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Zwischen Artenschutz und Zuzugsdruck

Immobilienpreise steigen im Karlsruher Speckgürtel weiter an

Linkenheim-Hochstetten, Weingarten und Eggenstein-Leopoldshafen sind auf dem Immobilienmarkt derzeit sehr beliebt. Woran liegt das? Und wie reagieren die Bürgermeister auf die gestiegene Nachfrage?

Baustelle
220 Wohneinheiten für 500 Einwohner entstehen im Mischgebiet „Am Biegen / Durlacher Weg“ in Linkenheim-Hochstetten Foto: Jürgen Hotz

Die Wohnformen sind vielfältiger und differenzierter geworden, sagt Linkenheim-Hochstettens Bürgermeister Michael Möslang (CDU). „Der Trend geht mit zwei Dritteln zum Mehrfamilienhaus.“

Mehr Wohnungen müssten gebaut werden, „zur Aufnahme der Potenziale aus Karlsruhe“. Die Wand neben seinem Schreibtisch zieren drei blank polierte Spaten, Zeugen eines zeremoniellen Baubeginns. „Die Zeiten des klassischen Einfamilienhauses sind vorbei“, meint er.

Sie benötigten zu viel Fläche und seien zu teuer. Der Grund für die Preissteigerung bei Immobilien sei die massive Entwicklung der Baukosten in den vergangenen zwölf Jahren. Auswirkungen durch Corona waren dagegen nicht zu bemerken.

Weiterhin müssten Maßnahmen zum Artenschutz getroffen werden, wie aktuell im fast zehn Hektar großen Neubaugebiet „Am Biegen/Durlacher Weg“, einem Mischgebiet für 500 Einwohner bei einer Dichte von 40 Wohneinheiten pro Hektar. Für die dort entdeckte Haubenlerche seien Ausgleichsflächen zur Umsiedelung geschaffen und Ökopunkte gesammelt worden.

Bürgermeister fordert kulturelles Umdenken

Mit einem großen Spielplatz, betreutem Wohnen, Ausstattung mit Glasfaserkabel im FTTH-Standard und zwei 22-Kilowatt-Ladestationen sowie guter S-Bahnanbindung sei das neue Quartier hochwertig und nah am Oberzentrum Karlsruhe.

60 Prozent der Wohnungen werden zum Festpreis vergeben, soziale Kriterien wie pflegebedürftige Angehörige und Kinder unter 18 Jahren seien berücksichtigt. Im Mischgebiet sieht Möslang den „gesunden Mittelweg“ und fordert „kulturelles Umdenken“: „Wir sind kein Dorf mehr, sondern Teil des Verdichtungsgebietes von Karlsruhe.“

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Nachfrage nach Grundstücken ist groß

Bernd Stober, der Bürgermeister von Eggenstein-Leopoldshafen (Freie Wähler), sieht „seit Jahrzehnten die Preise steigen “ und verortet den Grund „im mangelnden Wohnraum in Karlsruhe“. 80 Prozent der Flächen seiner Gemeinde befände sich in kommunaler Hand, der Verkaufspreis sei festgesetzt, im Gegensatz zu Grundstücken aus privater Hand, auf deren Verkaufspreise die Gemeinde keinen Einfluss habe.

„Die Nachfrage nach Grundstücken im aktuellen Neubaugebiet ‚N5‘, wo 1.500 neue Bewohner unterkommen können, ist wahnsinnig groß“, sagt Stober. Seine Gemeinde ist eine von elf Mitgliedsgemeinden im Nachbarschaftsverband Karlsruhe (NVK), der einen gemeinsamen Flächennutzungsplan aufgestellt hat.

Dort sind Richtgrößen wie zum Beispiel die Verdichtung festgelegt. „Wir wollen aber segmentieren und somit alle Möglichkeiten schaffen – egal, ob Einfamilienhaus oder Dreizimmerwohnung.“ Es sei ein stetiges Abwägen berechtigter, aber gegensätzlicher Interessen.

Auch den Investoren sei Rechnung zu tragen. „Eine große Palette von Aspekten“ böten die – auch finanziellen – Herausforderungen des Umwelt- und Klimaschutzes, unter Beteiligung der Umwelt und Energie-Agentur Kreis Karlsruhe (UEA).

In Weingarten folgen Bürgermeister Eric Bänziger (parteilos) und sein Gemeinderat ihren „baulandpolitischen Grundsätzen“, orientiert am „Bruchsaler Modell“, und haben im Baugebiet „Waldbrücke Alter Teil“ 50 Prozent als gefördertes Wohneigentum ausgewiesen.

Mischung aller sozialer Schichten erwünscht

„Die Vergabe beim Bauprojekt ‚Neue Mitte‘ erfolgte nach Konzeptqualität, ohne Bieterverfahren zum Festpreis“, erläutert Christian Eheim (SPD), Bürgermeister der Gemeinde Graben-Neudorf. Eine Troika aus Investor, Stadtplaner und Sozialträger war Voraussetzung, um sich an der Ausschreibung um dieses Modellquartier mit sozialer und ökologischer Qualität auf der letzten Freifläche zwischen beiden Ortsteilen zu beteiligen.

„Nicht nur frei verfügbare, auch um 30 Prozent günstigere Wohnungen sowie erschwingliches Wohneigentum für junge Familien zu schaffen“ seien die drei Leitkategorien gewesen. Über den Geschosswohnungsbau verteilt sei eine Mischung aller sozialen Schichten erwünscht. „Der Schlüssel ist, neue Wege zu gehen, indem wir attraktive, Energie-autarke Wohnungen schaffen und dabei gleichzeitig nicht in ideologische Bevormundung verfallen.“

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