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Anfrage von Kotting-Uhl

Erhöhte Strahlungswerte am Hirschgraben: KIT weist Vorwurf der Intransparenz zurück

Die Anfang Mai festgestellten erhöhten Strahlungswerte am Hirschgraben nahe des KIT Campus Nord gehen auf einen Störfall im Kernforschungszentrum im Jahr 1972 zurück. Das KIT betont nun, dass damals die Öffentlichkeit informiert worden ist.

ARCHIV - Ein Schild warnt am 11.11.2014 in Nord Lubmin bei Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) vor Radioaktivität. Foto: Stefan Sauer/dpa (Zu dpa "Seltsame Strahlen - wie Henri Becquerel die Radioaktivität entdeckte" vom 23.02.2016) +++ dpa-Bildfunk +++
Gefährliche Strahlung: Ein „Ereignis“ im Kernforschungszentrum Karlsruhe 1972 hat 49 Jahre später erhöhte Strahlungswerte am Hirschgraben nahe des Campus Nord zur Folge. Das KIT wehrt sich gegen den Vorwurf der Intransparenz. Foto: Stefan Sauer/dpa

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wehrt sich entschieden gegen den Vorwurf der mangelnden Transparenz im Zusammenhang mit den erhöhten Strahlungswerten am Hirschgraben nahe des KIT Campus Nord.

„Die Existenz künstlicher Radionuklide im Hirschgraben, die aus den ehemaligen kerntechnischen Anlagen des damaligen Kernforschungszentrums stammen, sind sowohl uns als auch den Aufsichtsbehörden und der Öffentlichkeit bereits seit Jahren bekannt“, heißt es in einer Stellungnahme des KIT. „Sie wurden zu jeder Zeit ordnungsgemäß und wahrheitsgetreu berichtet.“

Auf eine Anfrage der Karlsruher Grünen-Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl hatte das Bundesumweltministerium eingeräumt, dass die Anfang Mai festgestellten erhöhten radioaktiven Werte auf ein „Ereignis“ im Mai 1972 zurückzuführen seien.

KIT Campus Nord Luftbild
Ein Ereignis vor fast 50 Jahren auf dem Gelände des früheren Kernforschungszentrums Karlsruhe führt zu erhöhten Strahlungswerten am Hirschgraben. Foto: KIT KIT

Damals sei „aufgrund eines Pumpendefekts bei der Hauptabteilung in einem Dekontaminationsbetrieb eine Ableitung von Spaltprodukten (Caesium-137, Ruthenium-103, Ruthenium-106 und weitere) in den Hirschgraben mit einer Gesamtkapazität von etwa 925 Mega-Becquerel“ erfolgt.

Über das Vorkommnis hatte der Pressedienst der Gesellschaft für Kernforschung m.b.H Karlsruhe die Öffentlichkeit am 19. Mai 1972 mit der Pressemitteilung „Nr. 25/72“ informiert. Auf 13 Zeilen wurde mitgeteilt, dass wenige Tage zuvor, am 13. Mai 1972, „radioaktive Flüssigkeit“ in das Regenwasser-Abflusssystem übergetreten sei. „Da der Vorfall rechtzeitig erkannt wurde, konnten entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.“

Messungen des KIT haben erhöhte Strahlung beim Campus Nord bestätigt

Messungen hätten ergeben, dass „die maximal zulässige Aktivitätskonzentration nur zu etwa einem Fünftel erreicht wurde“, hieß es weiter, ohne nähere Angaben zu den konkreten Spaltprodukten und den Strahlungswerten zu machen. „Der Vorwurf eines intransparenten Vorgehens trifft also nicht zu“, so das KIT mit Blick auf die damalige Vorgehensweise des Kernforschungszentrums.

Das KIT verweist vielmehr darauf, dass es am 2. Mai dieses Jahres den Hinweis auf einen aktuellen Blog-Beitrag mit einem zugehörigem YouTube-Video zur Kontamination des Hirschgrabens mit Caesium-137 erhalten habe. „Wir haben daraufhin – zusätzlich zu der ohnehin regelmäßigen radiologischen Umgebungsüberwachung – Messungen durchgeführt.“ Diese habe die in dem Blogbeitrag angeführten Messwerte bestätigt.

Das KIT habe „unmittelbar“ das Umweltministerium Baden-Württemberg als zuständige Aufsichtsbehörde informiert, das seinerseits am 7. Mai eine Pressemitteilung veröffentlichte. „Darin bestätigte das Umweltministerium, dass zu keiner Zeit eine akute Gefährdung für Mensch und Umwelt bestand“, so das KIT.

Allerdings war in der Pressemitteilung des Ministeriums mit keinem Wort von dem 49 Jahre zurückliegenden Störfall im Kernforschungszentrum die Rede.

Das Ministerium nannte vielmehr die Auskleidung des Bachbetts und der Böschung mit großen Granitbausteinen als mögliche Ursache für die erhöhten Strahlungswerte. Granit habe einen leicht erhöhten Gehalt an natürlicher Radioaktivität, hieß es da. Erst die Anfrage von Sylvia Kotting-Uhl brachte den Störfall des Jahres 1972 als mögliche Ursache ans Licht.

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