Graben-Neudorf hat eine Königin: Victoria Edelmann, die Spargelhoheit. Standesgemäß gewandet im weißen Kleid und mit goldenem Krönchen auf dem königlichen Haupt repräsentiert die 21-Jährige ihre Heimatgemeinde bundesweit bei Veranstaltungen.
Ihr Terminkalender während der Spargelsaison von April bis Juni ist prallvoll. „Ich bin fast jedes Wochenende unterwegs“, sagt sie, „viel Zeit für Hobbys bleibt nebenher nicht.“
Zu Saisonbeginn überreicht der Spargel-Adel der Republik Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin das erste Edelgemüse. Ein Auftritt auf dem Mannheimer Maimarkt, ein Besuch in der sächsischen Partnergemeinde Wilsdruff und die Repräsentanz auf regionalen Volksfesten zählen ebenfalls zu Edelmanns Pflichtaufgaben.
Meist an ihrer Seite: die Spargelprinzessinnen Josephine Herb und Susanna Saric. Weil durch die Corona-Pandemie 2020 viele Veranstaltungen abgesagt wurden, verlängerte die Gemeinde Edelmanns Regentschaft um ein weiteres Jahr.
2018 war die Graben-Neudorferin bereits Prinzessin, ihr Weg auf den Thron somit vorgezeichnet. Vor zwei Jahren legte Edelmann zunächst eine Pause ein – des Jobs wegen.
„Beides ließ sich nicht miteinander vereinbaren“, sagt sie. Nun hat sie ihre Ausbildung in der Tasche und den Kopf frei für ihre königlichen Aufgaben.
Nur wenige wollen in Graben-Neudorf Spargelkönigin werden
Spargelhoheit wird man in Graben-Neudorf nicht mal eben im Vorbeigehen. „Man muss sich bewerben und von einem Wahlausschuss bestimmt werden“. Im Gremium sitzen laut Edelmann Persönlichkeiten aus dem Ort, darunter auch Bürgermeister Christian Eheim (SPD).
Allein: Die Hürden vor dem Thron waren schon höher. „Früher musste man bei einem Vorstellungsgespräch zeigen, was man über Spargel weiß“, berichtet Edelmann.
In der Spargelsaison gehen wir zum Setzen und Stechen aufs Feld.Viktoria Edelmann, Spargelkönigin aus Graben-Neudorf
Die Zeiten, als der Ausschuss eine große Auswahl hatte, sind vorbei. „Heute bewerben sich nur noch wenige Frauen für das Amt“, sagt sie. „Viele denken wohl, dass sie dafür eine Spargelexpertin sein müssen.“
Ganz ahnungslos ist Edelmann nicht – im Gegenteil. „In der Spargelsaison gehen wir zum Setzen und Stechen aufs Feld“, sagt sie. Unter Anleitung der Landwirte erfahren die Hoheiten dabei Wissenswertes rund um das Gemüse.
„Das Stechen ist eindeutig schlimmer“, findet Edelmann, „dazu muss man in die Hocke.“ Ihren Spargel isst sie am liebsten klassisch: mit Pfannkuchen und Schinken.
