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Ernte einmal pro Woche

Solidarische Landwirtschaft in Eggenstein: Bio-Gemüse vom Feld direkt auf den Tisch

Die Idee einer solidarischen Landwirtschaft von Privatleuten ist nicht neu. In Eggenstein-Leopoldshafen gibt es so eine Gruppe seit 2018. Und die Mitglieder haben viel vor.

Solawi Eggenstein-Leopoldshafen
Im wöchentlichen Turnus: Samstags wird bei der Solawi in Eggenstein geerntet. Das Gemüse holen Mitglieder dann im Abgaberaum ab. Für 2022 will die Gemeinschaft eine Gärtnerin anstellen. Foto: Alexander Werner

Wie jedes Wochenende machen sich am Samstagvormittag Mitglieder der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) ans Ernten auf ihrem Feld bei Gärtner Bernd Oesterle am Sportplatzweg. Jeder in den Reihen des 2019 gegründeten Vereins ist in der Regel einmal pro Monat bei der Ernte dabei. Am Mittag liegen die Feldfrüchte zum Abholen bereit.

Die Idee, dass sich Privatleute im Geist der solidarischen Landwirtschaft zusammentun, um gemeinschaftlich für ihren Eigenbedarf nachhaltig biologisch angebaute Lebensmittel zu produzieren, ist nicht neu. Vorsitzender Florian Böhm, der die Solawi in Eggenstein 2018 mit seiner Freundin Viktoria Weimann initiierte, schaute sich zuerst die Gruppe „Gutes Gemüse“ in Weingarten an.

„Unser Garten war zu klein, um uns voll versorgen zu können“, erzählt er. „Doch ständiges Hin- und Herfahren ist nicht wirklich nachhaltig. Ich sagte mir: Das machen wir hier im Ort selber“, beschreibt er die Anfänge. Über einen Aufruf bei Facebook kam eine Gruppe von 20 Personen zusammen, die die Grundlagen für den Start eines solidarischen Gemüseanbaus schufen.

2019 steigt Gärtner Oesterle ins Projekt mit ein

Erste Erfahrungen sammelten sie 2019 noch in Eigenregie auf einem Grundstück hinter der Gemeinschaftsschule. „Zudem haben wir uns vernetzt mit anderen Solawis in der Region und der örtlichen Agenda Umwelt“, ergänzt Böhm. Dann gewann die gewachsene Solawi Gärtner Oesterle für das Projekt.

„Ich verpachtete der Gruppe ein Stück Land und zwei Folientunnel“, erklärt Oesterle. „Ich bewirtschafte die Tunnel je nach Jahreszeit mit Gurken, Bohnen, Tomaten, Spinat, Feldsalat und Wildkräutern.“ Dazu steht er der Solawi begleitend mit Rat und Tat zur Seite. „Ihr Ansatz ist gut. Menschen lernen so die Produktion besser kennen, schätzen und bekommen eine ganz andere Beziehung dazu“, so Oesterle.

Um die Freifläche kümmert sich die Solawi mit dem Säen und Ernten von Kartoffeln, Zwiebeln oder Knoblauch selbst. In der Summe kommen 34 Gemüsesorten zusammen. „Alles allein zu machen, wäre für uns nicht zu schaffen“, sagt Böhm und weist etwa auf das Jäten des in diesem Jahr üppig sprießenden Unkrauts hin.

Für 2022 aber hat er sich mit seiner Gemeinschaft viel vorgenommen. „Wir wollen eine Gärtnerin für 30 Stunden pro Woche anstellen, mit der wir den Betrieb führen. Dafür müssen wir wachsen und suchen neue Mitglieder.“ Denn dafür brauche es gegenüber aktuell 31 mindestens 40 bis 45 Anteile. Sie bezeichnen die Mitglieder, die einen Ernteanteil beanspruchen. In einer jährlichen Bieterrunde legt jedes Mitglied frei fest, wie viel es für seinen Ernteanteil an Gemüse zahlen möchte.

Einkaufsgemeinschaft „Foodcoop“ ergänzt die Solawi

Sollte die Summe der Gebote das geplante Jahresbudget unterschreiten, gibt es eine zweite Runde. Ins Leben gerufen hat die Solawi zudem mit „Foodcoop“ eine Einkaufsgemeinschaft. „Jedes Mitglied zahlt dafür eine Einlage, von dem wir dann aktuell über einen Großhändler Nudeln, Mehl, Reis, Haferflocken oder Olivenöl aus biologischem Anbau und soweit möglich aus der Region beziehen“, so Böhm. Die Begeisterung der Mitglieder ist spürbar.

„Ich lege großen Wert auf biologisch angebautes Gemüse ohne Schadstoffe und auf das Gemeinschaftliche“, hebt Petra Knauer hervor. Mit ihrem Mann esse sie hauptsächlich Gemüse, sagt sie. Dafür reiche nicht, was sie selbst im Garten ziehe. Bei Petra Andresen ist das ähnlich. Sie stieß vor zwei Jahren zur Solawi. „Ich sah den Stand auf dem Leopoldshafener Bauernmarkt. Ich fand es spannend und toll, dass auch hier im Ort machen und mich vielfältig einbringen zu können.“

Ich decke mich hier komplett ein.
Barbara Leichsenring Mitglied der Solawi

Das Gemüse komme direkt frisch vom Feld auf den Tisch und schmecke zum größten Teil besser. „Ich decke mich hier komplett ein. Mir ist die Ernährung wichtig, der Anbau ohne Chemie und die Wertschätzung für Lebensmittel“, sagt Barbara Leichsenring.

Nun hofft die Solawi auf regen Zuspruch auf ihre Info-Veranstaltungen jeweils in den evangelischen Gemeindehäusern in Leopoldshafen am Mittwoch, 10. November, um 19 Uhr, sowie in Eggenstein am Samstag, 13. November, um 17 Uhr. Die nächste Bieterrunde findet dann am 27. November um 15 Uhr in Eggenstein statt. Dabei werden die Anteile fürs kommende Erntejahr vergeben.

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