Plötzlich ist Ivar ganz aufgeregt. Er zieht sein Herrchen in Richtung der Dog-Station am südlichen Ende der Schwarzwaldstraße in Graben-Neudorf. Viele Hundehalter legen hier eine Pause ein, um eine Tüte für die Hinterlassenschaften ihres Tieres zu holen.
„Deswegen finde ich es so krass, dass die Wienerle genau hier lagen“, sagt der 68-jährige Hundehalter. Mit den „Wienerle“ meint er neun kleingeschnittene Wurststücke, die im Gras neben der Station lagen. Dem Graben-Neudorfer kommen diese gleich verdächtig vor: „Es sah aus, als hätte jemand etwas in die Stücke gespritzt.“ Das Fleisch ist grün angelaufen.
Der Hundehalter, der nicht namentlich genannt werden möchte, kann verhindern, dass Ivar ein Stück zwischen die Zähne bekommt. Er sammelt alle Teile ein und informiert die Polizei in Philippsburg. Die habe ihn gebeten, das Fleisch zu vernichten.
„Zunächst hatte ich es im Tiefkühler, falls es doch jemand auf Gift untersuchen möchte“, sagt der Graben-Neudorfer. Gemeinsam mit seiner Familie informiert er andere Hundehalter über seinen Fund, er nutzt dafür auch die sozialen Medien.
Falschmeldungen über Giftköder
Dort, so erklärt die Polizei auf Nachfrage, fänden sich öfters falsche Meldungen über Giftköder. Falschmeldungen resultierten beispielsweise aus Verwechslungen, weiß die Weingartener Tierärztin Christine Nees. Blutiger Kot bei Hunden sei oft ein Zeichen für ein Darmproblem und nicht für verschlucktes Gift.
Auch gefundene „Köder“ sind nicht automatisch als Giftköder gegen Hunde zu identifizieren, manchmal handelt es sich auch um ein Mittel gegen Insekten oder Ähnliches.
Gefundenes Fleisch sieht verdächtig aus
Im aktuellen Fall aus Graben-Neudorf sei jedoch Achtung geboten, so die Polizei. Eine Sprecherin sagt: „Es ist zumindest ein präpariertes Wurststück zu erkennen, so dass wir um entsprechende Achtsamkeit bitten.“ Eine Häufung an Fällen sei in Graben-Neudorf aktuell aber nicht zu beobachten.
Ob es sich in diesem Fall tatsächlich um Gift handelt, kann nun nicht mehr überprüft werden, der Hundehalter hat die Stücke mit dem Restmüll entsorgt.
Auf Nachfrage, warum der Fund des Hundehalters nicht untersucht wurde, erklärt die Polizei, dass nur Proben untersucht werden, die persönlich eingereicht wurden.
In diesem Fall fand die Meldung telefonisch statt. Weiter heißt es: „Liegen Giftköder vor, können diese eingeschickt und genauer untersucht werden. Aufgrund der schnellen Verderblichkeit und auch zeitlicher Engpässe ist dies jedoch nicht immer möglich.“ Indem der Finder die Stücke gleich beseitigt habe, habe er genau richtig gehandelt.
Beim Auslegen von Giftködern handelt es sich nicht um einen einfachen Streich: Wer Giftköder auslegt, macht sich nach Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes strafbar.
Dort heißt es: „Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet oder einem Wirbeltier aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt.“
Zur Strafverfolgung kommt es indes nur dann, wenn der geschädigte Hundebesitzer Anzeige bei der Polizei stellt.
Oftmals liegt zwischen den geschädigten Personen und den Tatverdächtigen eine persönliche Beziehung vorSprecherin der Polizei Karlsruhe
In bestimmten Fällen findet die Polizei auch die Verantwortlichen, vor allem, wenn der Täter in persönlicher Beziehung zu dem Halter des betroffenen Hundes steht. Die Sprecherin sagt: „Oftmals liegt zwischen den geschädigten Personen und den Tatverdächtigen eine persönliche Beziehung vor, zum Beispiel ein Streit in der Nachbarschaft oder Ähnliches. Es gibt jedoch auch allgemeine Motive.“
Wer verhindern möchte, dass sein Hund einen willkürlich ausgelegten Köder verschluckt, hat zwei Möglichkeiten. Hundetrainer können den Tieren beibringen, kein fremdes Essen vom Boden zu verschlucken.
Eine Alternative dazu sind sogenannte Giftköder-Schutznetze. Diese ähneln einem Maulkorb, sind allerdings leichter und hindern den Hund daran, etwas vom Boden zu essen.
Polizei sucht Zeugen
Der Vorfall ereignete sich Freitag, 20. Januar gegen 16 Uhr. Telefon (0 72 56) 9 32 90