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Tipps bei der Suche nach dem Haustier

Welcher Hund passt zu mir? Das raten Hundeexperten

Große Hunde in der kleinen Wohnung? Das passt nicht. Viele Tierhalter suchen ihre Hunde nach dem Aussehen aus - und nicht unbedingt nach den Bedürfnissen des Tieres. Das kann zu Problemen führen.

Jürgen Stiller, der 1. Vorsitzende des Hundevereins „Hundefreunde Vier Pfoten e. V.“ in Weingarten, mit seinen Dobermännern Coco und Caruso.
Gibt Rat: Jürgen Stiller, Vorsitzender des Hundevereins Weingarten, hält sich zwei Dobermänner, Coco und Caruso. Foto: Jürgen Stiller

Ein Kangal-Hirtenhund in einer Drei-Zimmer-Wohnung, ein Border-Collie als Schoßhund: In der Corona-Pandemie haben sich viele Menschen einen Vierbeiner zugelegt.

Doch nicht jeder weiß, worauf man bei der Anschaffung achten sollte. Ein Kangal etwa hat der Stadt nichts verloren. Der anatolische Hirtenhund wird zum Schutz von Schafherden eingesetzt und kämpft notfalls auch gegen Wölfe. Wird ein Kangal falsch erzogen oder schlecht gehalten, können die Folgen fatal sein – für den Hund, den Halter oder andere Hunde.

„Oft wird ein Vierbeiner aus optischen Gründen ausgewählt. Es geht weniger um die ursprünglichen Funktionen der Tiere wie etwa Jagd-, Wach-, oder Hütehund, sondern mehr um Fellfarbe oder Statur. Genau das birgt ein hohes Problempotenzial“, erklärt Heiner A. Oppermann, Tierarzt aus Eggenstein. „Ein Border-Collie zum Beispiel braucht als Arbeits- und Hütehund Beschäftigung. Dreimal am Tag mit ihm raus zu gehen, reicht da nicht“, erklärt er.

In der Welpengruppe des Hundevereins „Hundefreunde Vier Pfoten e. V.“ in Weingarten lernen die Kleinen spielerisch Sozialverhalten und Bindung an ihre Herrchen und Frauchen
In der Welpengruppe des Hundevereins „Hundefreunde Vier Pfoten e. V.“ in Weingarten lernen die Kleinen spielerisch Sozialverhalten und Bindung an ihre Herrchen und Frauchen Foto: Jürgen Stiller

Oppermann hat die Erfahrung gemacht, dass vor allem jüngere Paare viel Geld für Rassehunde bezahlen. „Aber sie wissen nicht, welche Verantwortung sie damit übernehmen und wie alt ein Hund werden kann“, sagt der Tierarzt. „Oft trennt man sich wieder und das Tier landet im Heim. Dazu kommt, dass viele unerfahrene Erstbesitzer unsicher bei der Erziehung des Hundes sind.“ Bei der Wahl eines tierischen Mitbewohners solle man nicht zu sehr auf das „Design“ achten, sondern mehr auf das Wesen des Hundes.

Auch Tierärztin Sabine Seufert aus Linkenheim-Hochstetten kennt die Problematik im Bezug auf Rassehunde. „Es gibt Wasserhunde, die nicht gern ins Wasser gehen und Jagdhunde, die nur mäßig an der Jagd interessiert sind“, sagt sie. Manchmal passen auch Charakter und Erlebnishintergrund des Hundes mit der Lebenssituation der Besitzer nicht zusammen.

Die Expertin schildert einen Fall, bei dem ein Hund von seiner neuen Lebenssituation völlig überfordert war, und sich weigerte, die Wohnung zu verlassen. Das Tier – ein Straßenhund aus Osteuropa – sollte nun in der Innenstadt Gassi gehen. Jeder Spaziergang war für ihn mit extremem Stress verbunden. „Diese Vermittlung war seitens des Tierschutzes unüberlegt und brachte dauerhaftes Leiden für den Vierbeiner und auch für seine neuen Besitzer, die ganz andere Vorstellungen von einer Hundehaltung hatten.“

Ein Hund braucht klare Regeln

Wer einen Hund adoptieren möchte, erstellt nach Ansicht der Experten am besten eine persönliche Frageliste: Passt das zeitlich überhaupt in mein Leben? Bin ich fit genug? Bei Problemen in der Beziehung zwischen Hund und Halterin oder Halter hilft vielleicht die Hundeschule. Dort stehen ausgebildete Hundetrainer wie Jürgen Stiller mit Rat und Tat zur Seite.

Stiller ist nicht nur Hundetrainer, sondern auch der Vorsitzende des Weingartener Hundevereins Hundefreunde Vier Pfoten. Er wünscht sich, dass man sein Wissen öfter vor der Anschaffung eines Hunds einholt. Denn das schaffe Klarheit. Hundetrainer Jürgen Stiller schildert einen Fall: „Ein Pärchen wollte sich unbedingt einen Dobermann zulegen. Ich gab der Frau meinen Dobermann Caruso zum Gassigehen. Sie merkte schnell, dass sie ein 40-Kilo-Exemplar allein überhaupt nicht halten kann“, berichtet der 55-Jährige. „Wir beschäftigen uns mit der Bindung zwischen Hund und Besitzer und dem richtigen Sozialverhalten des Tieres. Im Idealfall kommt man schon mit seinem Welpen und setzt das Training dann in den anderen Kursen fort“, erklärt der Trainer. Im Grunde sei es ganz einfach: Ein Hund braucht klare Regeln. Und das ganz konsequent.

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