortierten Inventar des Spielmobils untergebracht. Sogar einen Grill, einen Kühlschrank und eine Stereoanlage finden an Bord Platz. In der Mannschaftskabine hat Becker einen Tisch eingebaut, Malstifte und Papier inklusive. Von 5,8 Tonnen im unpräparierten Zustand stieg das Gewicht wieder auf knapp unter 7,5 Tonnen mit über 100 Spielen an Bord.

Zunächst gibt es Absagen beim TÜV

Nächste Hürde: die Zulassung. „Zwei TÜV-Filialen haben mir eine Absage erteilt. Beim TÜV in Bruchsal hat sich eine Prüferin aber reingefuchst. Wir haben dann letztlich die Plakette bekommen, mit dem H-Kennzeichen als historisches Auto“, so Becker. Die Zulassung eines ehemaligen Feuerwehrautos auf eine Privatperson sei eigentlich nicht möglich, erst das H-Kennzeichen erlaube den Besitz.

Becker zweifelt nicht daran, dass die Feier-Brigade bei den Kids gut ankommt. Eine Feier im Corona-Sommer 2020 gab es bereits, in der Lockdownpause. Und das große, rote Auto zog die Kinder in seinen Bann: Feuerwehr fasziniert. Warum? Auch der Feuerwehrmann kennt die Antwort darauf nicht: „Man kann es kaum ergründen, ich halte es für ein kleines Geheimnis.“

Wenn die Coronaregeln es wieder möglich machen, möchte Becker sein Fahrzeug für Vereinsfeste oder Feiern bei Feuerwehren anbieten. „Zum Selbstkostenpreis kann man es sich für einen Tag ausleihen. Entweder, ich fahre es hin oder es wird abgeholt“, erklärt der. Etwa 150 Euro für Vereine verlange er. Bei Kindergärten oder anderen sozialen Einrichtungen sei der Preis auch Verhandlungssache – dann steht dem Einsatz nichts im Weg.

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