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Reparieren statt kaufen

Umfrage bei Händlern im Karlsruher Norden: Bei den Gebrauchtwagen steigen die Preise

Gebrauchtmarkt für Autos im Blick. Wie beeinflussen aktuelle Geschehnisse den Markt, was sind die Auswirkungen für Kaufinteressenten? Wir haben uns umgehört.

Lieferengpässe bei Neuwagen und verunsicherte Kunden führen zur großen Beliebtheit der Gebrauchtwagen.
Lieferengpässe bei Neuwagen und verunsicherte Kunden führen zur großen Beliebtheit der Gebrauchtwagen. Foto: Sebastian Gollnow picture alliance / Sebastian Gollnow/dpa

Wer sich ein neues Auto zulegen will, der muss tiefer als sonst in die Tasche greifen. Nicht nur Neuwagen, sondern vor allem auch Gebrauchtwagen sind deutlich teurer geworden. Von 2019 bis 2021 sind diese im Preis um 25 Prozent gestiegen, wie der Report der Deutsche Automobile Treuhand (DAT) zeigt.

Diese Entwicklung bestätigen auch die Autohäuser im Norden von Karlsruhe.

„Die Preisspirale dreht sich aktuell ganz deutlich nach oben”, sagt Britta Burgstahler, die Geschäftsführerin des Renault-Autohauses Burgstahler in Linkenheim-Hochstetten. Grund dafür sei laut Burgstahler vor allem, dass es regelrecht am Angebot an Autos mangle.

Knappes Angebot an Autos

Warum es aktuell so wenige gebrauchte Autos gibt, liegt zum einen an den Lieferengpässen der Neuwagen. Die Auslieferung von Neuwagen verzögert sich durch fehlende Zuliefererteilen. Neben dem Mangel an Mikro-Chips, bedingt durch die Corona-Pandemie, fehlen durch den Ukraine-Krieg zum Beispiel auch Kabelbäume und Metalle, wie Palladium, die beim Autobau eine wichtige Rolle spielen.

Es kommt aktuell ziemlich viel zusammen, doch es herrscht trotz der hohen Preise eine große Nachfrage.
Britta Burgstahler, Geschäftsführerin

„Weil Neuwagen fehlen, sind mehr Menschen auf den Gebrauchtwagenmarkt ausgewichen und haben dort das Angebot verknappt”, sagt Stefan Wolf, vom Autohaus Wolf in Weingarten. „Durch die wenigen Neuwagen, kommen auch keine Jahreswagen oder noch junge Autos nach”, erklärt Wolf.

Auch Leasing-Verträge werden aktuell eher verlängert, sodass auch diese Wagen nicht auf den Markt zurückkommen. Selbst ältere Wagen mit einer hohen Kilometeranzahl, die lange auf dem Markt keine Rolle mehr gespielt haben, sind wieder im Gespräch.

Verbrenner sind im Karlsruher Norden weiter beliebt

„Es kommt aktuell ziemlich viel zusammen, doch es herrscht trotz der hohen Preise eine große Nachfrage”, meint Britta Burgstahler. Dem schließt sich auch Holger Nuber vom Autohaus Nuber in Walzbachtal an. „Gerade ist es ruhiger, weniger gekauft wird aber trotzdem nicht”, stellt Nuber fest.

Eine besonders hohe Beliebtheit bei Elektro- oder Hybridautos gibt es trotz der hohen Benzinpreise nicht, stellt er fest. „Das hält sich derzeit mit den Verbrennern die Wage”, sagt Burgstahler.

Die Auto-Experten sind trotzdem über die anhaltende Preissteigerung verwundert. „Mit jeder Steigerung dachte ich, das muss aufhören, doch das hat sich bis heute durchgesetzt”, sagt Wolf. Das beeinflusst auch die tägliche Arbeit von Autohäusern, denn der Einkauf von gebrauchten Autos erfordert aktuell mehr Mut und mehr Überlegungen. „Ich habe mich immer wieder gewundert, zu welchen Preisen ich die Autos einkaufe, doch wer nichts wagt, der kann auch nichts gewinnen”, sagt Wolf.

Dem schließt sich auch Holger Nuber an, der darin für die Händler nicht unbedingt einen Nachteil sieht. „Durch die hohen Preise ergeben sich schließlich auch höhere Margen für die Autohäuser”, sagt Holger Nuber.

Händler: Kunden versuchen Autokauf hinauszuzögern

Aufgabe von Autohäusern ist es neben dem An- und Verkauf von Autos auch das Wunsch-Auto von Kunden zu beschaffen. „Das ist uns derzeit nur eingeschränkt oder gar nicht möglich”, sagt Wolf. Einen Trend, den die Autoexperten seit einiger Zeit beobachten, ist der Trend zur Reparatur. „Früher hätte man sich von den Autos getrennt, die man heute in den Werkstätten findet”, sagt Wolf.

Weil es zu wenig bezahlbare Fahrzeuge auf einem guten Niveau gibt, ziehen die Autobesitzer die Reparatur dem Kauf eines anderen Autos vor. „So wird versucht der Kauf eines anderen Wagens so lange wie möglich hinaus zu zögern, auch wenn das je nach Reparatur viel Geld kostet”, sagt Wolf.

Die Preisschraube sollte sich aber auf jeden Fall in Zukunft langsamer drehen.
Stefan Wolf, Autohaus Wolf

Wie sich die Preise auf dem Gebrauchtwagenmarkt in Zukunft entwickeln werden, ist auch für die Auto-Experten noch unsicher. „Das wäre Glaskugelleserei”, sagt Ford-Händler Wolf. Möglich sei es aber, dass die aktuellen Höchstpreise zum neuen Standard werden. „Das wird auf jeden Fall spannend mitanzuschauen, die Preisschraube sollte sich aber auf jeden Fall in Zukunft langsamer drehen.”

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