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Gastronomie

Im nördlichen Landkreis Karlsruhe geht es kulinarisch einmal um die Welt

Die Region zwischen Dettenheim und Pfinztal hat kulinarisch einiges zu bieten. Aber haben es Restaurants mit exotischen Küchen auf dem Land schwerer als in der Stadt? Und wie authentisch darf es auf den Tellern zugehen?

Mann mit Brille und schwarzer Jacke steht neben einem schwarzen Auto mit Aufschrift „Koh Samui“
Liebt exotische Gewürze: Klaus Fecher betreibt das thailändische Restaurant Koh Samui in Graben-Neudorf. Foto: Christel Manzey

Der Blick über den Tellerrand lohnt sich: Im nördlichen Landkreis Karlsruhe muss man für einen Abstecher in die USA, die Türkei oder nach Thailand nicht zwingend in den Flieger steigen – zumindest in kulinarischer Hinsicht.

Zahlreiche Restaurants bieten eine breite Auswahl für experimentierfreudige Gaumen.

Kulinarisch einmal um die Welt: So international is(s)t man zwischen Dettenheim und Pfinztal
Kulinarisch einmal um die Welt: So international is(s)t man zwischen Dettenheim und Pfinztal Foto: BNN

Die BNN haben sich – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – auf eine kulinarische Weltreise begeben.

Schnitzel, Pizza oder Ente süßsauer – welche Landesküche ist im nördlichen Landkreis am verbreitesten?

Deutsche Restaurants haben klar die Nase vorn. Von rund 90 Restaurants zwischen Dettenheim und Pfinztal servieren rund ein Drittel ausschließlich oder überwiegend deutsche Gerichte, so eine kurze Google-Analyse. Platz zwei belegen die Italiener. Etwa 20 Restaurants gibt es. Die Auswertung bezieht sich dabei ausdrücklich auf Speiselokale und nicht auf Lieferdienste. Bronze geht an Griechenland. Mit rund zehn Prozent der Lokale belegen die Griechen Rang drei.

Wie authentisch sind ausländische Restaurants?

Das hängt ganz von der jeweiligen Landesküche, den Gewohnheiten der Gäste und dem Willen des Gastronomen ab. In einigen Fällen sind bestimmte Lebensmittel schlicht nicht oder nur selten zu bekommen. So verwendet das Restaurant Koh Samui in Graben-Neudorf beispielsweise Blumenkohl oder Brokkoli für seine Gerichte – Gemüsearten, die es in der thailändischen Küche eigentlich nicht gibt. Thailändische Auberginen aber sind schwer zu kriegen, sagt Betreiber Klaus Fecher. Dafür legt er Wert auf authentische Gewürze und Soßen.

Stephanie O’Day, Inhaberin des OS Diners in Stutensee-Blankenloch, sieht ihren Laden recht nah am amerikanischen Vorbild. Sie hat selbst in den USA gelebt und gearbeitet. Bei ihr gibt es neben Burgern nach Originalrezepten auch amerikanische Biere und Softdrinks auf der Karte. Brokkoli als Beilage oder Avocados auf den Burgern sind – wenn auch authentisch – nicht so gefragt. „Das Ungewöhnliche wird seltener angenommen“, sagt O’Day. Wer es eine Spur außergewöhnlicher mag, hat bei ihr die Auswahl aus wechselnden Wochenburgern.

Regionalität gilt auch im Ausland. Gibt es überhaupt die eine Landesküche?

In den meisten Fällen nicht. Beispiel Mexiko: Auf diese Landesküche setzt das El Bandido in Pfinztal-Berghausen. Die eine mexikanische Küche gebe es aber nicht, sagt Wolfgang Hüfner. Seiner Frau Wilaiwan Phumpruk gehört das Lokal. Die Küche Mexikos unterscheide sich regional sehr stark, so Hüfner. Zudem treffe man mit authentisch-mexikanischen Gerichten auch nicht den Geschmack der deutschen Gäste. Was in Deutschland als mexikanisch gilt, ist vielmehr beeinflusst durch die Tex-Mex-Küche im Grenzgebiet zu den USA. Aber: „Was authentisch ist, bestimmt der zahlende Kunde“, sagt Hüfner.

