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Eine bessere Gesellschaft

So stellen sich junge Menschen aus der Hardt die Zukunft vor

Hohe Preise, Krieg und Wirtschaftskrise: Junge Menschen haben Angst vor vielen Dingen. Was denken Menschen aus dem Karlsruher Norden darüber?

zwei junge Männer und eine junge Frau sitzen an einem Tisch
Elisabeth Schaf aus Linkenheim, Felix Schleiß aus Blankenloch und Tobias Walter aus Staffort (von links) sprechen über gesellschaftliche Probleme und mögliche Lösungsansätze. Foto: Madita Steiner

Jugendliche blicken pessimistisch in die Zukunft. Das belegen mehrere Studien. Steigende Preise, Angst vor Krieg in Europa und der Klimawandel sind aktuelle Sorgen.

Drei junge Erwachsene nördlich von Karlsruhe stellen ihre Sicht dar und machen konstruktive Zukunftsmusik: Wie sieht die Utopie eines reibungslosen gesellschaftlichen Miteinanders aus?

„Ich blicke mit Zuversicht in die Zukunft“, sagt der 28-jährige Tobias Walter aus Stutensee-Staffort. Herausforderungen wie Kriege seien in der Geschichte bereits bewältigt worden, so das Gemeinderatsmitglied der Junge Union.

Die Herausforderungen sind in den vergangenen fünf Jahren größer geworden.
Felix Schleiß, 19-Jähriger aus Stutensee

„Die Herausforderungen sind in den vergangenen fünf Jahren aber größer geworden“, gibt Felix Schleiß zu bedenken. Der 18-jährige aus Stutensee-Blankenloch setzt damit die Flüchtlingswelle, den Krieg in der Ukraine und den Kipppunkt des Klimawandels in den Fokus. „Die Leute müssen sich einigen“, meint er. Dann sei viel möglich.

Elisabeth Schaf hat viele Fragezeichen, was ihre persönliche Zukunft anbelangt. „Aus den Medien hört man nicht viel Gutes.“ Eine objektive Einschätzung der Lage fällt der 19-jährigen Linkenheimerin schwer.

Schon die Klimadebatte macht es für Walter deutlich: „Es gibt nicht nur einen richtigen Weg.“ So hält er die Idee eines globalen Umweltgerichts nicht für richtungsweisend. „Es funktioniert nicht“, sagt auch Schleiß. Das sehe man an der Ineffektivität des Internationalen Strafgerichtshofs.

„Afrikanische Warlords werden eingesperrt, Putin nicht“, bemängelt Walter. Er schlägt Zertifikate nach den Vorgaben des Pariser Klimaabkommens oder die Einführung der CO2-Steuer vor: „Am Schluss wird ein sauberes Produkt günstiger und ein dreckiges teurer.“

„Man ist demotiviert, wenn man Resultate nicht gleich sieht.“ Das ist für Schaf ein Problem bei der Klimabewältigung. Sie schlägt zur unmittelbaren Belohnung ein Punktesystem vor, nach dem vorbildliches Verhalten finanziell belohnt würde. „Anreiz ist im Kapitalismus das Geld“, betont Schleiß.

80 Prozent Arbeitszeit, 20 Prozent Ehrenamt?

Respekt werde über Geld ausgedrückt, meint auch Walter. Die Diskussion um bessere Bezahlung in Pflegeberufen mache das deutlich. Doch: „Wer ist bereit, mehr dafür zu bezahlen?“, fragt er. „Wenn es beim ganz Persönlichen anfängt, gucken sie ganz genau hin.“

Studenten aus der Universität Sankt Gallen haben ein 80/20-Konzept entwickelt: 80 Prozent der Arbeitszeit sollen in den Beruf und die restlichen 20 Prozent in ehrenamtliches Engagement investiert werden – bei voller Gehaltszahlung. „Das bringt Menschen als aktive Gemeinschaft zusammen“, so die Einschätzung von Schaf.

Mitmenschen bekämen Einblick in die harte Arbeit der Pfleger. Sie hält eine Erhöhung ihrer Gehälter für eine wahrscheinliche Konsequenz. Walters Gegenvorschlag setzt auf Freiwilligkeit statt Zwang, mit Steuerbegünstigungen als Ziel.

Auch der Umgang mit Tierleben ist Diskussionsthema. Der Anteil an Bio-Produkten auf dem Lebensmittelmarkt wurde laut einer Mitteilung des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung im vorigen Jahr auf 6,8 Prozent geschätzt.

„Die Leute blenden es aus“, sagt Schaf zu dieser niedrigen Zahl. „Sie haben eine Verantwortung.“ Wer es sich finanziell leisten könne, habe keine Entschuldigung.

Schleiß setzt sich für nachhaltige Mobilität ein. Er war bis September 2022 Mitglied des Fahrgastbeirats des Karlsruher Verkehrsverbunds (KVV). „Viel billiger kann vorerst nicht das Ziel sein“, ist seine Einschätzung zu den Ticketpreisen.

Man müsse erst einmal die Infrastruktur ausbauen. MyShuttle betrachtet er als konkurrenzfähige Alternative zum eigenen Auto. „Es bringt Menschen von der Haltestelle nach Hause.“

„Es wurde schon viel geschafft“, sagt Walter abschließend. „Deshalb glaube ich, dass man auch in Zukunft Probleme lösen kann.“

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