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Landwirte beklagen Einbußen

Spargelernte in der Hardt fällt deutlich geringer aus

Ein Fünftel weniger Spargel ist in diesem Jahr in der Hardt geerntet worden - weil wegen Corona Erntehelfer fehlten. Und womit rechnen die Spargelbauern für die kommende Saison?

Spargelstechen in Eggenstein
In der Hardt wurde in dieser Saison deutlich weniger Spargel als im Vorjahr geerntet. Foto: Rake HORA

Mit einem blauen Auge sind die Spargelbauern der Hardt im Corona-Jahr 2020 davongekommen. „Wir hatten etwa um ein Fünftel weniger Spargel als im Vorjahr”, erklärt Uwe Kammerer - und bestätigt damit entsprechende Zahlen des Statistischen Bundesamtes über den Rückgang der Erntemenge. Als Grund nennt der Spargelbauer aus Graben die Tatsache, dass er wegen des durch die Corona-Pandemie bedingten Einreiseverbots so gut wie keine Erntehelfer zur Verfügung gehabt habe.

„So eine Situation haben wir noch nicht erlebt”, sagt Kammerer, der in Graben auf fünf Hektar das „Weiße Gold” anbaut. Als dann in der zweiten Aprilwoche, kurz vor Ostern, die ersten Flugzeuge mit rumänischen Erntehelfern gelandet seien, habe er drei Fachkräfte bekommen - normalerweise beschäftige er in einer durchschnittlichen Saison fünf, sechs Mal so viele. Mit Familienangehörigen, Freunden und einigen Studenten habe er noch eine passable Spargelernte gehabt. „Wir sind ja Grabener. Und bei uns kann jeder Spargel stechen. Das lernt man hier wie Fahrradfahren”, sagt Kammerer.

Auch bei Marcus und Annette Melder, die in Graben „ein starkes Hektar Spargel” bewirtschaften, sorgte Corona für einen deutlichen Ernterückgang. Der sei allerdings auch schon in den Vorjahren zu verzeichnen gewesen, weil es da im Sandboden sehr trocken gewesen sei. „Wir haben keine teuren Bewässerungsanlagen”, erklärt Melder.

Erntehelfer durften nicht einreisen

Normalerweise habe er vier erfahrene Erntehelfer aus Osteuropa, die aber nicht einreisen durften. Ehemalige Helfer und Freunde hätten sich dann gemeldet und man habe auf Studenten zurückgreifen müssen. Das Gute sei, so Annette Melder, dass „Spargel nicht unser einziges Produkt ist. Wir haben noch viele andere Kulturen. Jetzt geht es mit Blumenkohl los.”

Spargelstechen lernt man hier wie Fahrradfahren
Uwe Kammerer, Spargelbauer

In Eggenstein betreibt Markus Leicht einen Erdbeer- und Spargelhof - und hat im vergangenen Jahr rund 250 Tonnen Spargel produziert. In diesem Jahr waren es nur rund 220 Tonnen, was hauptsächlich damit zu tun hatte, dass es nicht genügend Saisonarbeiter aus Rumänien gab.

Normalerweise, erzählt Leicht, habe er 300 Helfer pro Saison. Letztlich habe er mit etwa der Hälfte auskommen müssen. „Wir hatten deutlich höhere Kosten, denn wir mussten die Leute, die einfliegen durften, jedesmal mit einem Reisebusunternehmer vom Flughafen abholen lassen - mit den entsprechenden Auflagen.” Zumal es nicht einfach gewesen sei, die erfahrenen Kräfte wieder zu gewinnen: „Viele Rumänen haben Flugangst. Die sagen: Schick uns einen Bus, wir kommen gerne. Aber nicht mit dem Flieger.”

Belehrungen und jede Menge Schreibkram

Die Unterkünfte für die Saisonkräfte durften nur halb belegt werden. Und dann habe es „Belehrungen” für die Arbeiter und jede Menge Schreibkram für ihn gegeben, was die Sache nicht leichter gemacht habe, wie Leicht findet. „Die Behörden machen uns mit ihren Auflagen viel kaputt.”

Erfreulich sei aber gewesen, dass - nachdem die Gastronomie massiv als Abnehmer ausgefallen sei - „sehr viel Privatpersonen Spargel gekauft haben”. Nachdem Ostern und Pfingsten das Wegfahren ja weggefallen sei, hätten die Leute eben mehr daheim gekocht, ist sich der Eggensteiner Spargelproduzent sicher.

Ärger über Vergleich mit Fleischindustrie

Er habe daher seine Stangen „zu normalen Preisen” verkaufen können und letztlich wenig Einbußen gehabt. Und viele hätten möglicherweise nach dem Shutdown ein Kauferlebnis in einem der Hofläden haben wollen, vermute er. Ihn ärgere, dass sein Betrieb jetzt mit Tönnies & Co. in einen Topf geworfen werde. „Wir haben unsere Leute nie mit Werkverträgen versehen, sondern habe die ganz normal bei uns angestellt”, stellt Leicht klar.

Für das kommende Spargeljahr rechnen die meisten Spargelbauer der Region mit andauernden Einschränkungen durch Corona. „Wir werden”, fasst Markus Leicht zusammen, „dann sicherlich das ein oder andere Feld durchwachsen lassen müssen.” Schließlich sei Spargel ja eine Pflanze, die nicht jedes Jahr neu gepflanzt werden müsse, sondern bis zu zehn Jahren abgeerntet werden könne.

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