
Ministranten übernehmen in der Liturgie der katholischen Kirche vielfältige und verantwortungsvolle Aufgaben. Durch ihren Altardienst tragen sie zur Gestaltung der Gottesdienstfeier bei. Sie assistieren dem Priester in der heiligen Messe, etwa bei der Gabenbereitung, klingeln mit den Schellen zur Wandlung, tragen das Weihrauchfass, brennende Kerzen oder das Kreuz in einer Prozession.
Die Zahlen sind bundesweit stabil
Nach dem lateinischen Wortursprung (Dienende) werden Ministranten auch Messdiener genannt. Viel gebräuchlicher ist jedoch die saloppe und zugleich liebevolle Abkürzung Minis. Die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj) sieht trotz verschiedener Krisen die Zahlen der Messdiener als stabil an. Demnach gab es im Jahr 2021 in Deutschland rund 360.000 Ministranten.
Der Ministranten-Dienst ist nach wie vor attraktiv.Tobias Knell
Referent für Ministranten-Pastoral
Jährlich beginnen etwa 30.000 Minis in der Regel nach der Erstkommunion ihren Dienst. Tobias Knell, Referent für Ministranten-Pastoral bei der afj, erkennt keinen rückläufigen Trend: „Der Ministranten-Dienst ist nach wie vor attraktiv.“
„In der katholischen Seelsorgeeinheit Pfinztal verrichten derzeit 38 aktive Ministrantinnen und Ministranten sowie einige passive oder Reserve-Minis mit viel Freude und Engagement ihren Dienst“, sagt Pfarrsekretärin Beate Tezky von der katholischen Kirchengemeinde Pfinztal. Bei hohen Festtagen helfen sie sich gegenseitig aus und ministrieren ortsübergreifend. Falls trotzdem alle Stricke reißen, sei es aufgrund von Ferienzeiten, Krankheiten oder ähnlichen Verhinderungen, übernimmt die Mesnerin die Aufgaben der Messdiener. Spontan übernähmen auch schon mal Besucher des Gottesdiensts den Klingelbeutel.
Das junge Gesicht der Kirche
Auch die katholische Kirchengemeinde Stutensee-Weingarten hat von der Anzahl her ausreichend viele Ministranten. Dennoch kann es schon einmal vorkommen, dass bei einem Gottesdienst aus Zeitgründen gerade keine da sind. In Spöck wurden an Ostern die letzten beiden Minis feierlich verabschiedet. Dafür hilft man sich bei größeren Gottesdiensten auch überörtlich gegenseitig aus. Diakon Dennis Nagel schätzt die Arbeit der Minis besonders: „Ich finde sie extrem wichtig, weil sie den Zelebranten bei Gottesdiensten als große Hilfe unterstützen.“ Außerdem machten sie eine „tolle kirchliche Jugendarbeit“, sorgten für eine feierliche Atmosphäre bei den Messfeiern und seien das „junge Gesicht der Kirche“.
Fabio Merli, der seit vier Jahren als Oberministrant für Blankenloch und Büchig zuständig ist, wie andere Minis aber auch in anderen Kirchenorten einspringt, erinnert sich noch gut an die Zeit seiner Erstkommunion und seinen Eintritt in den Dienst: „Ich fand es interessant, was die jungen Leute in den weißen Gewändern da alles machen.“
Bis dahin hatte er die Kirche immer nur mit alten Leuten in Verbindung gebracht. Jetzt findet er den Dienst „super spaßig“. Er ist aber auch außerhalb der Gottesdienste aktiv, bei der Vorbereitung größerer Aktionen, dem traditionellen Sommerlager oder der alle vier Jahre stattfindenden Rom-Wallfahrt, für die er im Planungsteam engagiert ist.
In Weingarten übernimmt seine Kollegin Tanja Schlotter bereits seit 2015 Verantwortung für die Organisation. Sie ist Ansprechpartnerin für Pfarrer und Minis gleichermaßen. „Die Jugendarbeit hat mir schon immer Spaß gemacht“, sagt die Studentin, die außerdem musikalisch in der Band „Charisma“ aktiv ist. In die Jahresplanungen fließen kleinere und größere Ausflüge, etwa ins Europabad oder in die Trampolinhalle, genauso ein wie Spielenachmittage. Dabei werden auch verschiedene Altersgruppen zusammengeführt.
Kommunionhelfer füllen etwaige Lücken
In der Seelsorgeeinheit Graben-Neudorf-Linkenheim gibt es derzeit 20 Ministrantinnen und Ministranten für Neudorf sowie etwa 30 für Linkenheim-Hochstetten und Dettenheim. Lediglich in Graben fehlen junge Minis. „Das entstandene Loch füllen zwischen 50 und 70 Jahre alte Minis auf, die eigentlich als Kommunionhelfer, Kantor oder Lektor ihren Dienst tun und nun auch die klassischen Aufgaben der Ministranten übernehmen“, sagt Pfarrer Steffen Schölch. Er begrüßt die Lösungen, die die Gemeinde da umgesetzt hat. Eine Mischung aus jungen (Zehn- bis 18-Jährigen) und alten (60 plus) Ministranten würde er jedoch als „etwas befremdlich“ empfinden.