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Tanken statt Verreisen

Hauseigentümer im Landkreis Karlsruhe hamstern in der Pandemie Heizöl

Wegen Corona gefallene Preise veranlassten die Verbraucher im Frühjahr, ihre Heizölvorräte aufzufüllen. Vor Jahresende wird noch einmal bei günstigen Kosten nachgetankt. Denn ab Januar wird es mit CO2-Steuer und wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer teurer.

Eine Zapfpistole eines Öllasters
Bis zum Rand vollmachen: Lieferanten sind derzeit im Dauereinsatz. Der Ölpreis ist niedrig, und wegen des Lockdowns kann sowieso niemand wegfahren. Foto: Tom Rebel

Den ersten Nachtfrost hatten wir schon. Am frühen Morgen ist es kalt. Es ist halt November. Höchste Zeit, die Heizöltanks aufzufüllen, zumal im Moment die Preise noch sehr günstig sind. Das machen derzeit offenbar viele Verbraucher, obwohl die meisten Kunden schon im Frühjahr gut vorgesorgt hätten, so dass jetzt eher kleinere Mengen gefragt seien, berichten Heizöllieferanten in der Region um Karlsruhe.

Riesige Nachfrage

Bei hoher Nachfrage gerate selbst ein großes Unternehmen an seine Grenzen: „Wir hoffen, dass wir bis zum Jahresende rumkommen“, berichtet Heiko Erb, Verkaufsleiter beim Mineralölhändler Rossnagel in Bruchsal. Das Unternehmen beliefert Haushalte wie auch Händler und Tankstellen. „Momentan haben wir so viel Nachfrage, dass wir die Kunden fast straßenweise abarbeiten könnten.“ Im Vergleich zum Vorjahr seien die Preise noch sehr günstig, fügt Erb an, dessen Unternehmen sechs Lkw-Züge mit 30.000 Liter Tankvolumen und drei mit je zwölftausend Liter Kapazität unterwegs hat.

Die aktuelle Situation beurteilen Erbs Kollegen von Graben-Neudorf bis Pfinztal ebenso: „Die Nachfrage nimmt momentan noch zu“, stellt Bernd Nagel in Graben-Neudorf fest. Es werde vor Jahresende nachgetankt, was seit dem Frühjahr verbraucht worden ist. Denn die Preise seien seit Jahresbeginn wegen er Corona-Pandemie regelrecht verfallen. Die Kunden müssten jedoch rechtzeitig bestellen, damit noch vor Jahresende geliefert und abgerechnet werden könne.

„So günstig war Heizöl seit vielen Jahren nicht“, sagt Harald Hildenbrand in Büchig. Derzeit liege der Literpreis bei rund 40 Cent einschließlich Mehrwertsteuer, wenn 3.000 Liter abgenommen werden. Die Corona-Pandemie habe die Preise extrem fallen lassen: „Wer Lagerkapazität hatte, hat seine Tanks schon früh im Jahr aufgefüllt“, sagt Hildenbrand.

„Klar“, ergänzt Heiko Erb, „Verreisen konnte man nicht, und auf dem Sparbuch bringt das Geld keine Zinsen, also hat man bei sehr günstigen Kosten Vorrat angelegt.“ Günstiger als derzeit werde der Heizölpreis wahrscheinlich nicht mehr, sind sich die befragten Händler einig. Und: Der niedrige Preis werde auch nicht mehr allzu lange halten. Denn: Ab Januar werden die Preise steigen. Die CO2-Steuer greift dann auch für Heizöl (plus acht Cent je Liter), und die Mehrwertsteuer kehrt zu den vormaligen 19 Prozent zurück.

Da der Verbrauch über Sommer meist nicht besonders groß gewesen sei („man musste ja nur das Wasser zum Duschen oder Baden erwärmen“, so Hildenbrand), seien die jetzt auszuliefernden Mengen nicht so groß wie zu Jahresbeginn. „Die Verbrauchsmenge hat sich in den vergangenen Jahren zudem deutlich verringert“, erläutert der Stutenseer Heizölhändler: „Für ein Einfamilienhaus braucht man dank guter Dämmung einerseits und effizienterer Anlagen andererseits heutzutage etwa 1.500 bis 2.500 Liter Heizöl im Jahr. Vor 30 Jahren lag der Verbrauch noch sehr viel höher.“

Er selbst stehe zum Öl als Brennstoff: „Es ist immer noch wirtschaftlich, und man kann nach Lagerkapazität und Kostenlage entscheiden, wann man wie viel davon einkauft“, so Hildenbrand, der zudem kein Freund von Gas ist.

Wer sparen will, muss groß denken

„Wer im Frühjahr seine Heizöltanks komplett gefüllt hat, der hat alles richtig gemacht“: So lautet die Einschätzung von Ursula Hurst, die einen Heizölhandel in Wöschbach betreibt. Momentan sei die Nachfrage eher ruhiger, sagt sie: „Im Frühjahr herrschte bei uns ein Riesenandrang, die Nachfrage war kaum zu bewältigen.“ Die meisten Tanks seien noch ziemlich voll, so dass jetzt kleinere Mengen nachgefüllt würden.

Die Verbraucher wollten eben die noch günstigen Preise mitnehmen. Aber, merkt Ursula Hurst an: „Je kleiner die Menge ist, desto höher ist der Preis.“ Die Händler müssten schließlich die Transportkosten einkalkulieren, und die machten keinen Unterschied, ob „wir 3.000 oder 500 Liter liefern“. Also: „Eine geringe Menge Heizöl einzukaufen, um einen Preisvorteil zu nutzen, könnte sich als Milchmädchenrechnung entpuppen“, meint die Pfinztaler Geschäftsfrau.

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