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Radballer des Radfahrvereins Graben

Radball in Graben-Neudorf: „Fußball spielen die meisten, Radball nur die Besten“

Radball vereint Kunstradfahren mit Ballsport. Was einfach klingt, ist nur nach zweijährigem Training fehlerfrei zu beherrschen. Beim Radfahrverein Vorwärts wird die ungewöhnliche Randsportart wieder trainiert.

Sportler auf Fahrrädern in einer Halle
Kunst auf zwei Rädern: Trainer Jürgen Rosmanek, die Aktiven Timo Roth, Simon Süß, Nico Scholl und Co-Trainer Klaus-Dieter Höffele (von links) beim Radballtraining in Graben. Foto: Alexander Werner

Was die Radballer in Reihen des Radfahrerverein Vorwärts Graben in der Festhalle vollführen, mutet wie pure Artistik an. Wenngleich das Können Vergleiche zum Kunstradfahren zulässt, gibt es doch wesentliche Unterschiede.

Beim Radball begegnen sich Mannschaften mit jeweils zwei Spielern in Zweikämpfen in Angriff und Verteidigung in einem hautnahen Wettkampf. Gespielt wird der Ball dabei mit den Vorder- und Hinterrädern. Anspruchsvoll. Und nach der Corona-Pause wird wieder kräftig trainiert beim Radfahrverein in Graben.

Mit beiden Sparten wurde der Verein 1906 im Gasthaus „Zum Schwanen“ gegründet. Während Kunstradfahren vor rund einem Jahrzehnt auslief, belebte der Verein nach einer Flaute in den 90er Jahren den Radball neu. Trainer Jürgen Rosmanek und Co-Trainer Klaus-Dieter Höffele bauten die Abteilung damals wieder auf.

Nachwuchsprobleme, denn „kaum jemand kennt den Sport“

Aktuell sind es vier Aktive beim Nachwuchs mit einer Jugendmannschaft im Landesverband, die wegen ihrer Spielstärke in die höchste Nachwuchsklasse hochgestuft wurde. Zwei Sportler in der Elitestufe ab 19 Jahren spielen in der Bezirksliga.

Für den Sport braucht es Talent, Gleichgewicht, Koordination, Ausdauer und Wille.
Jürgen Rosmanek, Trainer

„Nachwuchs zu finden, ist nicht einfach, weil kaum jemand den Sport kennt“, berichtet Rosmanek. In einer zurückliegenden Hochphase seien die Kapazitäten mit 17 Aktiven angesichts der Hallengröße und zweier Trainer nahezu ausgereizt gewesen. „Für den Sport braucht es Talent, Gleichgewicht, Koordination, Ausdauer und Wille“, betont der Trainer.

Anfänger müssten ein bis zwei Jahre trainieren, bis sie reif für Mannschaftsspiele seien. Eine gute Kondition ist ebenso Pflicht bei einer Spieldauer von zweimal fünf bis zweimal sieben Minuten. „Das klingt zwar nach wenig, aber hinterher sind die Spieler patschnass“, erklärt Rosmanek. Die komplette Zeit über darf ein Spieler werde absteigen noch einen Fuß aufsetzten. Kommt es dazu, muss er kurz raus, was dem Gegner Vorteile verschafft.

Radball zu lernen, macht großen Spaß. Es ist etwas ganz Besonderes.
Timo Roth, Spieler

Der 14-jährige Nico Scholl ist seit sechs Jahren dabei. „Ich hatte reingeschnuppert, direkt mittrainiert und fand es außergewöhnlich“, blickt er zurück. „Ich fing langsam an mit Gleichgewichtstraining. Auf dem Rad stehen zu können, ist sehr wichtig“, erläutert er. Er sei schnell vorangekommen und habe zweimal bei der deutschen Meisterschaft teilgenommen, sagt er.

Der 29-jährige Simon Süß spielt mit dem 17-jährigen Timo Roth in der Bezirksliga. „Ich fing mit neun Jahren an. Ich fühlte mich nie überfordert und als gefährlich – wie man denken könnte – erwies sich der Sport nicht“, betont Süß. „Radball zu lernen, macht großen Spaß. Es ist etwas ganz Besonderes“, ergänzt Teampartner Roth.

Klaus Dieter Höffele betrieb den Sport schon seit 1958, als er 1970 zusätzlich Trainer wurde. „Radball machte mir immer Freude, hat mir sportlich alles gegeben und meine Gesundheit gefördert. Radball beansprucht und trainiert den ganzen Körper und den Geist“, schwärmt Höffele.

Im Spiel blitzt artistisches Können auf

Extra Trainingseinheiten gibt es für die Aktiven in Technik, Ballführung, Spielzügen und Spieltaktik. „Mit normalem Fahrradfahren hat das alles nichts zu tun“, sagt Simon Süß. „Fußball spielen die meisten, aber Radball die Besten“, zitiert Rosmanek einen der bei Radballern kursierenden Sprüche.

Das es nach der schwierigen Coronaphase mit Einschränkungen und Ausfällen ab Sommer 2021 wieder in normales Fahrwasser überging, ließ auch Klaus Kaiser aufatmen. Seit den 90er Jahren ist er im Verein und der Verwaltung und seit zehn Jahren Vorsitzender des Vereins mit seinen 130 Mitgliedern. Jetzt steht die baden-württembergische Meisterschaft an.

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