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Nach mangelhafter Zementierung

Zeitpunkt für Geothermie-Tests in Graben-Neudorf steht noch nicht fest

Die Tests an der Geothermie-Bohrstelle in Graben-Neudorf verzögern sich. Grund war eine mangelhafte Zementierung. Die Deutsche Erdwärme überarbeitet den Bereich derzeit.

Der Bohrturm an der Geothermie-Bohrstelle in Graben-Neudorf.
Die Geothermie-Bohrstelle in Graben-Neudorf steht auch Besuchern offen. Laut Deutscher Erdwärme haben bereits über 900 Interessierte dieses Angebot in Anspruch genommen. Foto: Judith Midinet-Horst

Die Deutsche Erdwärme hat im Januar gemeldet, dass die Tests zur Bestimmung der Ergiebigkeit am Geothermie-Kraftwerk in Graben-Neudorf verschoben werden müssen.

Eine Bohrlochuntersuchung ergab, dass hinter den Rohren eine Stelle unzureichend zementiert war.

Die geplanten Tests verschieben sich deshalb. Wann sie schließlich stattfinden können, steht noch nicht fest. Die Deutsche Erdwärme gab vor Ort einen Überblick über den aktuellen Stand an der Bohrstelle.

Was ist bei der Zementierung schief gelaufen?

In einem ersten Schritt wird bei der Geothermie-Bohrung der Bohrkopf bis auf etwa 900 Meter vorgetrieben und das Bohrloch durch ein Ankerrohr abgesichert und anschließend zementiert. Im zweiten Schritt wird die Bohrung auf etwa 2.000 Meter erweitert und wiederum durch ein Stahlrohr, das Produktionsrohr, gesichert und anschließend einzementiert. Im dritten Schritt wird die fortgesetzte Bohrung erneut mit einem Stahlrohr gesichert und einzementiert. So entsteht eine mehrschalige Barriere, die das Grundwasser gegen die Bohrung absichert. „Ein Teil der Zementierung ist nach innen gelaufen“, erklärt Roman Link von der Deutschen Erdwärme, „das müssen wir beheben.“ Derzeit werde noch geprüft, ob über Löcher erneut Zement gepumpt werde, um den Bereich zu überarbeiten. Dazu fänden aktuell Ultraschall-Messungen statt.

Warum kommt es zu Verzögerungen?

Zum einen dauert allein der Tausch eines Bohrmeißels, wenn er ausgedient hat, vier Tage. Zum anderen sammelt die Deutsche Erdwärme beim Pilotprojekt in Graben-Neudorf laut Link „wichtige Erfahrungen“. So sei einer der Bohrköpfe während der Bohrung stecken geblieben. Dieser habe schließlich einzementiert werden müssen, um einen neuen Schacht an dem verschlossenen Teil vorbeizuführen.

Was kostet das?

Allein die Bohrung in Graben-Neudorf kostet laut Erdwärme-Geschäftsführer Lutz Stahl etwa 30 Millionen Euro. „Das ist sehr kapitalintensiv“, sagt er. Es gebe jedoch genug Investitionskapital, um auch die Verzögerungen zu tragen.

Wer finanziert das Projekt?

Copenhagen Infrastructure Partners (CIP) ist Hauptgesellschafter der Deutschen Erdwärme GmbH. CIP ist eine 2012 in Dänemark gegründete Fondsgesellschaft, die vorzugsweise in Energieprojekte in Westeuropa, Nordamerika und einigen ausgewählten Ländern weltweit investiert. „Dabei geht es nur um erneuerbare Energien“, erklärt Erdwärme-Geschäftsführer Stahl. Das Geothermie-Projekt in Graben-Neudorf sei das erste überhaupt im Portfolio der CIP. Die Gesellschaft verwaltet derzeit sieben Fonds mit einem Volumen von ungefähr zehn Milliarden Euro. Die Finanzmittel stammen vor allem von skandinavischen Pensionskassen. Durch das Engagement von CIP ist laut Deutscher Erdwärme die Finanzierung langfristig gesichert. Es bestehe keine Abhängigkeit von Banken.

Ist das Grundwasser betroffen?

„Vom Grundwasser trennen uns drei Stahlrohre“, erklärt Roman Link. Durch dieses Rohr-in-Rohr-System werde das Grundwasser geschützt. Zum Grundwasserschutz gehöre neben dem untertägigen Multi-Barriere-Konzept, dem Bohrloch-Monitoring sowie separaten Auffangsystemen für Schmutz- und Niederschlagswasser auf dem Bohrplatz auch das Grundwasser-Monitoring. An rund um den Bohrplatz angelegten Grundwassermessstellen wird die Wasserqualität im Zu- und Abstrom der Grundwasserleiter kontinuierlich kontrolliert.

Reicht die Wärme im Untergrund aus?

Damit eine Erdwärmeanlage Strom und Wärme erzeugen kann, muss die Temperatur des Thermalwassers im Untergrund deutlich über 100 Grad Celsius liegen. In einer Tiefe zwischen drei und vier Kilometern sind am Oberrhein Temperaturen von 140 Grad Celsius und mehr zu erwarten. Die Deutsche Erwärme hat am Standort in Graben-Neudorf vor der Bohrung eine Temperatur von 160 Grad Celsius angenommen. „Wir können zehn Grad mit Sicherheit drauflegen“, ist Link optimistisch. Schon bevor die Bohrung am Thermalwasserreservoir angekommen sei, habe man 164 Grad Celsius gemessen.

Besteht jetzt die Gefahr von Erdbeben?

„Wir haben bis jetzt keine seismischen Ereignisse“, sagt Lutz Stahl. Die Deutsche Erdwärme habe ein aus mehreren Seismometern bestehendes Monitoring-Netzwerk im weiten Umfeld der Erdwärmeanlagen eingerichtet. Das empfindliche System überwache jegliche seismischen Aktivitäten im Untergrund und gebe der Erdwärme die Möglichkeit, eventuell auftretende seismische Ereignisse frühzeitig zu erkennen und somit den Betrieb der Anlage anzupassen, noch weit bevor der Schwingungsgrad an der Erdoberfläche in einen spürbaren Bereich gelange.

Wie kann man sich weiter informieren?

Der Donnerstagnachmittag ist im Infozentrum am Bohrplatz in Graben-Neudorf Besuchertag. Familien, Einzelpersonen oder kleine Gruppen mit maximal acht Personen können sich vor Ort ein Bild machen. Laut Deutscher Erdwärme haben dieses Angebot bereits mehr als 900 Besucher in Anspruch genommen. Einen Termin kann man online unter bnn.link/47z buchen.

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