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Rettungskräfte warnen vor Sensationstourismus

Von Spaziergängern verschreckt: Zwei Rehe kommen durch Hochwasser zu Tode

So faszinierend das viele Wasser in den Flüssen für schaulustige Bürger ist, so verhängnisvoll ist der Auflauf der Menschenmassen für die Wildtiere. In Eggenstein-Leopoldshafen kamen am Sonntag nach Polizeiangaben zwei Tiere zu Tode. Polizei und Feuerwehr warnen eindringlich vor Hochwassertourismus.

Reh am Hochwasserdamm liegend.
Ein kraftloses Bündel: Ein Reh lag nach der strapaziösen Flucht aus dem kalten Hochwasser völlig erschöpft am Damm. Foto: Thomas Riedel

Herzzerreißende Szenen spielten sich am Sonntag am Pfinzentlastungskanal bei Leopoldshafen ab: Mehrere Rehe waren im Hochwasser in Lebensgefahr geraten, die Feuerwehr musste einschreiten, um die Wildtiere vor rücksichtslosen Schaulustigen abzuschirmen und ihnen einen Weg zum rettenden Ufer freizuhalten – doch am Ende starben zwei der Tiere. „Eines musste der Jagdpächter durch einen Schuss erlösen, das andere wurde ins Wasser zurückgetrieben und ist – deutlich gesagt – jämmerlich ersoffen“, erklärte ein Sprecher des Polizeipräsidiums gegenüber den BNN. Er appellierte eindringlich an die Bevölkerung, auf Ausflüge in die Hochwassergebiete zu verzichten und Vernunft anzunehmen. „Das Gleiche, was wir vor kurzem in den Skigebieten erlebt haben, spielt sich im Prinzip jetzt draußen am Wasser ab“, zog der Polizeisprecher einen Vergleich zu den überlaufenen Höhenorten, die teilweise gesperrt werden mussten.

Eines der Tiere, die es in Leopoldshafen ans rettende Ufer geschafft hatten, lag am Nachmittag noch längere Zeit völlig erschöpft am Damm. Die Feuerwehr hatte Sperrbänder gezogen, um die Tiere zu schützen. Doch Schaulustige kamen nach Polizeiangaben im Laufe des Nachmittags immer wieder dem stressgeplagten Rehwild zu nahe, so dass eines der Tiere letztlich doch wieder ins Wasser floh und ertrank.

Appell: „Betreiben Sie keinen Hochwasser-Tourismus“

Auch die Feuerwehr bat die Bürger eindringlich: „Betreiben Sie keinen Hochwassertourismus und bitte halten Sie sich an die Absperrungen.“ Die Betretungsverbote dienten dem Schutz der Menschen und der Wildtiere. „Durch unbedachtes Betreten der gesperrten Bereiche werden diese Tiere dann durch Sie in den Gefahrenbereich und somit in den sicheren Tod getrieben!“, mahnte die Feuerwehr.

Mann gerät hüfttief ins Wasser

Allerdings geriet auch ein Mensch in Eggenstein-Leopoldshafen am Wochenende in Gefahr: Wie die Polizei mitteilte, wurde bereits am Freitag ein 35-jähriger obdachloser Mann am Rheinufer vom Hochwasser überrascht. Der Mann stand bis zur Hüfte im Wasser, konnte sich in der Dunkelheit nicht mehr selbst befreien und rief mit seinem Handy Hilfe.

Rettungskräfte der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Feuerwehr und Wasserschutzpolizei waren mit einem Hubschrauber und zwei Booten im Einsatz und konnten den 35-Jährigen unverletzt ins Trockene bringen. Ob der obdachlose Mann im Schlaf vom Wasser überrascht worden war, war zunächst unklar.

Pegel Maxau fällt langsam

Die hohen Wasserstände haben im Südwesten auch für überschwemmte Straßen gesorgt und die Schifffahrt behindert. Die Schifffahrt auf dem Rhein bei Karlsruhe wurde eingestellt. Am Pegel Maxau wurde nach Angaben der Hochwasservorhersagezentrale (HVZ) Baden-Württemberg der Wasserstand von 7,5 Metern in der Nacht zum Samstag überschritten.

Am Samstagmorgen hatte der Rhein einen Wasserstand von mehr als acht Metern. Bis in die Nacht zum Sonntag stieg der Pegel in Maxau noch auf 8,50 Meter, am Sonntagmorgen fiel das Wasser langsam. Wann der Schiffsverkehr wieder aufgenommen werden kann, ist noch unklar.

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