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Rückschlag für die Eingliederung

Flüchtlinge im Norden von Karlsruhe haben es in der Pandemie doppelt schwer

Wie erleben Flüchtlinge im Norden von Karlsruhe die Corona-Pandemie? Wie informieren sie sich über die aktuellen Regeln? Wir sprechen mit Flüchtlingen und Flüchtlingshelfern.

Mutter und Tochter in gedecktem Saal Köpfe aneinander geschmiegt, sitzend
Sehnsucht nach der Zeit vor Corona: Noora und ihre Tochter Rahaf Alshammari sind 2015 aus dem Irak gekommen und leben nun in Stutensee. Foto: Alexander Koch

Fremd im Land und dazu noch die Corona-Pandemie: Flüchtlinge haben es derzeit doppelt schwer. Die Einschränkungen des täglichen Lebens, die den Deutschen zu schaffen machen, betreffen ebenso die Geflüchteten, bestätigen Miriam Alaoui Mhamdi, Integrationsbeauftragte in Linkenheim-Hochstetten, sowie ein Mitarbeiter der Gemeinde Pfinztal.

Geschlossene Geschäfte, Schul- und Kindergarten-Schließungen, Sprachkurse, die ausfallen und Verlust der Arbeit. „Den Leuten geht es wie allen. Sie müssen gucken, dass ihnen die Decke nicht auf den Kopf fällt“, erklärt Thomas Schoch, Ordnungsamtsleiter von Stutensee. Noora Alshammari, die 2015 aus dem Irak gekommen ist und nun in Stutensee wohnt, sagt: „Wir wünschen uns unser Leben zurück, wie es vor Corona war.“

Als zwei der größten Probleme während der Pandemie nennen Alshammari, Gaeda Edres aus Syrien und Saleha Ayoubi Arrgabi aus Afghanistan Sprache und Schule. „Die Kinder müssen alleine zu Hause ihre Schulaufgaben machen“, erzählt Edres. „Wir Eltern können ihnen nicht helfen, weil wir noch nicht so gut Deutsch können.“

Vor der Pandemie haben wir eine Lernbegleitung angeboten.
Heinz Maier, Vorstand der Flüchtlignshilfe Stutensee

Sie und ihre Familie sind seit Ende 2018 in Deutschland. Auch die Kinder haben Schwierigkeiten mit der Sprache und dadurch Probleme mit den Aufgaben. Sie bräuchten dringend analoge Hilfe. „Vor der Pandemie haben wir eine Lernbegleitung angeboten“, berichtet Heinz Maier, Vorstand der Flüchtlignshilfe Stutensee.

„Aber momentan können wir nur eine Online-Hausaufgabenbetreuung anbieten“, sagt seine Kollegin Annette Herkenhoff. Sie steht in Kontakt zu den Klassenlehrerinnen und bekommt so das nötige Arbeitsmaterial. Fünf Kinder nehmen das Angebot wahr. Herkenhoff spricht dann einzeln mit den Kindern per WhatsApp-Videocall.

„Das kann auch mal zwei Stunden dauern“, erzählt sie. Trotzdem hätten die Kinder oft Verständnisprobleme, zum Beispiel bei Textaufgaben im Rechnen. Doch Alshammari sagt: „Besser eine Online-Hilfe als gar keine.“

Auch Edres selbst hat Probleme mit der Sprache. Sie wünscht sich wieder direkten Kontakt zu Deutschen. Momentan ist das aufgrund der Corona-Maßnahmen nicht möglich. Bis zum ersten Lockdown hat es einen regelmäßigen Kulturentreff gegeben, berichtet Herkenhoff. „Dann mussten wir abbrechen.“

Seitdem haben die monatlichen Treffen nicht mehr stattgefunden. Unter den fehlenden sozialen Kontakten würden Erwachsene und Kinder gleichermaßen leiden. „Wir haben daran gearbeitet, Begegnungen zu schaffen, Feiern und Eltern-Kind-Kurse zu organisieren. Das war plötzlich vorbei“, erzählt Christiane Seidl-Behrend, Integrationsbeauftragte der Stadt Stutensee.

„Nun müssen wir sagen: Begegnet euch nicht, bleibt zu Hause.“ Das werde bei allen Spuren hinterlassen. Ayoubi Arrgabi erzählt, dass sie mit ihren vier Kindern nun ein eigenes Programm aufgestellt hat. „Jeden Tag gehen wir eine Stunde zusammen spazieren oder Rad fahren. Einmal in der Woche kochen wir zusammen.“

Poster in verschiedenen Sprachen

Um die Geflüchteten, die in dezentralen Unterkünften der Anschlussunterbringung leben, möglichst gut über Corona zu informieren, wurden in Linkenheim-Hochstetten zu Beginn der Pandemie Poster in verschiedenen Sprachen aufgehängt. Darauf werden die Hygienemaßnahmen und Krankheitssymptome erklärt.

In Pfinztal und Stutensee wurden Flyer in verschiedenen Sprachen herausgegeben. „Außerdem sind die Menschen ja bestens vernetzt, haben alle Internet und Smartphones.“, sagt Alaoui Mhamdi. „Es ist viel Wissen und Kompetenz da“, bestätigt auch Seidl-Behrend. Insgesamt seien viele Flüchtlinge sehr vorsichtig und hätten die Kontaktbeschränkungen sehr ernst genommen.

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