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Jahresrückblick

Händler und Gastronomen trotzen der Corona-Krise

Wie eine Blumenhändlerin aus Eggenstein und ein Hotelbetreiber aus Pfinztal durch den Lockdown kommen.

Frau mit Blumen
Beweist Kreativität: Martina Musler, die in Eggenstein ein Blumengeschäft betreibt, fährt die Ware zu den Kunden. Foto: Thilo Kampf

Gastronomen und Händler traf (und trifft) Corona besonders hart – und nicht immer sind die Verordnungen nachvollziehbar: So musste bereits im Frühjahr, beim ersten Lockdown, Martina Musler ihren Blumenladen im Eggensteiner Gewerbegebiet schließen – obwohl Baumärkte, Gartencenter und Tankstellen weiterhin Blumen verkaufen durften. Vor Ostern durfte sie wieder öffnen. Seither lief alles unter Corona-Bedingungen weiter.

Bis Mitte Dezember. Denn ab 16. Dezember war für Musler – wie auch für den übrigen Einzelhandel – Schicht. „Das war für uns eine mittlere Katastrophe“, erzählt Musler. Sie habe – wie viele Einzelhändler auch – mit einem Lockdown erst nach Weihnachten gerechnet. Am jenem Montag und Dienstag vor dem Lockdown sei es dann „die Hölle“ gewesen.

„Da gab es Hamsterkäufe, das kann man sich kaum vorstellen.“ Natürlich keine Schnittblumen, aber Amarylis, gefüllte Schotenfrüchte oder Gestecke mit und ohne Kerzen seien weggegangen wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln.

Seit dem 16. Dezember sei aber alles anders, hätten die Leute nicht mal die Gelegenheit, Blumen für die Gräber zu holen, was an Weihnachten Brauch in der Hardt sei. Immerhin hätten sie einen Lieferdienst einrichten dürfen, sagt Musler, aber der fange natürlich nicht den Verlust auf.

Auch das beheizte Zelt, das sie sich für rund 7.500 Euro vor den Laden gestellt habe, müsse geschlossen bleiben. Die finanziellen Einbußen beziffert die Geschäftsfrau auf „einen gut vierstelligen Betrag“, doch habe sie noch keine Unterstützung beantragt.

Unsere Stammgäste unterstützen uns da schon sehr.
Eric Giese, Hotelchef

Unterstützung erhalte sie aber von ihren Kunden. „Manche haben schon gefragt, ob sie mir Geld überweisen sollen. Das hat mich sehr bewegt“, sagt Musler. Und auch ihr Personal ziehe voll mit. „Der Vorteil eines kleinen Geschäfts ist es doch auch, dass man vieles viel besser koordinieren kann.“ Gerade deshalb sei ihr manches am Lockdown aber absolut unverständlich: „Wir dürfen keine Pflanzen vor die geschlossene Tür stellen oder zum wartenden Wagen auf der anderen Straßenseite bringen. Das hat uns die Gemeindeverwaltung verboten.“

Und Bestellungen an der Tür des Blumenladens dürften auch keine angenommen werden. „Es kommen immer noch Kunden zum Laden, die wir dann wegschicken und auf die telefonische Bestellhotline verweisen müssen.“

Damit halten sich im Lockdown auch viele Gastronomen über Wasser. Das war bereits im Frühjahr schon der Fall. Da durften übrigens Hotels noch Gäste aufnehmen, was seit dem aktuellen Lockdown nicht mehr der Fall ist. Auch im Luxushotel „Villa Hammerschmiede“ in Pfinztal herrscht deshalb gähnende Leere. Die Anlage zwischen Söllingen und Kleinsteinbach, 1893 errichtet, leidet wie alle Hotels stark unter dem Lockdown.

Um wenigstens etwas Geld einzunehmen, lässt Hotelchef Eric Giese mittlerweile in der Restaurantküche Speisen zum Mitnehmen kochen. Die werden gut angenommen. „Unsere Stammgäste unterstützen uns da schon sehr“, berichtet Giese, und auch viele Pfinztaler Bürger nutzten das Angebot. Die finanziellen Auswirkungen des Lockdowns beziffert Giese auf „zwischen 30.000 und 40.000 Euro pro Monat an laufenden Kosten“.

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