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Kleiner Stich – großer Aufwand

Grippeimpfung in Apotheken: Im Karlsruher Norden gehen Meinungen auseinander

Die Apotheken im nördlichen Landkreis reagieren verhalten auf den Gesetzentwurf, die Grippeimpfung in die Regelversorgung aufzunehmen. Während viele Inhaber den Mehraufwand scheuen, bereitet sich eine Apotheke schon vor.

Impfung
Schon in der Vorbereitung bedeutet die Grippeimpfung in der Regelversorgung der Apotheken mehr Arbeit. Foto: Friso Gentsch/dpa

Die Ampelkoalition will neben der bisherigen Covid-19-Impfung nun auch die Grippeimpfung in die Regelversorgung der Apotheken aufnehmen.

Weil es für die regelmäßige Grippeimpfung für die Apotheker Schulungen und separate, ausgestattete Räume braucht, wird das Konzept im nördlichen Landkreis Karlsruhe bislang noch zögerlich aufgenommen. Die Landesärztekammer sieht das Impfen nicht in der Kompetenz der Apotheker.

Stefanie Lutz, die in der Flora-Apotheke in Eggenstein-Leopoldshafen arbeitet, ist skeptisch. Sie ist als Fachapothekerin ausgebildet in Prävention und Gesundheitsförderung. Um gegen das Grippevirus impfen zu können, müsste sie eine Schulung absolvieren. Pharmazeutisch-Technischen Angestellten (PTA) ist das Impfen des Wirkstoffs nicht gestattet.

Oft fehlt es an nötiger Ausstattung

Es seien nicht nur die Schulungen, die für die Apotheker einen Mehraufwand bedeuten, sagt Lutz: „Wir haben hier auch nicht die nötige Ausstattung wie einen separaten Raum oder eine Liege.“ Zudem muss der Raum sichtgeschützt sein. Sie geht davon aus, dass die Flora-Apotheke keine Grippeimpfung anbieten wird.

In der Bären-Apotheke in Pfinztal-Berghausen haben die ersten Planungen zu einer Aufnahme der Grippeimpfung in die Regelversorgung schon begonnen, sagt Mitarbeiterin Stefanie Müller. Die Anmeldungen für die Schulungen würden in naher Zukunft erfolgen.

Karl-Heinz Neubauer von der Stutensee-Apotheke in Blankenloch ist grundsätzlich bereit, in seiner Apotheke Grippeimpfungen in der Regelversorgung anzubieten. „Ich traue uns das zu“, sagt er und kann der Idee auch Positives abgewinnen. Auch die Räumlichkeiten stünden zur Verfügung, schon seit der Impfung gegen das Coronavirus.

Wenn dadurch mehr Menschen zur Grippeimpfung bewegt würden, sei das eine gute Sache, sagt er. Der Pharmazeut macht jedoch keinen Hehl daraus, dass er das Impfen in den Händen der Ärzte sieht.

„Unser Aufwand wird erheblich werden“, sagt er zudem. „Sie müssen für einen Impfling eine halbe Stunde von Guten Tag bis Auf Wiedersehen rechnen.“ Wie genau diese Zeit geschaffen werden soll, weiß Neubauer noch nicht.

Hoffnung auf niedrigschwelligen Zugang

Frank Eickmann, Sprecher des Landesapothekerverbands (LAV), hofft, dass durch die Impfung durch Apotheker viele Menschen einen niedrigschwelligen Zugang zum Grippe-Impfstoff bekommen.

Ich traue uns das zu, doch der Aufwand wird erheblich werden.
Karl-Heinz Neubauer, Stutensee-Apotheke Blankenloch

„Es geht nicht um die Leute, die sich ohnehin schon beim Arzt impfen lassen. Es können durch das Angebot in den Apotheken viel mehr neue Menschen geimpft werden“, sagt er, „In den Apotheken ist die Impfung gut aufgehoben.“ Im Sommer sollen verstärkt ärztliche Schulungen stattfinden, um die Apotheker vorzubereiten. Diese Schulungen sind bundesweit einheitlich geregelt.

Schulung in Vorbereitung

Die Bundesapothekerkammer ist im Entwurf der Ampel-Koalition dazu verpflichtet, zusammen mit der Bundesärztekammer, wie in den vorangegangenen Modellprojekten bereits geschehen, eine einheitliche ärztliche Schulung der Apotheker zu entwickeln. Wie die Deutsche Apothekerzeitung berichtet, soll sichergestellt werden, dass die Schulungen bundesweit möglichst einheitlich organisiert werden und zügig beginnen könnten.

Die Landesärztekammer sieht das Vorhaben der Ampel-Koalition kritisch. Jede Impfung erfordere eine individuelle Beschäftigung mit dem Menschen, Wissen um seine gesundheitliche Vorgeschichte, teilt die Kammer mit. Diese Faktoren seien nur beim Hausarzt gegeben. Die Aufgabenteilung von Ärzten und Apotheken habe sich bewährt und dürfe nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.

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