Es ist eine Prognose, die Eindruck macht: Rund 75 Prozent der Gebäude in Graben-Neudorf könnten mit Nahwärme versorgt werden.
So präsentierte es Armin Holdschick, Projektleiter bei der Umwelt- und Energieagentur Kreis Karlsruhe (UEA), jüngst im Gemeinderat von Graben-Neudorf beim Zwischenbericht zum Energieplan.
Das ist vor dem Hintergrund interessant, dass die Deutsche Erdwärme in Graben-Neudorf, unweit des Standorts von SEW Eurodrive, ein Geothermie-Kraftwerk betreiben will, das Vorhaben aber auch kritische Stimmen auf den Plan ruft.
Das Kraftwerk soll vier Megawatt elektrische Energie und 30 bis 40 Megawatt Wärmeenergie liefern. Rund 10.000 Haushalte könnten damit versorgt werden.
Ergebnis des Graben-Neudorfer Energieplans Ende 2021
Wenn alles so läuft wie geplant, ist ein Ergebnis des Energieplans Ende des Jahres zu erwarten. Mittlerweile habe man die Erhebung der Daten und die Verarbeitung weitestgehend abgeschlossen und erste Analysen lägen vor, so Holdschick auf BNN-Anfrage.
Wenn das Geothermiekraftwerk kommt, müssen wir als Gemeinde unsere Hausaufgaben gemacht haben.Christian Eheim, Bürgermeister
Die jetzigen Daten wurden mittels eines Kartenprogramms anschaulich gemacht und die Möglichkeiten für Nahwärmenetze in der Gemeinde erforscht.
Am Ende des Prozesses stehen die Entwicklung einzelner Maßnahmen und die Klimaschutzziele für Graben-Neudorf, die dann im Gemeinderat diskutiert werden sollen.
Noch kein Beschluss zur Nahwärmeversorgung in Graben-Neudorf
Vor etwa einem Jahr hat der Gemeinderat von Graben-Neudorf beschlossen, dass ein Energieplan erarbeitet wird. „Wenn das Geothermie-Kraftwerk kommt, müssen wir als Gemeinde unsere Hausaufgaben bereits gemacht haben“, so Rathauschef Christian Eheim (SPD) auf BNN-Anfrage.
Er deutet das Zwischenergebnis als ermutigend. Auch in der Stellungnahme der Gemeinde zum Projekt der Deutschen Erdwärme, die an das Bergamt nach Freiburg gegangen ist, habe man betont, dass das Kraftwerk einen Mehrwert für die Bürger haben müsse, so der Bürgermeister.
Im Gespräch mit den BNN machte der Klimaschutzbeauftragte der Gemeinde, Stefan Stängle, aber klar, dass es bei der Nahwärmeversorgung noch keinen Beschluss gebe.
Auch die Abdeckung der Gebäude in der Gemeinde hängt, so machte es Armin Holdschick in seinem Gespräch mit den BNN deutlich, davon ab, wie viele Haushalte sich anschließen, wie günstig die Wärme wird und ob das Kraftwerk überhaupt komme.
Graben-Neudorfer Energieplan primär auf Wärme ausgelegt
Stefan Stängle erhofft sich durch den Energieplan, dass Möglichkeiten für eine künftige CO2-reduzierte Strom- und Wärmeversorgung aufgezeigt werden.
Der Graben-Neudorfer Energieplan sei primär auf Wärme ausgelegt, da es dort den größten Bedarf gebe, CO2 einzusparen, so Holdschick. Weitere Sektoren sind Verkehr, Stromerzeugung und Stromverbrauch.
Keine Energiewende ohne Tiefengeothermie im Landkreis Karlsruhe
In puncto Nahwärme schickte die Geschäftsführerin der UEA, Birgit Schwegle, dem Vortrag von Armin Holdschick bei der Gemeinderatssitzung voraus, dass es ohne Tiefengeothermie im Landkreis Karlsruhe keine Energiewende geben könne.
Ein großes Thema sei auch der regionale Ausbau von Wärmenetzen. Der Kraichgau kann sich nach ihrer Aussage perspektivisch nicht eigenständig mit Wärme aus der Tiefe versorgen.
Armin Holdschick zufolge müsste man dort andere Erneuerbare Energien für Strom und Wärme nutzen. Aber auch das reiche voraussichtlich nicht ganz.
Eine Möglichkeit sei, dass man vom Rheingraben aus Wärmenetze in den Kraichgau plane oder sich über Altholz-Anlagen (ähnlich wie Holzhackschnitzel-Anlagen) Gedanken macht.