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Sexualisierte Gewalt

Klaps des Trainers auf den Hintern ist nicht harmlos – Diskussion in Eggenstein

Der Klaps des Trainers auf den Hintern vor dem Spiel ist nicht harmlos. Die Gefahr sexualisierter Gewalt ist in Sportvereinen besonders hoch. Ein Verein aus Eggenstein diskutiert mit Eltern über das Problem.

Frau steht vor einer Leinwand
Die Referentin: Daniela Hoffmann ist die Kinder- und Jugendschutzbeauftragte des FC Alemannia Eggenstein. Foto: Lena Ratzel

Hinter sexualisierter Gewalt steckt mehr als offensichtliche Grenzüberschreitungen und eindeutige Übergriffe. Oft sind es Worte oder auch kleine, scheinbar banale Taten, die die Rechte anderer Menschen verletzen. Auch der Sport im Stadt- und Landkreis Karlsruhe ist von diesem Thema betroffen, wie Daniela Hoffmann, die Kinderschutzbeauftragte des FC Alemannia Eggenstein, berichtet.

„Als Laie weiß man viel zu wenig, was man darf und was man nicht darf“, sagt Hoffmann. Deshalb organisierte der FC Alemannia einen Abend zum Thema „Gewaltprävention – sexualisierte Gewalt im Verein“. Neben Fußballtrainern und Eltern von Spielern sind auch Übungsleiter aus dem Turnsport sowie die Bürgermeisterkandidaten Lukas Lang und Karin Schroff zu der Veranstaltung gekommen.

Mit dem Trainer alleine im Auto

Daniela Hoffmann thematisiert, dass Gewalt in körperlicher, verbaler oder psychischer Art leider regelmäßig im Amateurfußball vorkomme. Betroffen seien dabei nicht nur Gegner, sondern auch Schiedsrichter, Zuschauer oder die eigene Mannschaft. „Wir versuchen das schon bei den Jüngsten zu unterbinden, damit bereits die Bambinis Fehlverhalten erkennen“, sagt Hoffmann.

Die Teilnehmer der Veranstaltung diskutieren rege: Darf sich der Trainer außerhalb des Sportplatzes mit einem einzelnen Spieler ohne Wissen der Eltern treffen? Darf eine 15-jährige Spielerin ein Verhältnis mit dem 17-jährigen Trainer eingehen? Darf der Trainer ein Kind bei strömendem Regen nach Hause fahren?

Besonders diese letzte Frage wird stark diskutiert, weil sie sich für die anwesenden Eltern und Trainer regelmäßig stellt. Der Grundtenor der Eltern und Trainer ist, dass es in Absprache mit den Eltern des Kindes durchaus legitim sei. Im Zweifelsfall auch dann, wenn eine dritte Person im Auto dabei ist. „Wenn niemand das Kind abholt und ich auch niemanden von den Eltern erreiche, muss ich rein rechtlich die Polizei rufen“, sagt Hoffmann.

Rituale müssen überdacht werden

Dass die Gefahr für sexualisierte Gewalt besonders hoch sei, liege daran, dass es „leider begünstigende Faktoren, zum Beispiel die Umkleide- und Duschsituation“ gibt, erklärt Hoffmann.

„Es fängt beim Schuhe binden des Trainers oder der Trainerin bei jüngeren Spielern in der Kabine an.“ Die Kinder- und Jugendschutzbeauftragte rät dazu, dass immer mehrere Personen, zum Beispiel der Trainer zusammen mit zwei Eltern, in die Kabine gehen oder die jungen Spieler für solche Dinge aus der Kabine herauskommen.

Auch Rituale wie den Klaps auf den Hintern vor dem Spiel oder vor einer Einwechslung gelte es zu ändern. „Solche Rituale werden zwar häufig gemacht, sie sind allerdings veraltet und müssen überdacht werden“, betont Hoffmann. Als bessere Alternative schlägt sie zum Beispiel Abklatschen vor.

FC Alemannia Eggenstein setzt auf Führungszeugnis für Trainer

„Wir beim FC Alemannia Eggenstein setzen auf Prävention“, sagt Hoffmann. Jeder Trainer müsse ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen und sei angehalten, einen Ehrenkodex zu unterzeichnen, in dem zum Beispiel auch die Straftaten im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt aufgeführt sind. Durch Schulungen sollen Trainer und Betreuer zu diesem Thema weitergebildet werden.

Wir wollen nicht weggucken.
Daniela Hoffmann, Kinder- und Jugendschutzbeauftragte

Ansprechpartner und Vertrauenspersonen innerhalb des Vereins sollen eine direkte Anlaufstelle sein, falls Spieler, Trainer, Eltern, oder Außenstehende Übergriffe oder ähnliche Vorfälle mitbekommen. „Wir wollen nicht weggucken“, sagt Hoffmann. Künftig soll es auch Elternabende für die Jugendmannschaften geben, damit Eltern wissen, welche Rechte und Pflichten sie haben, und sie über das Thema sexualisierte Gewalt aufgeklärt werden.

Daniela Hoffmann selbst engagiert sich neben ihrer Arbeit als Kinder- und Jugendschutzbeauftragte auch in der Jugendleitung des Vereins. „Mein Sohn spielt selbst dort Fußball. Dadurch bin ich in das Vereinsleben hineingewachsen.“ Mit verschiedenen Schulungen durch den Badischen Fußballverband hat sich die 44-Jährige im Thema Gewaltprävention und sexualisierte Gewalt weitergebildet, um dieses Wissen im eigenen Verein weitergeben zu können.

Während der Schulungen habe sie einige Momente gehabt, die sie persönlich sehr bewegt haben, zum Beispiel dass es mehr männliche als weibliche Opfer bei sexualisierter Gewalt gebe. „Das hat mich erschreckt, so etwas geht mir nahe“, sagt sie.

Der Abend „Gewaltprävention – sexualisierte Gewalt im Sport“ ist einer von drei Themenabenden, die der FC Alemannia veranstaltet. Der Verein wird sich auch mit der Suchtprävention und der Jugendbeteiligung in Vereinen befassen.

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