
Das Interesse an der Kandidatenvorstellung für die Bürgermeisterwahl in Eggenstein-Leopoldshafen am 27. November ist groß. Bei der Veranstaltung in der Rheinhalle am Mittwochabend blieben nur wenige Plätze leer. Die Bewerber präsentierten sich und ihre Ziele.
Während Karin Schroff und Jürgen Ehrmann knapp zwei ihrer zehn Minuten Redezeit ungenutzt ließen, legte Peter Kohler mit verbliebenen sieben Sekunden beinahe eine Punktlandung hin. Alle Kandidaten erhielten Applaus aus dem Publikum, bedeutende Unterschiede in Länge und Lautstärke waren nicht festzustellen.
Bürger in der Rheinhalle stellen viele Fragen an die Bürgermeister-Kandidaten
Nach den Reden hatten die Bürger in der Rheinhalle die Gelegenheit, den Kandidaten Fragen zu stellen. Eine zielte darauf ab, was die Gemeinde tun könne, um zu verhindern, „dass wir zur atomaren Mülkippe werden“.
Der Hintergrund: Auf dem Gelände des KIT wird Atommüll gelagert. Die Antworten der Kandidaten fielen ähnlich aus, der Fragestellerin machten sie nur bedingt Hoffnung. Tenor: Die Gemeinde könne nicht viel tun.

Gefragt wurde darüber hinaus, was die Kandidaten dagegen unternehmen wollen, dass die neue Stromtrasse durch den Bürgerpark führt. „Das ist nicht hinnehmbar, wir müssen uns dagegen wehren“, sagte Dominik Wolf. Er sprach sich für eine Bündelung östlich der B36 aus.
Auch die geplante Bahntrasse, die an Eggenstein-Leopoldshafen vorbeiführen könnte, bewegte die Bürger. Jürgen Ehrmann fand dazu deutliche Worte: „Wir müssen alles tun, um diesen Blödsinn zu verhindern“.
Bewerber zeigen sich offen für Tiefengeothermie in Eggenstein-Leopoldshafen
Ein Fragesteller forderte mehr Aufenthaltsmöglichkeiten für Jugendliche. Alle Bewerber kündigten an, sich darum kümmern zu wollen. Peter Kohler sagte, man könne Fördergelder in Anspruch nehmen, um das Angebot für junge Leute zu verbessern.
Ein weiteres Thema war das Verkehrschaos durch Elterntaxis an der Lindenschule. Lukas Lang brachte in diesem Zusammenhang eine sogenannte „Eltern-Haltestelle“ in Schulnähe ins Gespräch, an der Eltern ihre Kinder absetzen könnten. Dabei müsse es sich um eine Stelle handeln, an der die Schüler sicher zu Fuß in die Schule kommen.
Für die Tiefengeothermie zeigten sich die Bewerber offen, man dürfe aber die Risiken nicht aus den Augen verlieren. „Ich würde mich dem nicht komplett verschließen“, sagte Karin Schroff. Man müsse Entscheidungen zugunsten der Geothermie mit Blick auf die Erdbebengefahr allerdings „sehr genau abwägen“.
In ihren Reden warben die Kandidaten für sich und ihr Wahlprogramm. Die wichtigsten Punkte der Kandidaten im Überblick:
Karin Schroff
Karin Schroff, Polizeihauptkommissarin aus Ubstadt-Weiher, betonte die Wichtigkeit einer soliden Haushaltspolitik: „Es kann nur das ausgegeben werden, was auch eingenommen wird.“
Sie wolle ein Unternehmer-Netzwerk bilden und eng mit der Technologieregion Karlsruhe kooperieren. Die Gemeinde müsse „für innovative Arbeitgeber noch interessanter werden“.

Schroff sprach sich für die Gründung einer Bürgergenossenschaft für erneuerbare Energien und die Digitalisierung der Schulen aus. Sie wolle sich für Barrierefreiheit im Ort und attraktive Kindergärten einsetzen.
Peter Kohler
Die Digitalisierung liegt Peter Kohler, IT-Spezialist aus Eggenstein-Leopoldshafen, am Herzen. Die Gemeinde müsse Rathaus und Schulen so ausstatten, „dass unsere Kinder und Lehrer nicht abgehängt werden“.
Im Neubaugebiet N5 will Kohler „bedarfsgerechten und bezahlbaren Wohnraum“ schaffen. Wichtige Ziele sind für ihn die Einrichtung von öffentlichen E-Ladestationen, die Wiederansiedlung einer Postfiliale sowie Freizeit- und Kulturangebote zu stärken
Kohler strebt Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen an. Er wolle „Raum für Kreativität und Kunst schaffen“.
Lukas Lang
Lukas Lang, Verwaltungsfachwirt aus Neureut, will die Gemeinde familienfreundlicher aufstellen: „Ich möchte bedarfsgerechte Kinderbetreuungs- und Bildungsangebote ausbauen.“
Er wolle Kinder und Jugendliche „durch eine wirksame Jugendbeteiligung besser in unser Gemeindeleben einbinden“. Auf seiner Agenda stehen zudem die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und die Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung.

Lang befürwortet eine Priorisierung von Investitionen, eine unbürokratische Wirtschaftsförderung und ein Mobilitätskonzept für alle Mobilitätsformen.
Dominik Wolf
Verwaltungsfachwirt Dominik Wolf betonte die Bedeutung von Vereinen und Ehrenamtlichen. Sie bräuchten weiterhin die Unterstützung der Gemeinde.
Eggenstein-Leopoldshafen müsse attraktiv für junge Familien sein. Voraussetzung dafür seien „ausreichende und bedarfsgerechte Betreuungsangebote“ und bezahlbarer Wohnraum.

Zudem gelte es, den „konsequenten Ausbau von Betreuungs- und Versorgungsangeboten vor Ort“ für Senioren sicherzustellen. Seine weiteren Ziele: ein gemeindliches Klimaschutzkonzept, ein Nahwärmenetz und eine regenerative Energieversorgung.
Jürgen Ehrmann
Hauptamtsleiter Jürgen Ehrmann positionierte sich in seiner Rede gegen eine Güterbahntrasse parallel zur B36. Sie sei für die Menschen in den angrenzenden Wohngebieten „nicht zu verantworten“.
Die Interessen der Bürger in Eggenstein-Leopoldshafen stünden für ihn im Vordergrund. Mit Blick auf die geplante Ertüchtigung der Stromtrasse unterstrich Ehrmann, es gehe um die beste Lösung für die Gemeinde.

Leider habe sich die Stadt Karlsruhe für die Bestandsstrecke ausgesprochen. Seine Bewerbung erklärte Ehrmann damit, er habe bei seiner Konkurrenz „Konkretes vermisst“.
Zweite Kandidatenvorstellung
Die zweite Kandidatenvorstellung findet am Montag, 21. November, um 18 Uhr in der Hasebockhalle statt.