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Täter setzen auf Ablenkung

Frau aus Eggenstein-Leopoldshafen wird Opfer von Handtaschendieb – Polizei gibt Tipps

Eine 84-jährige Frau wird auf dem Rückweg von ihrer Bank von einem Radfahrer beraubt. Die Polizei gibt Tipps, wie man sich vor solchen Dieben schützen kann.

Übergriff: Die Sicherheit in der Innenstadt ist besser, als es das subjektive Gefühl manches Bürgers nahelegt. Auch der unterirdische Bahnbetrieb hat die City nicht unsicherer gemacht.
Und weg ist die Handtasche: Diebe machen oft sich die momentane Unaufmerksamkeit ihrer Opfer zunutze. Foto: Oliver Killig /dpa

Taschendiebstähle sind laut polizeilicher Kriminalstatistik neben Fahrraddiebstählen und Sachbeschädigungen die häufigsten Delikte im öffentlichen Raum. Eine 84-jährige Frau aus Eggenstein-Leopoldshafen, der die Handtasche gestohlen wurde, leidet noch immer unter den Folgen. Sie schildert den Vorgang, möchte aber ihren Namen nicht nennen.

Durch gesundheitliche Beschwerden und die Sorge um einen pflegebedürftigen Angehörigen sei sie seit einiger Zeit angeschlagen, sagt sie. Das habe sich der Täter wohl zunutze gemacht.

Von einem Radfahrer verfolgt

An einem Freitagmorgen kurz nach acht Uhr machte sie sich mit dem Fahrrad auf den Weg in ihre Bankfiliale. Am Automaten im Vorraum druckte sie ihre Kontoauszüge aus. Als sie auf dem Heimweg eine Straße überqueren musste, sah sie beim Blick über die Schulter hinter sich einen jungen Radfahrer. Er habe sie wohl am Bankautomaten beobachtet, vermutet sie, und sei ihr danach gefolgt.

Als sie ihre Hofeinfahrt erreichte, bemerkte sie, dass ihre Handtasche im Fahrradkorb fehlte. „Er hat das so geschickt gemacht, dass ich gar nicht mitbekommen habe, wie das passiert ist.“

In der Handtasche waren neben ihrem Geldbeutel auch Ausweise, Bankkarten und Schlüssel. Nur durch die schnelle Hilfe ihrer in der Nähe wohnenden Tochter konnte größerer Schaden verhindert werden. In der kurzen Zeit, bis die Karte gesperrt wurde, hatte der Dieb sie schon mehrfach an einem Zigarettenautomaten benutzt. Ihre Tochter veranlasste auch den raschen Austausch der noch recht neuen Schließanlage. Die Hoffnung der Geschädigten, wenigstens persönliche Gegenstände ohne materiellen Wert wie zum Beispiel Ausweisdokumente zurückzubekommen, erfüllte sich bislang nicht.

Deutschlandweit betrug die Zahl der angezeigten Taschendiebstähle laut Polizeistatistik im vergangenen Jahr 98.512. Das bedeutet eine Zunahme um 35 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor. Dabei entstand ein Schaden von 32 Millionen Euro. Da die Taten von den Opfern häufig nicht gleich bemerkt werden, bleiben die meisten Fälle unaufgeklärt.

Täter nutzen Gedränge aus

Umso wichtiger ist es, so die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK), sich durch entsprechendes Verhalten zu schützen und einem Schaden vorzubeugen. Üblicherweise nutzen Taschendiebe das Gedränge und schlagen vorwiegend im Feierabendverkehr in den öffentlichen Nahverkehrsmitteln zu, bei den Fernzügen zur Hauptreisezeit und in den Einkaufszentren zu den Brennpunktzeiten kurz vor Ladenschluss, während Aktionstagen oder in der Vorweihnachtszeit. 2022 wurden bundesweit 4.843 Tatverdächtige registriert, davon war etwas über ein Viertel jünger als 21 Jahre. Opfer von Taschendiebstahl werden vor allem Frauen.

Die Vorgehensweisen der Diebe, die oft auch im Team arbeitsteilig agieren, sind vielfältig. Die Täter schaffen Situationen, in denen die Opfer überrascht, abgelenkt oder überrumpelt werden.

Sie begrüßen das Opfer freundschaftlich, umarmen es oder stecken ihm eine Blume an, fragen nach dem Weg und halten ihm einen Stadtplan vor. Sie blockieren eine Rolltreppe und lassen andere auflaufen. Dabei werden ebenso Komplizen benötigt wie beim sogenannten Scheibenklopfer-Trick in Bussen und Bahnen. Oft angewendet werden auch der Drängel-, Rempel-, Beschmutzer- und Geldwechsel-Trick.

Geldgürtel statt Geldbörse

Taschendiebe meiden den direkten Blickkontakt zum Opfer und schauen eher gleich nach der Beute. Die Polizei empfiehlt dringend, Geld, Schecks, Kreditkarten und Papiere immer in verschiedenen verschlossenen Innentaschen der Kleidung möglichst dicht am Körper zu tragen. Hand- und Umhängetaschen sollte man verschlossen auf der Körpervorderseite tragen oder unter den Arm klemmen.

Die Polizei empfiehlt außerdem, einen Brustbeutel, eine Gürtelinnentasche, einen Geldgürtel oder eine am Gürtel angekettete Geldbörse zu benutzen. Geldbörsen sollten nie oben in der Einkaufstasche, im Einkaufskorb oder im Einkaufswagen liegen, sondern möglichst körpernah getragen werden. Im Restaurant, im Kaufhaus oder im Laden, selbst bei der Anprobe von Schuhen oder Kleidung, sollten Handtaschen nicht an Stuhllehnen gehängt oder unbeaufsichtigt abgestellt werden.

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