Auch bei türkischem Essen gibt es Unterschiede. Dass diese Küche mehr zu bieten hat als nur Döner, stellt das Medita in Eggenstein-Leopoldshafen unter Beweis. Inhaberin Yuanna Kasapoglu und ihr Team kochen hier wie in der Region Antakya im Süden der Türkei. Das Konzept ging nicht sofort auf und musste sich erst durchsetzen. „Das hat ein bisschen Kraft gekostet“, sagt Kasapoglu.

Haben es Restaurants mit exotischer Küche auf dem Land schwerer?

Da gehen die Meinungen auseinander. Nikola Kovacic, Vorsitzender der Kreisstelle Karlsruhe des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), glaubt nicht, dass man auf dem Land weniger aufgeschlossen für exotische Küchen ist. Immerhin gingen „Landbewohner“ ja auch in die Stadt zum Essen. Er vermutet aber einen Zusammenhang zwischen Essens- und Urlaubsvorlieben: Gerade beliebte Urlaubsländer wie Griechenland oder Italien sind Touristen kulinarisch schon bekannt. Ein Abstecher beim Lieblingsitaliener kann so die Erinnerungen an den vergangenen Urlaub wachhalten.

Erfahrungen aus dem Tourismus können aber auch trügen. Das weiß Medita-Betreiberin Yuanna Kasapoglu. Gerade in Touristenhochburgen schmecke das Fleisch anders, schon beinahe wie Fastfood. Sie selbst sei erst kürzlich in der Türkei in Urlaub gewesen und habe die eigene Küche vermisst, sagt sie. Vorbehalte hat sie vor allem zur Anfangszeit ihres Restaurants erlebt – insbesondere gegen Lammfleisch. Inzwischen aber hätten die meisten Gäste die Scheu überwunden und seien überrascht, wie gut es schmeckt.

Wie viele Zugeständnisse müssen Gastronomen machen?

„Gäste erwarten mehr Flexibilität“, sagt Nikola Kovacic. Gastronomen dürften sich nicht zu sehr auf eine Sache versteifen, zum Beispiel auf bestimmte Gerichte. Zugeständnisse an die Kunden seien kein Verrat an der Idee. „Es spricht nichts dagegen, einen gewissen Prozentsatz der Gerichte außerhalb der eigenen Kernkompetenz anzubieten.“

Auch bei Klaus Fecher im Koh Samui finden sich einige deutsche Gerichte auf der Karte – aber nicht viele. „Man muss das, was man im Kopf hat, nach außen vertreten“, ist er überzeugt. Als Gastronom dürfe man das Konzept anpassen, aber eben nur ein bisschen.

Pizza nur vom Italienisch sprechenden Kellner: Hat ethnisch getragene Gastronomie noch eine Berechtigung?

Eher nicht. Die Zeiten, in denen Döner nur von türkischen oder Ente süßsauer nur von chinesischen Kellnern serviert wurden, um als authentisch zu gelten, sind vorbei. In vielen Fällen sei es schlicht nicht mehr möglich, Personal entsprechend der Landesküche zu besetzen, sagt Nikola Kovacic – außer, die Familie des Betreibers arbeitet mit. Für Wolfgang Hüfner vom El Bandido sind die Zeiten der ethnisch getragenen Gastronomie spätestens seit den 1990ern vorbei.

Das Auge isst mit: Welche Rolle spielt das Ambiente?

Eine nicht zu unterschätzende. „Die Gäste lieben es“, sagt Stephanie O’Day über die typisch amerikanische Einrichtung ihres Diners. Bei ihr sitzen die Gäste ganz stilecht in bunten Sitznischen oder an der Theke. Auch Klaus Fecher hat sein Koh Samui passend mit Palmen und Bast eingerichtet. Die Einrichtung sei inzwischen zehn Jahre alt und müsste mal neu gemacht werden, sagt er. Das passende Interieur gehört für ihn aber in jedem Fall dazu.

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