
Einmal einen Blick hinter Tore werfen, die sonst den meisten Leuten verschlossen sind: Das können Besucherinnen und Besucher am 17. Juni beim Tag der offenen Tür am Campus Nord des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in Eggenstein-Leopoldshafen.
Von 10 bis 19 Uhr warten mehr als 200 Einzelangebote auf Interessierte, von A wie „Astroteilchen“ über E wie „Energiewende“ bis Z wie „Zebrafische in der biologischen Forschung“.
Vortrag informiert über geplante Geothermie-Bohrung am Campus Nord
Neben zahlreichen Angeboten zum Mitmachen beinhaltet das Programm auch eine Reihe von Vorträgen. Einer davon befasst sich mit einer geplanten Geothermie-Bohrung auf dem Gelände des Campus Nord.
Dort soll eine Forschungsinfrastruktur für saisonale Wärmespeicher in mittleren Tiefen errichtet werden, erklärt Katharina Schätzler. Sie ist promovierte Physikerin und Ansprechpartnerin für die Kommunikation rund um das Projekt.
In einer Tiefe von rund 1.300 Metern wollen die Forscherinnen und Forscher die Wärmespeicherung testen. Vereinfacht gesagt: Heißes Wasser, das mit erneuerbaren Energien wie etwa Tiefengeothermie oder Solarthermie gewonnen, aber im Sommer nicht vollumfänglich genutzt werden kann, soll unter der Erde gespeichert werden und warmgehalten werden – ähnlich wie ein Gericht, das man zum Warmhalten in den Ofen stellt.
Da die Wärme unter der Erde nicht sofort verloren gehe, könne sie so konserviert werden, erklärt Schätzler. Im Winter könne man das warme Wasser dann wieder hochpumpen und nutzen.
Forschende hoffen auf Start im Jahr 2024
Im Gegensatz zur Tiefengeothermie, wie man sie beispielsweise aus Graben-Neudorf kennt, soll am KIT Campus Nord nicht so tief gebohrt werden. Auch die Fließraten sollen sich in einem moderaten Bereich bewegen, sagt Schätzler. Geplant seien maximal 25 Liter pro Sekunde.
Zum Vergleich: In Graben-Neudorf bohrt die Deutsche Erdwärme bis unterhalb von 3.800 Metern. Aktuell rechne man mit einer Fördermenge von 80 bis 100 Litern Wasser pro Sekunde, so die Deutsche Erdwärme im April. In Graben-Neudorf soll Tiefenwärme produziert werden, in Eggenstein-Leopoldshafen geht es um die Speicherung von Wärme.
Wir würden gerne ein Vorreiter für die ganze Region sein.Katharina Schätzler, Physikerin
Demnächst wolle man den Antrag auf Betriebsplanzulassung beim zuständigen Landesamt abgeben, so Schätzler. Sie hofft, dass es bereits 2024 am Campus Nord losgehen kann.
„Wir würden gerne ein Vorreiter für die ganze Region sein“, sagt sie. Mit ihrer Forschung wollen die Beteiligten mehr über die speicherfähigen Sandsteinlagen in mittleren Tiefen erfahren. Diese gibt es in der gesamten Region Mittlerer Oberrhein.
Tag der offenen Tür soll Transparenz schaffen
Für Katharina Schätzler ist der Tag der offenen Tür eine schöne Gelegenheit, um die Öffentlichkeit mit ins Boot zu holen. Sie weiß, dass das Thema Geothermie nicht unumstritten ist.
„Es gibt Befürchtungen, auch unter den Mitarbeitern“, so Schätzler. Umso wichtiger sei es da, transparent zu sein und frühzeitig zu informieren. Das habe das KIT in der Vergangenheit bereits beim Projekt „Gecko“. Es gibt Informationen rund um die Themen Wärmewende und Geothermie.
„Gerade im Vorprojekt Gecko haben wir sehr konstruktive Erfahrungen gemacht“, sagt Schätzler. Der Vortrag zur Geothermie findet um 15 Uhr statt, anschließend können die Besucherinnen und Besucher die geplante Bohrstelle besichtigen.
Ansonsten darf beim ersten Tag der offenen Tür nach vier Jahren Corona-Pause wieder nach Herzenslust geforscht, angeguckt und ausprobiert werden. Das Angebot richtet sich dabei auch an den wissenschaftlich interessierten Nachwuchs: Für Kinder gibt es beispielsweise Vorlesungen in der „Kinder-Uni“, die Quizshow „1, 2, oder 3“ oder eine „Wissensrallye“.
Gleichzeitig bildet der Tag der offenen Tür auch in diesem Jahr den Auftakt zum Karlsruher Wissenschaftsfestival Effekte. Startschuss dafür ist um 13 Uhr..
Service
Programm: Alle Programmpunkte in der Übersicht gibt es auch zusammengefasst in einer App. Diese kann ab Montag, 5. Juni, unter kit.edu/kit/tag-der-offenen-tuer.php heruntergeladen werden.
Anreise: Die Veranstalter raten zur Anreise mit dem Öffentlichen Personennahverkehr. Besucher nutzen dafür entweder die S1/11 bis zur Haltestelle Leopoldshafen/Frankfurter Straße und steigen von dort in den Sonderzug zum Campus Nord um. Oder sie fahren mit der S2 bis zur Haltestelle Blankenloch Nord und steigen dort in den Bus 195 zum Campus Nord um. Wer mit dem Auto anreisen will, stellt sein Fahrzeug am besten auf einem der ausgewiesenen Parkplätze ab und nutzt von dort einen der kostenlosen Shuttlebusse zum Campus Nord. Die Busse fahren von 9.30 bis 20 Uhr vom Blankenlocher Festplatz und Festhallen-Parkplatz über Blankenloch BOA und NDT-Gelände, vom FC Spöck über FC Germania Friedrichstal und vom KIT Campus Süd (Haltestelle Haupteinfahrt am Adenauerring) über die Rheinhalle Leopoldshafen jeweils zum Campus Nord. Für Fahrradfahrer gibt es vor dem Gebäude 101 Abstellplätze.