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Tiere derzeit nur in Gewässernähe

Ein Sommer ohne Surren: Wo sind eigentlich die Schnaken hin?

Schnell kann der lauschige Abend im Biergarten zum Ärgernis werden - dann nämlich, wenn Schnaken um einen herumschwirren. Das ist in diesem Sommer erfreulicherweise recht selten der Fall.

Brutstätte für Stechmücken.
Brutstätte für Stechmücken: Vor allem an den Rheinauen, hier der Oberaltrhein bei Eggenstein, tummeln sich normalerweise die Plagegeister. Das ist in diesem Sommer aufgrund der guten Arbeit der KABS nicht so. Foto: Thilo Kampf

Feierabend, Sommerhitze. Die Menschen drängt es ins Freie. Aber egal, ob Balkon oder Biergarten - es dauert nicht lange, da surren sie um einen herum, die lästigen Plagegeister. Die Rede ist von Stechmücken, im Hardt-Gebiet kurz als Schnaken bezeichnet.

In diesem Jahr, im Corona-Sommer 2020, ist aber alles anders: „Wir haben hier keine Stechmückenplage”, erzählt Rosemarie Senkan vom Fischerheim Eggenstein. Dort, nicht weit weg von den Altrheinauen, genauer: dem Oberaltrhein, sitzen an diesem Abend gut ein Dutzend Gäste im Freien, um Dorsch, Zander & Co. zu verzehren. Kein Surren weit und breit. Nur ein, zwei Wespen verirren sich auf die Terrasse des Fischerheims.

Früher wurde man regelrecht „aufgefressen”

Folgt man dem Altrheinarm und überquert den Albkanal, landet man an der „Belle”, einem lauschigen Plätzchen am Rhein. Dort, unter jahrhundertealten Bäumen, treffen sich beinahe täglich drei alte Damen aus Eggenstein, Jahrgang 1933 - Gertrud, Trudel und Helga. Ihre Nachnamen verraten sie dem Reporter nicht, aber über Stechmücken wissen sie viel zu berichten.

„Früher gab es hier am Rhein regelrechte Plagen”, erinnern sie sich, da sei man dann abends total zerstochen vom Feld nach Hause gekommen. Dort, immerhin, gab es in fast jedem Haus Schnakengitter an den Fenstern. „Da konnte man nicht draußen sitzen, sonst wurde man aufgefressen.”

Das sei dank der Kabs, der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage, längst anders. Dieses Jahr aber gebe es „so gut wie gar keine Schnaken”, freuen sich die alten Damen, dafür aber anderes Getier: „Jetzt sind bei uns plötzlich mehr Wespen aktiv”, sagt Gertrud. Erklären kann sie sich das nicht.

Keine Schnake, nirgends

In Leopoldshafen sitzen die Menschen in der Gaststätte „Rheinblick” und genießen denselben. Auch hier, bei der Fähre Leimersheim, könne man in diesem Sommer ohne Stechmücken chillen, berichten Patric und Lena aus Leopoldshafen, die den Feierabend am Rheinufer verbringen.

Drei Personen schlecken Eis.
Keine Stechmücke weit und breit: Hennrik, Jörg und Odilia Schröter genießen an einem heißen Sommerabend in Leopoldshafen ihr Eis. Das war vor Jahren aufgrund der Schnakenplage nicht möglich. Foto: Thilo Kampf

Zurück in der Leopoldstraße schlecken Hennrik, Jörg und Odilia Schröter noch ein Eis. „Nein”, sagt Hennrik Schröter, „diese Jahr wurde ich überhaupt noch nicht gestochen.” Aber man sehe viel mehr Libellen als sonst. „Die fressen doch Mücken, oder?”

Auch im Biergarten der Gaststätte „An der Reithalle” in Dettenheim ist von einer Stechmückenplage nichts zu spüren. Dafür summen Wespen um die Weizenbiere der Motorradfreunde, die dort den Abend ausklingen lassen. Auch die Biker berichten übereinstimmend, dass es mit den Schnaken 2020 gar nicht schlimm sei.

Das Bild in den Gemeinden am Rhein setzt sich auch in Weingarten fort: Keine Schnake, nirgends. Zumindest nicht im Ortskern, am Walzbach. In den Außenbezirken, wo viele noch ein Gärtchen haben und Regenwasser sammeln, sieht das ganz anders aus: Auch in Regentonnen und kleinen Teichen legen Stechmücken gerne ihre Larven ab. Und da schwirren schon mal Schnaken aus. „Aber es hält sich dieses Jahr in Grenzen”, weiß Georg Fischer, der hinterm Haus in seinem Garten werkelt.

Sprays, rohe Zwiebeln oder einfach Spucke

Wenn doch einer der Plagegeister herumsurrt, helfen am besten Sprays, weiß Claus-Detlev Klemke, Direktor der Hautklinik im Städtischen Klinikum Karlsruhe. „In diesen Sprays sind Substanzen, die die Tiere nicht mögen.” Im Gegensatz zu Wespen komme es bei Schnaken „sehr sehr selten” zu allergischen Reaktionen, erklärt Klemke. Rötungen und Reaktionen um die Einstichstelle seien dagegen häufiger zu beobachten. Der Körper reagiere auf den Stich, indem er Histamin ausschütte, um den fremden Stoff abzuwehren. Das sei mit lästigem Jucken verbunden, aber nicht gefährlich.

Wer den Juckreiz und die Reaktionen nach einem Stich mildern will, kann nach Aussage des Allergologen eine rohe Zwiebel auf die Stelle des Einstichs legen. Auch Kühles empfänden die Betroffenen als angenehm. In jedem Fall solle man die Einstichstelle desinfizieren, denn durch Aufkratzen könnten sich Bakterien ausbreiten und im schlimmsten Fall zu einer Wundrose führen.

Gertrud, eine der drei Seniorinnen aus Eggenstein, empfiehlt noch ein anderes Mittel nach einem Stich: „Wir haben da früher einfach etwas Spucke verrieben. Das hat auch geholfen.”

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