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Nistkästen für Mandarinenten genügen nicht

Naturschützer aus dem nördlichen Landkreis Karlsruhe warnen vor der fortschreitenden Zerstörung der Umwelt

Im nördlichen Landkreis Karlsruhe haben Umweltschützer in den vergangenen Jahren einiges bewegt. Dennoch warnen sie und fordern auch eine stärkere Vernetzung untereinander.

 Der Leopoldshafener Ralf Schreck ist auch als Hornissenberater aktiv. Ein Nest in seinem Garten dient bei Umweltaktionen mit Kindern als Schauobjekt.
Der Leopoldshafener Ralf Schreck ist auch als Hornissenberater aktiv. Ein Nest in seinem Garten dient bei Umweltaktionen mit Kindern als Schauobjekt. Foto: Alexander Werner

Seit 1972 wird jährlich am 5. Juni der Weltumwelttag begangen. Der Aktionstag setzt Signale gegen die Umweltzerstörung und setzt sich für eine Schärfung des Umweltbewusstseins ein. Große Themen waren in der Vergangenheit stets die Folgen des Klimawandels oder die Meeresverseuchung durch Mikroplastik. Wie besorgniserregend sich die Probleme auch im nördlichen Landkreis Karlsruhe zeigen, stellen Umweltschützer immer wieder heraus.

Wachsenden Flächenverbrauch soll Einhalt geboten werden

„Es sieht schlecht aus. Artenschwund und Klimawandel schreiten voran. Dagegen muss dringend etwas getan werden“, sagt der Graben-Neudorfer Amin Gabler. Er ist Sprecher des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Bruhrain und Vorstandmitglied im Landesverband.

Notwendig sei, dem weiter wachsenden Flächenverbrauch Einhalt zu gebieten und den Klimaschutz auf allen Ebenen – privat, öffentlich und wirtschaftlich – zu forcieren. „Graben-Neudorf besitzt eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz, was die Vorbereitung der Wärmewende über Geothermie betrifft“, sagt Gabler, der auch Vorsitzender der Fraktion Bündnis90/Die Grünen im Gemeinderat Graben-Neudorf ist.

Der gemeindliche Klimaschutzbeauftragte bewirke viel, weil er auch die entsprechenden Mittel zur Verfügung habe. Ein Beispiel sei die Initiative, Photovoltaik auf die Dächer zu bringen. „Wir haben einen Klimaschutzfonds“, so Gabler. „Und wichtig ist, dass die Gemeinde in den vergangenen Jahren keine Gebiete im Außenbereich erschlossen hat und keine mehr in Planung sind.“

Forderungen nach ökologischer Landwirtschaft

Hermann Geyer, Vorsitzender des Dettenheimer Vogel- und Naturschutzvereins (VVND) übt regelmäßig öffentlich starke Kritik am fortschreitenden Flächenverlust. Er sieht darin das übergreifende Problem mit einer ganzen Latte verheerender Auswirkungen. Gleichzeitig fordert er auch neue Lösungen für eine ökologischere Landwirtschaft. Selbst die aufwendigen Naturschutzprojekte des Vereins könnten das Artensterben in den vergleichsweise noch besser dastehenden weitläufigen örtlichen Naturschutzgebieten nur lindern, aber nicht stoppen.

„Wenn ich täglich zur Arbeit entlang des Pfinzkanals durch den Hardtwald radle, erlebe ich eine reiche Tier- und Pflanzenwelt“, erzählt Ralf Schreck. „Aber viele Arten sind Neozoen, also gebietsfremd, die unseren Wildarten gegenüber ein gewisses Verdrängungspotenzial aufweisen.“

Als Mitglied der AG Umwelt Eggenstein-Leopoldshafen ist er regelmäßig bei Umweltaktionen aktiv. Außerdem engagiert er sich als ehrenamtlicher Hornissenberater. „Unsere Artenvielfalt ist in Bedrängnis geraten. Um dem entgegenzutreten, hilft es nicht, am Pfinzkanal einen Nistkasten für die Mandarinenten aufzustellen.“

Dabei sei es einfach, mit kleinen Aktionen dem Artenerhalt auf die Sprünge zu helfen. Auch die örtliche BUND-Gruppe mache auf die Thematik aufmerksam. Als Beispiele nennt er den Bau des Flussseeschwalbenfloßes oder die Anlage einer Wiese für Kiebitze und Niederwild. „Am besten funktionieren Aktionen, wenn sie mit allen Beteiligten stattfinden.“

Vernetzung der Gruppen

Schreck plädiert für eine Vernetzung aller Gruppen auch über Gemeindegrenzen hinaus. Dabei schließt er Gemeinden, Forst, Jäger, Landwirtschaft und Umweltschützer ein, also zum Beispiel Naturschutzwarte, Umweltgruppen, Greifvogelbeauftragte, Fledermausspezialisten, Amphibienbetreuer oder Hornissenfachberater.

„Dem ehrenamtlichen Umweltschutz wird viel zugemutet. Deshalb wäre es sinnvoll, wenn die Naturschutzbehörde des Landkreises einmal alle Aktiven zu einem runden Tisch einlädt. Sonst kocht jede Gruppe wieder ihr eigenes Süppchen mit eher weniger Erfolg.“

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