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Schädlinge fressen Rinde

Hitze-Sommer sorgt für massiven Borkenkäfer-Befall im Hardtwald bei Karlsruhe

Die Folgen des Hitze-Sommers werden sichtbar: Der Borkenkäfer breitet sich im Hardtwald bei Karlsruhe massiv aus. Was das für die Kiefern bedeutet.

Schwere Schäden: Borkenkäfer fressen sich durch die Rinde, um ihre Eier abzulegen. Bis zu 10.000 Tiere können einen einzigen Baum befallen.
Schwere Schäden: Borkenkäfer fressen sich durch die Rinde, um ihre Eier abzulegen. Bis zu 10.000 Tiere können einen einzigen Baum befallen. Foto: Arne Dedert/dpa

Der Borkenkäfer hat sich im Hardtwald nördlich von Karlsruhe massenhaft ausgebreitet. Grund war der heiße und trockene Sommer. Der Kiefernbestand ist in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Dagegen steigt die Schadholzmenge immer weiter an.

„So schlimm wie dieses Jahr war es schon lange nicht mehr“, sagt Bernd Schneble, Leiter des Forstbezirks Hardtwald. Der Wald leidet unter der Dürre – und der Borkenkäfer profitiert davon.

Die gefräßigen Schädlinge bohren sich durch die Baumrinde und legen dort ihre Eier ab. Dadurch stören sie die Nährstoffzufuhr von der Wurzel in die Krone.

Das traurige Ergebnis: Die von bis zu 10.000 Käfern befallenen Bäume sterben ab. Im Hardtwald sind davon besonders Kiefern betroffen.

Gesunde Bäume wehren die Käfer ab, indem sie die Insekten in ihrem Harz ertränken. In trockenen Sommern können sie keinen Baumsaft produzieren und sind den Angreifern schutzlos ausgeliefert.

Forstbezirksleiter geht von bis zu vier Borkenkäfer-Generationen im Hardtwald aus

In diesem Jahr könnten die Folgen verheerend sein. Wegen der anhaltenden Hitze und Trockenheit fanden die Borkenkäfer ideale Bedingungen vor. „Sie benötigen warme Temperaturen zur Brut“, sagt Schneble. „Je früher sie damit beginnen, desto schneller verbreiten sie sich.“

Der Forstexperte geht davon aus, dass in diesem Sommer an einigen Orten bis zu vier Käfergenerationen geschlüpft sind – in schwächeren Jahrgängen sind es maximal zwei.

So schlimm wie dieses Jahr war es schon lange nicht mehr.
Bernd Schneble, Leiter des Forstbezirks Hardtwald

Befallene Bäume müssen möglichst schnell gefällt und aus dem Wald gebracht werden. „So kann man die Ausbreitung eingrenzen“, erklärt Schneble.

In den vergangenen Jahren fällt immer mehr sogenanntes Schadholz an. Laut Schneble lag sein Anteil an der gesamten Holzernte im Hardtwald zuletzt bei 80 bis 100 Prozent. Zum Vergleich: Noch vor Jahren machte er nur ein Fünftel aus.

Da es die Borkenkäfer vor allem auf Kiefern abgesehen haben, nimmt ihr Bestand nördlich von Karlsruhe deutlich ab. „Vor 30 Jahren waren 80 bis 90 Prozent der Bäume im Hardtwald Kiefern“, sagt Schneble. „Heute sind es nur noch 40 Prozent.“

Ein Aufatmen ist vorerst nicht in Sicht: Der Regen der vergangenen Tage reicht nach seiner Ansicht nicht aus, um die Situation der Bäume spürbar zu verbessern. „Für eine Trendwende ist das noch zu wenig“, sagt Schneble.

Schädlinge verbreiten sich im Hardtwald massenhaft und fressen sich in die Rinde geschwächter Bäume
Schädlinge verbreiten sich im Hardtwald massenhaft und fressen sich in die Rinde geschwächter Bäume Foto: BNN-Infografik

Besonders schlimm sei die Lage nördlich von Stutensee, wo es im Sommer besonders wenig Niederschlag gegeben habe. „Im südlichen Bereich hat es hin und wieder leicht geregnet, dort sehen die Bäume etwas besser aus“, sagt Schneble.

Befallene Bäume müssen schnell gefällt und aus dem Hardtwald gebracht werden

Von Borkenkäfern befallene Kiefern erkenne man an herunterlaufenden Harztropfen an der Rinde. Fällt sie ab, obwohl die Baumkrone noch grün ist, gibt es für die Bäume keine Hoffnung mehr. „Dann sind sie dem Tod geweiht“, sagt Schneble.

Werden solche Bäume frühzeitig erkannt, geschlagen und abtransportiert, können sich die Käfer nicht auf umliegende Waldgebiete ausbreiten. Eine schnelle Verarbeitung gelingt laut Schneble aber nicht immer. „Leider gibt es viele Privatwaldbesitzer, die sich nicht um ihren Forst kümmern“, sagt er.

Zwar könne man sie rechtlich zum Handeln zwingen, in der Praxis sei dies indes kaum möglich. „Oft dauert es zu lange, ihre Kontaktdaten zu ermitteln und sie zu erreichen“, sagt Schneble. Dann vergeht wertvolle Zeit, in der die Käfer ausschwärmen und weiteren Schaden anrichten können.

21.06.2018, Sachsen-Anhalt, Drei Annen Hohne: Forstarbeiter entrindet den Stamm einer vom Sturm gefällten Fichte. Durch das Fehlen der Rinde sterben die im Baum lebenden Brokenköfer ab. Durch das Fehlen der Rinde sterben die im Baum lebenden Brokenköfer ab. Schwere Stürme wüten vor Monaten kurz hintereinander in Teilen Deutschlands und setzen den Wäldern mächtig zu. Im Nationalpark Harz wird jetzt angepackt. Der Borkenkäfer hat es sich in den umgestürzten Fichten bequem gemacht. (zu dpa «Erst die Stürme, jetzt der Käfer - Ein Nationalpark im Umbruch» vom 28.06.2018) Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ | Verwendung weltweit
Schnelle Reaktion: Befallene Bäume müssen zeitnah gefällt und aus dem Wald abtransportiert werden. So lässt sich eine Ausbreitung der Borkenkäfer einschränken. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

Während im Schwarzwald Buchdrucker die Bäume befallen, dort in erster Linie Fichten, bekommen es die Kiefern im Hardtwald mit anderen Unterarten zu tun. Rund um Karlsruhe treiben vor allem Waldgärtner, Kiefernprachtkäfer und Kupferstecher ihr Unwesen.

Das Resultat ist dasselbe: Viele Bäume sterben ab. „Den Kiefern wird es hier zu heiß“, sagt Schneble. Wenn sie geschwächt sind, hat der Borkenkäfer leichtes Spiel.

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