„Wohin denn sonst als in Freie“: Das sagen sich derzeit viele Menschen. Einige haben das Gefühl, dass der Ausflugsverkehr an ansonsten stark besuchten Plätzen wie an der Leopoldshafener Fähre weniger geworden ist. Das hängt teils auch damit zusammen, dass es das gewohnte Verweilen nicht mehr gibt.
Geschlossenes Restaurant wird trotzdem gerne zum Rasten benutzt
Das Restaurant „Rheinblick“ ist zu. Die im Teillockdown selbst ohne Gastronomiebetrieb noch gerne zum Rasten besetzten Tische und Bänke sind abgeräumt. Die Pulks von Motorradfahren haben sich aufgelöst. Die Rheinfähre verharrt vorerst bis 10. Januar untätig am Leimersheimer Ufer.
Das schien am Wochenende aber eher weniger Leute zu überraschen. Vor allem in der Pfalz machten einige Anfahrende kehrt. Gregor Stabenow und sein Sohn Fabian machten bei ihrer Rennradtour am Anleger halt. Auf Abstände achten die Heidelberger strikt.
Ich ging schon beim Teillockdown nur zum Sport und Einkaufen aus dem Haus.Gregor Stabenow, Ausflügler
„Ich ging schon beim Teillockdown nur zum Sport und Einkaufen aus dem Haus. Schließlich geht es um die Gesundheit“, betont der Vater, der im Homeoffice arbeitet. Sohn Fabian kommt mit der Lage gut zurecht.
„Lokalbesuche vermisse ich schon, aber im Moment gibt es wichtigere Ziele“, sagte der 21-Jährige. Gefeiert werde Weihnachten und Silvester im kleinen Familienkreis. „Wenn man dafür im nächsten Jahr wieder groß feiern kann, ist es das wert“.
Menschen sind froh, aus dem Homeoffice herauszukommen
Gerda und Horst Lenz aus Eggenstein kommen fast täglich zum Spazieren. „Wir wollen nicht eingesperrt sein und hier ist es wunderbar zu laufen“, erklärt die Rentnerin. Allerdings fehlt ihnen das „Rheinblick“, wo sie gerne frühstücken und Rast machen. „Ansonsten bleiben wir natürlich daheim und an Heiligabend ohne unsere Kinder für uns“, berichten die Eheleute.
Ihr Eindruck ist, dass zuletzt an manchen Tage doch sehr wenige Leute am Leinpfad unterwegs waren. Am Samstag zog jedenfalls ab Mittag langsam an und gegen 14 Uhr war dann einiges los. Michael Sauer stattete dem Areal mit seiner Frau erstmals einen Besuch ab.
„Der Rhein hat was“, merkte der Brettener an. Er sei größtenteils im Homeoffice und immer froh, wenn sie rauskönnten. Mit zwei Kindern sei man eh mehr daheim.
Schule zu und im Turnverein geht auch nichts mehr
Tochter Lotta bedauert, dass auch noch das Reiten flachfiel. Auch im Turnverein geht nichts mehr. „Die Schule vermisse ich nicht so arg. Es sind ja erst ein paar Tage. Aber beim letzten Mal im Frühjahr wurde es mir nach einiger Zeit dann doch sehr langweilig“, hob die Zwölfjährige hervor. Ständig sei sie alleine zu Hause, spiele ein bisschen am Computer oder lese.
Eine Freundin könne sie nicht besuchen, weil deren Vater zur Risikogruppe gehöre. Jetzt freut sich das Mädchen erst einmal auf Weihnachten. „Oma und Opa kommen wegen der Ausgangssperre am Heiligabend nicht. Wir treffen uns aber am ersten Feiertag. Das wird schön“, schaute sie voraus.
Weihnachten wird im Kleinen gefeiert
Walter Hinterbecker kommt seit langer Zeit öfter an die Fähre. „Mir gefällt es hier sehr gut“, erzählte der Neureuter. Das „Rheinblick“ gehört für ihn normalerweise dazu. Das Lokal war schon wegen der Straßenbauarbeiten und dann nahtlos seit dem Teillockdown zu. „Anfangs fehlte es mir sehr, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt“, so der Rentner.
„Über den Daumen gepeilt, kommen weniger Leute hierher“, schildert er seine Eindrücke. Er selbst aber wollte raus, spazieren gehen und nicht ständig zu Hause sitzen. Da sein Kumpel noch berufstätig sei, sei er eh oft alleine. Weihnachten wird bei ihm mit seinem Sohn im Kleinen gefeiert.
Bleinen nur noch Fernseh- und Spielabende
Cheyenne Fadell führt im Areal ab und zu ihren Hund aus. „Ich vermisse Restaurants und Bars“, erzählte die 24jährige Liedolsheimerin. „Die Ausgangssperre ist schon hart. Treffen mit Freundinnen am Abend ist nicht möglich“, bedauerte sie.
So bleiben nur Fernseh- oder wie auch an Heiligabend Spielabende in der Familie. „Für Silvester habe ich keinen Plan. Das wird einsam ohne meine Freunde. Aber man muss sich den Regeln anpassen“, schloss sie. Manuela Seith hat arbeitsbedingt eh wenig Zeit.
„Was ich vermisse, sind die natürlichen menschlichen Begegnungen“, betonte die Karlsruherin. Sehr stark fehlen würden ihr Konzertbesuche. Bei denen treffe sie normalerweise immer wieder auch Menschen, die sie lange nicht mehr gesehen habe.