Die eigene Note ist nicht wirklich gut, aber allemal besser als der Klassenschnitt. Das Abschneiden von Stutensee, Pfinztal und Weingarten im Fahrradklima-Test mag bei einigen Menschen Erinnerungen an die eigene Schulzeit wecken. Bleibt die Frage: Ist das Glas halb voll – oder halb leer?
Alle zwei Jahre ruft der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) zur Umfrage auf. Bundesweit sollen Bürger die Fahrradfreundlichkeit ihrer Kommunen bewerten. Die Gemeinden in der Region, die die erforderliche Mindestzahl von 50 Teilnahmen erreicht haben, stehen im Vergleich gut da.
Die Stadt Stutensee belegt mit einer Gesamtnote von 3,4 Platz 20 unter 447 Kommunen der Größenklasse zwischen 20.000 und 50.000 Einwohnern. Auch Pfinztal (Note 3,6, Platz 92) und Weingarten (Note 3,7, Platz 136) liegen unter den 474 bewerteten Gemeinden mit bis zu 20.000 Einwohnern im vorderen Feld.
Tenor der nun veröffentlichten Umfrageergebnisse von 2022 für die Region: Versetzung nicht gefährdet – aber noch Luft nach oben.
Fahrradfahrer loben ÖPNV-Mitnahme und kritisieren Falschparker-Kontrollen
In allen drei Kommunen lobten Radfahrer die Möglichkeiten der Fahrradmitnahme im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Die Stadt Stutensee schnitt in den Kategorien Spaß beim Fahrradfahren (Note 2,4) und Sicherheitsgefühl (3,2) im kommunalen Vergleich besonders gut ab.
Landesweit liegt die Große Kreisstadt in ihrer Größenklasse auf Rang drei von 72 – „ein sehr gutes Ergebnis“, heißt es aus dem Rathaus. Alles super also? Nicht ganz.
Kritik äußerten Fahrradfahrer an den aus ihrer Sicht mangelnden Falschparkerkontrollen (4,6) und der Reinigung (4,0) an Radwegen.

Auch in Pfinztal sind Falschparker auf Radwegen vielen Fahrradfahrern offenbar ein Dorn im Auge. Sie gaben der Kontrolle durch die Gemeinde die Schulnote fünf. Auf wenig Gegenliebe stoßen auch die Ampelschaltungen für Radfahrer im Ort (4,7).
Kritikpunkte in Weingarten: Die Fahrradförderung (4,7) und die mangelnde Werbung für das Radfahren (4,6). Ein Ergebnis, das im Rathaus für Verwunderung sorgt. „Interessant ist, dass die Gemeinde Weingarten trotz der Aktion Stadtradeln im Vergleich zu ähnlichen Orten nicht besser abschneidet“, teilt die Verwaltung auf Anfrage mit.
Beim „Stadtradeln“, an dem die Gemeinde Weingarten seit mehreren Jahren beteiligt ist, handelt es sich um eine Kampagne des Netzwerks Klima-Bündnis. Ziel der Aktion ist es, in einem vorgegebenen Zeitraum möglichst viele Kilometer mit dem Rad zurückzulegen, um klimaschädliche Emissionen zu senken.
Einen deutlichen Denkzettel erhalten alle drei Kommunen in der Kategorie Fahrradverleih. In Stutensee bewerten Radfahrer das Angebot mit der Note 4,6. Die Gemeinden Pfinztal (5,3) und Weingarten (5,6) schnitten sogar noch schlechter ab.
Gemeinderat Stutensee lehnt Fahrradverleih-System aus Kostengründen ab
Der Gemeinderat habe sich 2020 aufgrund der hohen Kosten und Nutzungsgebühren gegen ein Fahrradverleih-System entschieden, informiert die Stadt Stutensee.
Stattdessen wolle man in Spöck noch im Mai sieben Radboxen als Abstellmöglichkeit installieren – darunter vier mit Lademöglichkeit für E-Bikes. Eine weitere Schließanlage ist nach städtischen Angaben in Friedrichstal vorgesehen.
Gute Nachrichten für Radfahrer gibt es auch aus Weingarten: Die Gemeinde kündigt Erneuerungsarbeiten an den fünf großen kommunalen Radwegen an.
Positive Bewertungen erhielten Pfinztal und Weingarten (jeweils Note 2,4) für Einbahnstraßen, die für Radfahrer in der Gegenrichtung geöffnet sind. In der Gemeinde Pfinztal, die sich auf Anfrage nicht zu den Ergebnissen geäußert hat, lobten Umfrage-Teilnehmer zudem die Wegweisung für Radfahrer (2,4).
In Weingarten gefielen die Möglichkeiten für zügiges Radfahrern (2,2). Gute Noten gab es in allen Kommunen für die Erreichbarkeit der Zentren: In dieser Kategorie liegen Pfinztal und Weingarten (jeweils 1,9) vor Stutensee (2,5).