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Politik in der Kirche

Wie hat sich das Erntedankfest in den Hardt-Gemeinden gewandelt?

Das Erntedankfest entwickelt sich weiter, so der Tenor aus einer Umfrage im Verbreitungsgebiet der BNN-Hardtausgabe. Themen wie Umweltschutz und Gerechtigkeit spielen vermehrt eine Rolle.

Ein bunter Strauß an frischem Gemüse aus heimischem Anbau ist eines von unzähligen Produkten, über deren Herstellung sich Verbraucherinnen und Verbraucher im Rahmen der Aktion „Gläserne Produktion“ vor Ort informieren können.
Bewusstsein für regionale Produkte: Das Erntedankfest wandelt sich. Neben Brauchtum spielen auch soziale Aspekte immer mehr eine Rolle. So wird beispielsweise im Gottesdienst in Friedrichstal der Umweltschutz thematisiert. Foto: Waidelich

Am Sonntag wird traditionell Erntedank gefeiert. Doch wie hat sich das Fest im Laufe der Zeit verändert und wie sieht man es heute? Damit beschäftigt sich eine Umfrage im Gebiet der BNN-Hardt-Redaktion. Was früher Brauchtum war, hat sich heute mehr in Richtung Gerechtigkeit weiterentwickelt, sagt Pfarrer Albert Striet von der katholischen Kirchengemeinde Karlsruhe-Hardt. In Neureut und in Eggenstein wird dieses Wochenende Erntedank begangen, Leopoldshafen ist eine Woche später dran. „Das, was wir haben, ist beispielsweise anderswo nicht denkbar“, so der Theologe.

Striet schlägt den Bogen zu aktuellen Themen wie Umweltschutz oder Fridays for Future. Erntedank werde sehr viel sozialer und politischer gedacht. Partnergemeinden wie in Peru seien mit anderen sozialen Themen befasst - dort spiele der Umweltschutz eine größere Rolle. Die Trends wie Regionalität und Bio spielten auch mit hinein. Aber, so Striet weiter, die Menschen in Südamerika müssten auch ihre Produkte verkaufen. Auch klar: Den Landwirten hier soll es gut gehen, aber katholisch-christlich bedeutet für ihn auch den weltweiten Blick.

Pfarrer spürt Trend zu regionalen Produkten

Lothar Eisele, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde in Friedrichstal, verspürt ebenfalls eine Veränderung des Festes, wenngleich er zu Anfang eine Konstante herausarbeitet: „Was gleich geblieben ist, ist die Dankbarkeit.“ Die Kirchengemeinde ist Mitglied im „Grünen Gockel’“ und verpflichtet sich mit der Zertifizierung, umweltbewusst zu agieren. In puncto Erntedank gehe es darum, dem Umweltschutz einen Stellenwert einzuräumen. „Das wird sich am Gottesdienst am Sonntag widerspiegeln“, so Eisele. Die Feier findet um 10.30 Uhr statt. Bei gutem Wetter im Freien neben der evangelischen Kirche, bei schlechtem Wetter in der Kirche. In Bezug auf Lebensmittel spüre der Pfarrer, dass ein Umdenken stattfinde. „Es tut sich was“, sagt er. Eisele merkt den Trend hin zu regionalen Produkten.

„Früher hatte ich mit Erntedank nicht viel am Hut“, sagt die ehemalige Vorsitzende des Kreislandfrauenverbands Karlsruhe, Ingrid Beele-Luppold. Später als Vorsitzende dann schon. Bis 2016 hätten die Landfrauen und der Kreisbauernverband zusammen das Kreiserntedankfest ausgerichtet. Beele-Luppold erinnert sich an schöne Feiern, auch mit politischer Prominenz.

Einbußen wegen der Corona-Krise von bis zu 50 Prozent

In der evangelischen Kirchengemeinde in Söllingen habe man in den Gottesdiensten schon früh Dinge mit einbezogen, die eigentlich nichts mit Feldfrüchten zu tun hatten, sagt Hans Weiß, Vorsitzender des Heimatvereins in Pfinztal. Der 69-Jährige ist auch kirchlich aktiv. In der Michaelskirche findet am Sonntag um 10 Uhr ein Erntedankgottesdienst statt. Erntedank sei eine gute Tradition, um sich bewusst zu werden, dass nicht alles selbstverständlich sei und ebenso den Klimawandel stärker ins Bewusstsein der Menschen zu rufen.

„Man muss schon jedes Jahr dankbar sein, dass eine Ernte heranwächst“, sagt Uwe Lengert, Landwirt aus Blankenloch. Erntedank feiere er kirchlich nicht. Jedoch sei es schon paradox: Auf der einen Seite freue man sich, eine gute Ernte zu haben, werde aber dann durch schwache Preise bestraft. Lengert hat nach eigener Erkenntnis bei der Ernte von Körnermais und Sommergetreide Einbußen von je 50 Prozent zu verzeichnen. Die Kartoffelernte sei durchschnittlich gewesen, bei der Zuckerrübe erwartet er eine unterdurchschnittliche Ausbeute. Im Punkt Regionalität betont er, dass durch das Coronavirus vermehrt Menschen zum Direktvermarkter gehen würden.

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